Laut Vertreterinnen und Vertreter von Jungparteien, dem Uno-Ausschuss für die Rechte des Kindes und Amnesty International ist das Anti-Terrorgesetz zu vage.
Anti-Terror-Gesetz
Jungparteien haben das Referendum gegen das von den eidgenössischen Räten in der Herbstsession verabschiedete Anti-Terror-Gesetz ergriffen. Vor den Medien informierten unter anderem Tobias Vögeli, Co-Präsident Junge Grünliberale Schweiz, und Jorgo Ananiadis, Co-Präsident Piratenpartei Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Nein-Komitee sieht beim Anti-Terrorgesetz viele Probleme.
  • Es sei zu vage formuliert und öffne Tür und Tor für Willkür.
  • Auch Meinungsfreiheit und Menschenrechte seien in Gefahr, so Amnesty International.
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Es stelle dadurch die Rechtsstaatlichkeit in Frage und verletze die Menschenrechte. Über das Referendum gegen das Gesetz wird am 13. Juni abgestimmt.

Breite Allianz gegen Karin Keller-Sutter

Das Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) mit den sehr vagen Definitionen von «potenziellen Terroristen» und «terroristischen Aktivitäten» habe drastische Auswirkungen auf unser aller Leben, sagte Virginie Cavalli von den Jungen Grünliberalen Schweiz am Dienstag vor den Medien in Bern.

Juso Ronja Jansen
Die Präsidentin der Juso, Ronja Jansen, an der ausserordentlichen Jahresversammlung der JUSO Schweiz. - Keystone

Die blosse Androhung einer Straftat oder «das Verbreiten von Angst» könne von den Behörden als strafbar angesehen werden, ohne dass konkrete Beweise vorgelegt werden müssten, stellte die Anwältin fest. Das Gesetz öffne damit der Willkür Tür und Tor. Die Unschuldsvermutung werde durch eine Gefährlichkeitsvermutung ersetzt.

Juso-Präsidentin Ronja Jansen sprach von einem «Willkür-Gesetz», das jeden zur Terroristin oder zum Terroristen erklären könne, sowohl Klimaaktivistinnen als auch SVP-Mitglieder, die mit einem provokativen Plakat Kampagne machen. Bei einem Ja zum Gesetz sei die Schweiz nicht mehr durch Menschenrechte und Grundsätze des Rechtsstaats, sondern nur noch durch den Glauben daran, dass die Behörden das Gesetz nicht wörtlich umsetzen, von einem autoritären Polizeistaat zu unterscheiden, erklärte Jansen.

Werden jetzt Kinder ausspioniert?

Für Amnesty International Schweiz ist die breite Definition von Terrorismus eine Gefahr für die Meinungsfreiheit. Die vagen Begriffe im Gesetz hätten eine abschreckende Wirkung auf die Meinungsäusserungsfreiheit und würden zu einer Selbstzensur vieler Menschen, einschliesslich politischer Aktivisten, führen, sagte Alicia Giraudel von Amnesty.

Debatte um Polizeigewalt in Deutschland
Debatte um Polizeigewalt in Deutschland - AFP/Archiv

Wird eine aus strafrechtlicher Sicht unbescholtene Person von der Bundespolizei (Fedpol) als potenziell gefährlich eingestuft, könne dies zudem zu weiteren Einschränkungen von Menschenrechten führen, sagte Giraudel. Sie erwähnte dabei das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens, das Recht auf Arbeit, auf Freizügigkeit und auf einen wirksamen Rechtsbehelf.

Kritisiert wurde von den Gegnerinnen und Gegnern des Gesetzes insbesondere auch, dass damit Massnahmen gegen Minderjährige im Alter von lediglich 12 Jahren verhängt werden könnten und dadurch Schutzmassnahmen für Kinder wegfallen würden.

Philip Jaffé vom Uno-Ausschuss für die Rechte des Kindes (Committee on the Rights of the Child) bezeichnete es als äusserst besorgniserregend, der Polizei zu erlauben, ohne vorliegende Straftat ab einem Alter von 12 Jahren einzugreifen. Wenn es Bedenken aber keine Straftaten gebe, sollten nur die Kinderschutzbehörden aktiv werden.

karin keller sutter
Die damalige Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter verfolgt die Debatte um die Selbstbestimmungsinitiative 2018. - Keystone

Ein 12-jähriges Kind sei den gleichen Belastungen ausgesetzt wie ein 50-Jähriger. Das sei nicht verhältnismässig, sagte Oleg Gafner von den Jungen Grünen. Die differenzierte Gerechtigkeit ebenso wie der soziale Wiederaufbau eines Kindes werde im Gesetz nicht erwähnt. Es brauche Sozialarbeiter und nicht die Polizei, welche die Prävention macht, so Gafner.

Unterstützt werden Junge Grüne, Juso, Junge Grünliberale und die Piratenpartei, welche das Referendum ergriffen haben, auch von ihren jeweiligen Mutterparteien Grüne, SP und Grünliberale. Für das Gesetz stimmten im Parlament SVP, FDP und die Mitte-Fraktion.

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