Im Berufungsprozess um den Verkauf von Fifa-TV-Rechten hat der Verteidiger des Ex-Fifa-Generalsekretärs Jérôme Valcke für einen vollständigen Freispruch plädiert. Die Bundesanwaltschaft forderte am Vortag eine Freiheitsstrafe von 35 Monaten.
Jérôme Valcke
Der frühere Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke muss sich vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Patrick Hunziker, der Anwalt von Valcke, bezeichnete die Anklage der Bundesanwaltschaft (BA) als «unverhältnismässig».
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Die BA habe ihre eigene Anklageschrift mit Füssen getreten, indem sie korrupte Absprachen erfunden habe und sich auf juristische Neuerungen stütze.

Hunziker machte eine detaillierte Auslegeordnung der Rechtsprechung, insbesondere zur ungetreuen Geschäftsbesorgung. Im Gegensatz zur Bundesstaatsanwältin kam er zum Schluss, dass zum Zeitpunkt der Tat zwischen 2013 und 2015 die Vorteilsannahme nicht verboten war und auch keine Rückgabepflicht bestand.

Der Rechtsanwalt betonte, dass sein Mandant beim Abschluss der Verträge zu den Fifa-TV-Rechte keine Rolle gespielt habe. Diese Verträge seien nicht in seinen Zuständigkeitsbereich gewesen und seien von der TV-Abteilung des Verbands unterzeichnet worden. In der Marktsituation Mitte der 2010-er Jahre seien die erzielten Konditionen die bestmöglichen gewesen. «Damals gab es keinen Wettbewerb.»

Die Rechtsanwältin Elisa Bianchetti vervollständigte das Plädoyer, indem sie auf die Villa Bianca einging. Sie vertrat die Ansicht, dass die Überlassung der Villa durch einen Freund von Nasser Al-Khelaifi an Valcke nichts mit einer Einmischung in die Vergabe der TV-Rechte zugunsten von Al-Khelaifis Firma BeIN Media zu tun gehabt habe.

«Jérôme Valcke und Nasser Al-Khelaifi kannten sich seit 2011. Sie pflegten sehr enge freundschaftliche Beziehungen.» Die Anklage ignoriere diese Beziehungen, um die Theorie eines Korruptionspakts zu konstruieren.

Die Anwältin betonte, ihr Mandant habe nie einen Hehl aus seinen finanziellen Schwierigkeiten gemacht. Er habe über seine Verhältnisse gelebt. Als er eine neue Jacht und die Villa erwerben wollte, «war es ganz natürlich, dass er sich an Al-Khelaifi wandte».

Der ehemalige Generalsekretär wurde wegen qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung, passiver Bestechung und Urkundenfälschung angeklagt. Nur den letztgenannten Vorwurf erachtete die erste Instanz als erwiesen. Valcke wurde zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. (Fall CA.2021.3)

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