Lonza-Chef vermutet «Missverständnis» bei Diskussion um Impfstrasse
Hatte die Schweiz ein Angebot für eine eigene Produktionsstrasse bei Lonza? Nun spricht Lonza-Verwaltungsratspräsident Albert Baehny zu den Treffen mit Berset.
Das Wichtigste in Kürze
- Hätte die Schweiz einfacher Zugang zum Moderna-Impfstoff haben können?
- Diese Frage beschäftigt die Schweiz.
- Lonza-Verwaltungsratspräsident Baehny erklärt, die Tür sei immer noch offen.
Hat der Bundesrat ein Angebot von Lonza für den Kauf einer Impfstoff-Produktionslinie ausgeschlagen oder nicht? Diese Frage will nun sogar die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats klären.
Nun äussert sich Lonza-Verwaltungsratspräsident Albert Baehny zu den Kontakten mit dem BAG und Bundesrat Alain Berset. «Ich vermute, es gibt ein Missverständnis über die Begriffe Kapazität und Produktionsstrasse», erklärt er gegenüber der SRF-«Rundschau».
Er habe beim Treffen am 1. Mai 2020 gefragt: «Ist der Bund allenfalls interessiert, in Kapazitäten zu investieren?»
Jetzt könne man darüber streiten: «Sind das Kapazitäten, ist es eine Produktionsstrasse?» Aber das sei unter dem Strich egal, sagt Baehny im Gespräch mit SRF. «Die Frage war: Ist die Schweiz bereit zu investieren in Kapazitäten? Ob das eine Strasse oder eine Teilstrasse ist, ist sekundär.»
«Ich hätte insistieren können»
Dass der Kontakt mit dem Bund nach diesem Treffen abgebrochen sei, nimmt Baehny auch auf sich. «Ich habe den ersten Schritt gemacht, ich hätte einen zweiten und sogar dritten machen können – und ich hätte insistieren können.»
Er habe zu diesem Zeitpunkt die Gewissheit gehabt, dass Moderna an einer solchen Möglichkeit interessiert gewesen wäre.
Baehny gibt zu verstehen, dass in Sachen Verhandlungen auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts verloren sei. Aber: Der Aufbau einer neuen Produktionsstrasse für Impfdosen dauere mindestens zehn Monate. Dennoch hält der Lonza-Präsident fest, dass er sich über einen Anruf von Berset «freuen würde».
Alain Berset hatte dementiert
Am Mittwoch wurde Gesundheitsminister Berset bei der Medienkonferenz auf dieses neue Angebot von Albert Baehny angesprochen. Solche Gespräche gebe es immer wieder, meinte der SP-Bundesrat daraufhin.
Er fügte an, dass er auch selbst schon versucht habe, am 11. März Herrn Baehny zu erreichen. «Das hat bis jetzt noch nicht geklappt, aber wird sicher noch passieren», so Berrset.
Der Gesundheitsminister hatte im Vorfeld bestätigt, dass der Bundesrat vor einem Jahr einen Brief von Lonza erhalten habe. Es sei darum gegangen, dass Lonza von Moderna ausgewählt worden war, um Impfstoff zu produzieren.
Laut Berset ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. «Und wenn man in eine Firma investiert, bedeutet dies nicht automatisch, dass man mehr Impfstoff erhält», so die Aussagen Bersets.