Migros: Veganer Landjäger heisst jetzt nicht mehr «Jäger»
Aus «Plant-Based Jäger» wird bei der Migros «Smoky Stick». Es gibt Unverständnis. Sogar Vegan-Experten begrüssen an Fleisch erinnernde Namen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros hat die Bezeichnung ihrer Fleischersatz-«Jäger» geändert.
- Laut Veganern wäre die Namensänderung nicht nötig gewesen.
- Auch Experten sehen in an Fleisch erinnernden Bezeichnungen Vorteile.
Vegane Fleischersatzprodukte werden immer beliebter. Oft führt ihre Bezeichnung jedoch zum Rechtsstreit. Grund: Der Produktname darf nicht zu sehr an ihr Fleisch-Pendant erinnern.
Nau.ch-Leser O. G.* vermutet genau das, als sein Lieblingsfleischersatzprodukt in der Migros plötzlich einen neuen Namen trägt.
Aus dem veganen Landjäger namens «Plant-based Jäger» wurde nämlich plötzlich «V-Love Smoky Sticks». Gabs also Zoff mit den Behörden?
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt die Migros: «Die Namensänderung haben wir gemacht, da wir den Artikel in unsere beliebte Eigenmarke V-Love übernommen haben.» Die Migros sei überzeugt, dass es sich um eine passende Bezeichnung handle. Reklamationen – etwa aus rechtlichen Gründen – habe die Detailhändlerin keine erhalten.
Die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft Proviande weist derweil darauf hin, dass bestimmte Bezeichnungen verboten seien. So etwa «veganes Rinderfilet» oder «Kalbswurst auf Sojabasis.» Mit solchen Namensänderungen habe sie jedoch nichts zu tun.
Der Nau.ch-Leser schüttelt den Kopf: «Den Namenswechsel kann ich nicht nachvollziehen, schliesslich erinnert mich der Geschmack tatsächlich an den echten Landjäger.»
O. G.* bezeichnet sich selbst weder als Veganer noch als Vegetarier. «Aber hin und wieder probiere ich gerne eine vegane Alternative aus», so der Fleischesser.
Darum begrüssen Veganer Fleisch-Namen für Fleischersatz
Doch was sagen Veganer zur Namensänderung? Ist diese etwa willkommen?
Nein, im Gegenteil.
Im Hinblick auf an Fleisch erinnernde Produktbezeichnungen sagt Renato Pichler, Geschäftsführer des Labels Swissveg: «Die Hemmschwelle für Fleischesser, ein neues Produkt zu probieren, ist kleiner, wenn es einen bekannten Namen trägt.» Somit sei für Konsumenten klar, was sie erwartet.
«Von uns aus wäre die Namensänderung nicht unbedingt nötig gewesen», so Pichler weiter. Die Bezeichnung «Jäger» sei gar nicht so schlecht gewesen. «Schliesslich kennen die Leute den Landjäger und wissen somit, was sie erwartet. Daher wäre der Name eigentlich treffend.»
Veganer: Darum sind an Fleisch erinnernde Namen gut
Möglich sei aber, dass die Migros rechtlichen Problemen zuvorkommen wollte. Pichler weiss: «In der Schweiz greifen Behörden rigoros durch, was solche Namen angeht.»
Die Vegan-Expertin von Nau.ch, Mirjam Walser, bläst ins gleiche Horn: «Viele Veganer mögen den Geschmack und die Textur von Fleisch und greifen deshalb gerne auf Ersatzprodukte zurück.» Dass diese mit tierischen Namen angeschrieben seien, habe ihres Wissens keinen abschreckenden Effekt bei Veganern.
Beispiel: «Veganes Chicken». Würde hier von «erbsenbasierten Stücken» gesprochen, wäre nicht nur unklar, wie das Produkt schmeckt. Ebenso bliebe offen, wie es in der Küche zum Einsatz kommt. «Deshalb macht eine Bezeichnung mit dem tierischen Original sowohl für Veganer als auch für Nicht-Veganer Sinn.»