Migros sorgt für Werbe-Wirbel: Wichtel will Romanze mit Kassiererin
Die Migros setzt die beliebte Weihnachtsgeschichte mit Wichtel Finn fort. Der Streifen spaltet Beobachter. Ist die herzige Figur auf einmal fies geworden?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros lässt die nächste Werbung mit Wichtel Finn über die TV-Bildschirme flackern.
- Der über einminütige Film spaltet die Zuschauer – ist der herzige Wichtel fies geworden?
- Finn zeigt seiner Wichtel-Freundin wegen einer jungen Kassiererin erst die kalte Schulter.
- Werbe-Profis schätzen den Spot bei Nau.ch ein – es gibt auch Lob.
- Frank Bodin: «Es ist nicht der beste Film in der Serie. Aber man will ihn nochmals sehen.»
«Haben die eine Wand draussen? Der Kleine geht zurück zur zweiten Option, weil die an der Kasse schon einen hat!» – «Wenn die Erste nicht will, zurück zur anderen – ohaaa...» – «Finde ich nicht die beste Werbung, nach einem Korb wieder zur Alten zu gehen, naja...»
Die Migros setzt die beliebte Weihnachts-Serie mit Wichtel Finn auch in diesem Jahr fort. Nebst positivem Feedback gibt es aber im Netz auch mächtig Wirbel. «Welche Werte will uns die Migros hier vermitteln?», so ein weiterer Kommentar.
Ist der herzige Wichtel («Miip») jetzt fies und untreu geworden?
Der neue Streifen dreht sich nämlich um eine Romanze in der Migros. Wichtel Finn schwärmt und umgarnt eine junge Kassiererin. Durch die rosarote Brille merkt er nicht, dass es mit Wichtelmädchen Eli an seiner Seite eigentlich auch gut passen würde...
Die (Nicht-)Liebesgeschichte mit der Verkäuferin endet abrupt. Seine Favoritin hat nämlich bereits einen Verehrer. So kehrt Finn zu Eli zurück. Zur zweiten Option.
Untreu-«Finn» hat seinen Ruf bei manchen TV-Beobachtern verspielt. Trotzdem ist der Tenor von Werbe-Profis mehr als positiv.
Star-Werber Frank Bodin: Es ist wie im echten Leben...
Frank Bodin sagt zwar: «Die Storys sind mal besser, mal weniger gelungen. Der aktuelle Streifen ist nicht der beste.» Trotzdem gehe der Ansatz voll auf, so der Schweizer Kreativkopf mit eigener Werbeagentur.
Mitentscheidend sei: «Will der Konsument den Film ein zweites Mal sehen? Das ist hier definitiv der Fall. Finn nervt nicht, es ist ein Spot, den man immer wieder gerne sieht.»
Bodin führt aus: «Wenn man den neuen Finn-Film das erste Mal gesehen hat, kann es sein, dass die Handlung noch nicht klar ist. In wen hat sich Finn jetzt wirklich verliebt? Hat sich der Wichtel in die Falsche ‹verluegt›? Das ist raffiniert, man will ihn gleich noch einmal sehen.»
Mit Finn habe die Migros zudem einen gelungenen und fassbaren Vergleich zum echten Leben gezogen. «Manchmal ist die zweitbeste Lösung eben dann doch die absolut richtige...»
«Es ist der beste Schweizer Weihnachts-Spot»
Für Marketing-Experte Felix Murbach ist es positiv zu werten, dass sich Leute überhaupt Gedanken machen über die Wandlung von Finn. «Dass ein Sympathieträger wie Finn einen grossen Wiedererkennungswert hat, spricht für die Marke.»
Bodin schliesst: «Wenn ich mir die ganzen anderen Konfetti- oder Weihnachtszauber-Spots ansehe, muss ich der Migros ein Kompliment machen. Es ist der beste Schweizer Weihnachts-Spot. Enttäuscht bin ich dieses Jahr zum Beispiel von Galaxus.»
Erster Film der Migros stellte sogar SRF-Sendungen in Schatten
Vor sechs Jahren tauchte Finn zum ersten Mal in der Weihnachtswerbung auf. Die Episode von 2017 zeigte, wie der Wichtel dank einer Verkäuferin Freunde findet.
Der einminütige Clip ging viral, wurde weltweit von deutlich über 20 Millionen Menschen gesehen. Zum Vergleich: Die im selben Jahr erschienene SRF-Serie «Wilder» erreichte im Schnitt 619'000 Zuschauende.
Es folgte Teil zwei, dann eine fünfjährige Abwesenheit. Letztes Jahr kehrte Finn an die Bildschirme zurück.
Ob der Spot aber an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen könne, sei noch unklar, sagt Murbach. «Das hängt davon ab, wie gut das Publikum die Botschaft aufnimmt. Und ob Finn erneut als Sympathieträger Herzen gewinnt und Gespräche auslöst. Sowohl innerhalb der Familien als auch in den sozialen Medien.»
Die Migros sagt zu Nau.ch: «Da viele wissen wollten, wie es ihm ergangen ist, ist er auch dieses Jahr wieder in unserem Werbe-Spot zu sehen. Bis wann er uns begleiten wird, ist eine Überraschung. Miip.»
