Greenpeace erklärt Einwegmasken den Kampf

Annina Reusser
Annina Reusser

Bern,

In einer Petition fordert Greenpeace vom Bund, zertifizierte Stoffmasken zu fördern. Die Arbeit an einer verbindlichen Norm läuft währenddessen auf Hochtouren.

Maske Abfall
Weggeworfene Einwegmaske. Die Natur braucht 450 Jahre um eine Maske aus Polypropylen abzubauen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Greenpeace startet eine Petition gegen Einwegmasken und für Zertifikate von Stoffmasken.
  • Greenpeace rechnet: Pro Jahr entstehen durch Einwegmasken über 8000 Tonnen Abfall.
  • Der Schweizerische Normenverband arbeitet bereits an einer verbindlichen Norm.

Im öffentlichen Verkehr gehören sie schon seit Juli zum üblichen Bild, seit dieser Woche sind sie definitiv Alltag in fast allen Lebensbereichen: Masken. Die Vielfalt ist gross: zwischen hellblauen Chirurgenmasken zeigen sich Stoffmasken in allen Farben. Immer mal wieder versteckt sich eine weggeworfene Maske im Gebüsch oder am Strassenrand.

Greenpeace fordert nun in einer Petition, dass sich der Bund auch der Umweltverschmutzung durch Einwegmasken annimmt. Die Umweltorganisation verlangt vom Bundesrat, in die Erarbeitung einer Stoffmaskennorm und die Produktion von zertifizierten Stoffmasken zu investieren.

Zudem soll der Bund die Produktion durch private Unternehmen unterstützen und die Verwendung von zertifizierten Stoffmasken als Standard empfehlen. Damit soll der grosse Abfallberg an Einwegmasken verhindert werden.

Schutzmaske
Eine Schutzmaske liegt ganz oben im Abfall an einer Berner Busstation. Ein Windstoss und die Maske liegt auf der Strasse. - Nau.ch

Philipp Rohrer, Fachexperte Zero Waste bei Greenpeace, sagt: «Wir beobachten, dass immer mehr Einwegmasken in den Strassen oder auch im Wald herumliegen. Weggeworfene Mehrwegmasken sieht man jedoch fast nie.»

Zertifizierte Stoffmasken sollen dieses Problem nun lösen und trotzdem genügend Schutz vor Ansteckungen mit dem Coronavirus bieten. «Offenbar tragen die Menschen mehr Sorge zu ihren Stoffmasken als zu den Einwegmasken», so Rohrer. «Das Littering-Problem würde sich massiv reduzieren, wenn mehrfach verwendbare Masken verwendet würden.»

Über 8000 Tonnen Abfall wegen Einwegmasken

Greenpeace rechnet aus, dass in der Schweiz pro Jahr 8187 Tonnen Abfall durch Einwegmasken entstehen. Dies, wenn man davon ausgeht, dass jede Person über 12 Jahren während eines Jahres täglich eine Einwegmaske verbraucht.

Weggeworfene Einwegmasken verschmutzen auch die Natur, etwa Wälder und Gewässer in Erholungsgebieten. Greenpeace schreibt: «Die Natur benötigt bis zu 450 Jahre, um eine unsachgemäss weggeworfene Einwegmaske abzubauen.»

Maske Abfall
In der Schweiz werden pro Jahr über 8000 Tonnen Einwegmasken weggeworfen. - Keystone

Die Umweltorganisation fordert, dass die Masken einer Schweizerischen Norm für Stoffmasken entsprechen. Zudem sollen die Masken nach Bio- und Fairtrade-Standards zertifiziert sein. «Aktuell herrscht viel Unsicherheit bei den Masken», sagt Rohrer von Greenpeace.

Diese Situation müsse klarer werden. Rohrer: «Wenn es eine Norm gibt und später die Zertifikate, dann sollte der Bund die Stoffmasken der breiten Bevölkerung empfehlen.» Für Greenpeace sei der Schutz der Gesundheit genauso wichtig wie der Schutz der Umwelt.

Bisher nur ein Label in der Schweiz

Aktuell gibt es in der Schweiz weder eine Norm noch ein Zertifikat für Stoffmasken, auch Community Masken genannt. Massgebend ist die Empfehlung der Taskforce. Taskforce-Experte Peter Wick von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa sagt: «Es gibt mehr und mehr Masken, die diese Anforderungen erfüllen.» Sie seien aber eher in den Online-Shops der Produzenten erhältlich statt bei den Grossverteilern.

Ein Label für Stoffmasken gibt es bereits: Testex. Das Label garantiert, dass die Maske die Taskforce-Empfehlung erfüllt. «Es ist das Beste, was wir haben – ist aber noch nicht ein Zertifikat wie bei den Chirurgenmasken», erklärt Wick.

Coronavirus Maske
Die beiden St. Galler Firmen Schoeller Textil AG und Forster Rohner AG haben die erste Textilmaske auf den Markt gebracht, welche das Label «TESTEX Community Mask» trägt. - Testex

Hinter den Kulissen passiert im Moment einiges zur Entwicklung eines Stoffmasken-Zertifikates. «Der Schweizer Normenverband ist dran, aus der Empfehlung eine verbindlichere Regel zu machen», sagt Wick.

Zuerst soll also eine schweizerische, verbindliche Norm entstehen, die später in ein Zertifikat umgewandelt werden könne. Ein Zertifikat an sich sei nicht unbedingt notwendig, solange die Covid-Verordnung gilt. Wick sagt: «Das BAG akzeptiert Community-Masken als gute Masken, solange sie der Taskforce-Empfehlung entsprechen.»

Die Expertengruppe des Normenverbandes, dem auch Taskforce-Mitglieder angehören, hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Bis Weihnachten will sie eine Regel entwickeln und Anfang Jahr publizieren. «Das wäre Weltrekord», sagt Wick stolz. Bei der Chirurgenmaske habe der Prozess zehnmal länger gedauert.

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