Lehrer entlassen: Schul-Skandal kostet Pfäffikon ZH 120'000 Franken
In Pfäffikon ZH wurde ein schwuler Lehrer nach haltlosen Vorwürfen von konservativen Eltern entlassen. Der Eklat kostete die Schule teures Geld.
Das Wichtigste in Kürze
- In Pfäffikon ZH sorgte die Entlassung eines homosexuellen Lehrers für Empörung.
- Konservative Eltern erhoben Vorwürfe gegen seinen Aufklärungsunterricht.
- Jetzt ist klar: Der Skandal kostete die Schule mehr als 120'000 Franken.
Der Fall sorgt seit Wochen für Schlagzeilen: In Pfäffikon ZH wurde ein homosexueller Primarlehrer entlassen, nachdem er ins Visier konservativer Eltern geraten war. Sie warfen ihm unter anderem vor, die Kinder zu Selbstbefriedigung aufgefordert zu haben. Vorwürfe, die sich später als haltlos herausstellten.
Trotzdem musste der Lehrer gehen – der Entscheid der Schulpflege sorgte landesweit für Kritik. Jetzt ist klar: Auch aufs Portemonnaie der Schule hatte der Eklat Auswirkungen.
Die Kontroverse hat Pfäffikon bisher über 120'000 Franken gekostet. Die Hälfte davon ging an Beratungsgebühren für eine externe Kommunikationsagentur und juristische Unterstützung.
Schulpflege hielt Entlassung von Lehrer für notwendig
Herausgestellt hat sich das am Montagabend an einer Gemeindeversammlung. Dabei äusserte sich die Schulpflege erstmals zu den Ereignissen.
Hintergrund: Die Ortsparteien der SVP, SP und GLP hatten entsprechende Anfragen gestellt. Schulpflege-Vizepräsident Roger Klos (SVP) sagte gegenüber «Züriost»: «Dadurch sind wir erstmals rechtlich legitimiert, vertiefter Auskunft zu geben.»
Der Konflikt begann mit dem Sexualkundeunterricht an der Obermatt-Schule in Pfäffikon. Einige Eltern zogen ihre Kinder aus dem Unterricht zurück und behaupteten, dass Themen wie homosexuelle Befriedigungspraktiken behandelt würden. Klos stellte jedoch klar: «Die Darstellung der Eltern bewahrheitete sich bei den Nachforschungen der Schulleitung aber nicht».
Trotzdem eskalierte die Situation weiter und führte sogar zu tumultartigen Szenen im und vor dem Schulhaus. Die Schulpflege bestätigte diese Vorfälle am Montagabend und erklärte die Entlassung des Lehrers als notwendig zur Vermeidung einer öffentlichen Eskalation.
Gemeindepräsi streitet Diskriminierung ab
Gemeindepräsident Marco Hirzel bestritt gegenüber dem SRF-«Regionaljournal Zürich-Schaffhausen», dass der Lehrer aufgrund seiner Homosexualität entlassen wurde. Es habe keine Diskriminierung gegeben, aber eine weitere Eskalation sei immer wahrscheinlicher geworden.
Hirzel äusserte jedoch auch seine Unzufriedenheit darüber, dass die konservativen Eltern mit ihrer Forderung erfolgreich waren. «Wir wollen nun unsere Lehren daraus ziehen, damit so etwas nicht wieder vorkommt», sagte er.
Als Reaktion auf den Vorfall plant die Gemeinde Weiterbildungen für Schulbehörden und Lehrkräfte zur besseren Bewältigung solcher Konflikte. Eine andere Überlegung ist es, den Sexualkundeunterricht künftig von externen Fachleuten statt von Klassenlehrpersonen durchführen zu lassen.
Die Erklärungen der Schulpflege wurden vom Publikum kritisch aufgenommen. Ein Anwesender kommentierte: «Die freikirchlichen Eltern, die durchgedreht sind, werden nun für ihr Verhalten belohnt». Eine andere Teilnehmerin fügte hinzu: «Wir wollen nicht, dass eine Situation eskaliert, also entlassen wir den Lehrer? Das kann keine Lösung sein».
Der Fall ist noch nicht abgeschlossen und wird nun vom Bezirksrat behandelt.