Fluggesellschaft Swiss: «Es wird Kunden geben, die nie mehr buchen»
Das Wichtigste in Kürze
- Die Swiss hat die Flüge von Zehntausenden Passagieren gestrichen.
- Für das Image sei es nicht gut, so viele Passagiere zu enttäuschen, sagt ein Experte.
- Dennoch werde die Swiss «nur einen Bruchteil» der 30'000 Betroffenen als Kunden verlieren.
Am Dienstag strich die Fluggesellschaft Swiss rund 30'000 Passagieren ihre Flüge in die Sommerferien. Der Grund: Die Airline kämpft mit einem Personalmangel. Während der Corona-Krise wurden Hunderte Flight Attendants entlassen. Jetzt ist die Nachfrage wieder gestiegen – und es fehlt an Personal, um diese zu bewältigen.
Die Airline hat angekündigt, die betroffenen Passagiere auf andere Flüge umzubuchen oder andere Lösungen zu finden. Dennoch dürfte der Frust bei vielen gross sein. Auch für Marken-Experte Stefan Vogler steht fest: «So viele Passagiere zu enttäuschen ist nicht gut für das Image der Swiss.»
Er kann sich jedoch auch vorstellen, dass «die Kundinnen und Kunden bei allem Ärger auch ein gewisses Verständnis haben». Dies, sofern es bei den Flugstreichungen bleibt und während der Hochsaison alles glattläuft. Es sei «nachvollziehbar und verzeihbar», dass es der Airline schwerfällt, kurzfristig neues Personal zu finden.
Vogler hält jedoch fest: «Die krasse Fehleinschätzung der Nachfrageentwicklung bleibt aber unverständlich.»
Andere Airlines enttäuschen mehr als Fluggesellschaft Swiss
Dennoch profitiere die Swiss noch immer vom Vertrauen vieler Kundinnen und Kunden. «Selbst bei einigen Betroffenen wird noch etwas ‹Goodwill› vorhanden sein», sagt Vogler. Die Marke sei zwar «ramponiert» worden: «Aber mittelfristig wird das Image kaum leiden. Vorausgesetzt, der Swiss unterläuft in Zukunft kein derartiger Kapazitätsengpass mehr und das Kundenerlebnis bleibt insgesamt gut.»
Ausserdem gebe es für gewisse Direktverbindungen aus der Schweiz keine Alternativen. «Und andere Airlines, allen voran viele Billiganbieter, enttäuschen die Kunden viel mehr als die Swiss», erklärt der Experte. Wegen der Fehleinschätzung der wiederkehrenden Nachfrage habe die ganze Branche ein Imageproblem. «Aber das Image anderer Marken hat und wird mehr leiden als das Image der Swiss.»
So habe sich die Fluggesellschaft Swiss etwa «viel besser verhalten als Easyjet». Die Billigairline hatte kurzfristig Tausende Briten aufgrund von Personalengpässen am Flughafen sitzen lassen. Allerdings habe die Swiss auch «viel mehr Reputation zu verlieren».
Flüge gestrichen - Buchen Sie jetzt noch bei der Swiss?
Laufen der Swiss also bald die Passagiere davon? Vogler fasst zusammen: «Es wird betroffene Kundinnen und Kunden geben, die nie mehr Swiss buchen. Sie wird aber nur einen Bruchteil der zu Recht enttäuschten 30’000 Passagiere verlieren.»
Die kommenden Sommerferien 2022 seien «eine vielleicht nie mehr wiederkehrende Chance, sich positiv zu profilieren». Die Kundinnen und Kunden würden es «emotional stark wahrnehmen», endlich wieder in die Ferien zu fliegen.