Coronavirus: Polizei gewappnet für Krawalle in Zürich und St. Gallen
Trotz oder gerade wegen des Coronavirus rebelliert die Jugend. In Zürich und St. Gallen rufen Gruppen junger Leute für heute Abend zu illegalen Partys auf.
Das Wichtigste in Kürze
- In St. Gallen finden wiederholt illegale Grosspartys Jugendlicher statt.
- Auch in Zürich wollen die Jungen heute Abend «fett abgah».
- Die Polizeikorps bereiten sich auf ein intensives Wochenende vor.
Ausnahmezustand im Osten der Schweiz. In der Stadt St. Gallen randalieren seit Ende März an jedem Wochenende Hunderte von Jugendlichen. Sie feiern in der Innenstadt illegale Grosspartys.
Über Ostern sprach die Kantonspolizei St. Gallen 650 Wegweisungen für 30 Tage aus.
Auch in Zürich und Winterthur soll dieses Wochenende illegal gefeiert werden. Auf den sozialen Medien kursiert schon seit Tagen ein Aufruf. Heute Freitag sollen alle mal wieder «fett abgehen», trotz Coronavirus und Schutzmassnahmen.
Stapo Zürich erhöht Präsenz
Die Zürcher Stadtpolizei habe Kenntnis von diesem Aufruf und bereite sich entsprechend vor, erklärt Marc Surber vom Mediendienst auf Anfrage. «Wenn erkannt wird, dass es zu Ansammlungen kommen könnte, wird die Stadtpolizei Zürich frühzeitig reagieren, um eine Eskalation zu verhindern.»
Zudem werde die Stapo Zürich ihre Präsenz besonders in den Bereichen Bellevue, Utoquai und Stadelhofen erneut erhöhen.
Auch in St. Gallen will die Polizei heute Abend wiederum rigoros durchgreifen und massiv Präsenz zeigen. Es würden ausgedehnte Personenkontrollen durchgeführt, teilt die Polizei mit.
«Einerseits wird die Einhaltung der ausgesprochenen Wegweisungen kontrolliert. Andererseits werden erneut Personen, welche auf Krawall aus sind oder als Schaulustige den Gewaltaufrufen folgen, weggewiesen», so die Mitteilung.
Wer sich am Freitagabend trotz Wegweisung in des Stadt St. Gallen aufhält, werde angezeigt.
Mit Wegweisungen arbeitet auch die Stadt Zürich. «Falls notwendig werden Personenkontrollen durchgeführt, Wegweisungen ausgesprochen und Uneinsichtige gebüsst», erklärt Mediensprecher Marc Surber.
Beide Polizeikorps appellieren an Schaulustige, zu Hause zu bleiben.
Coronavirus: Polizeien appellieren an Vernunft der Jugendlichen
Die Stadtpolizei Winterthur bereitet sich ebenfalls für Ausschreitungen Jugendlicher vor. In einem offenen Brief ruft die Polizei dazu auf, sich von Gewalt zu distanzieren. Die Situation werde trotzdem «ständig analysiert und wir bereiten uns entsprechend vor.»
«In erster Linie werden wir den Dialog mit den Jugendlichen suchen.» Dies erklärt Mediensprecher Michael Wirz auf Anfrage. Die Jugendlichen dürften ihre Partys feiern, solange sie nur maximal 15 Personen seien.
«Wir bitten jedoch alle, sich von Gewalt zu distanzieren. Und sich nicht von «Hetzern» in Dinge hereinziehen zu lassen, die man gar nicht möchte», betont Wirz.
Oberster Polizeidirektor besorgt
Der oberste Polizeidirektor Fredy Fässler zeigt sich sehr besorgt über die aktuelle Entwicklung. «Unsere Polizeicorps sind nicht darauf ausgerichtet, an jedem Wochenende Freitag und Samstag an verschiedenen Orten Grossveranstaltungen zu kontrollieren.» Dies sagt er gegenüber Radio SRF.
Die Polizeibeamten seien wegen der Pandemie und dem Coronavirus täglich massiv gefordert, sagt auch Max Hofmann. Er ist Generalsekretär des Polizeibeamtenverbands.
Es gehe dabei um Kontaktaufnahme, Deeskalation, Dialog, die Kontrolle der Maskentragpflicht und vieles mehr. Kämen dann am Wochenende noch drei, vier Brennpunkte mit Krawallrisiken hinzu, komme man sehr rasch ans Limit, so Hofmann.