Nestlé streicht Sortiment in Russland doch noch
Nestlé reagiert nun doch auch wegen des Ukraine-Kriegs. Nach der Kritik des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stellen sie Produkte in Russland ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach heftiger Kritik stoppt Nestlé den Verkauf bestimmter Produkte in Russland nun doch.
- Marken wie Kitkat und Nesquik werden aus den Regalen genommen.
- Nur noch lebenswichtige Güter sollen in Russland verkauft werden.
Nestlé streicht nun doch Produkte aus dem russischen Sortiment. Das Unternehmen reagiert damit auf die anhaltende Kritik. Unter anderem nimmt der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller dort Marken wie Kitkat und Nesquik aus den Regalen. Einzig lebenswichtige Güter wie Babynahrung oder medizinische Ernährung sollen in dem Land noch verkauft werden.
Den Ansatz, den Nestlé jetzt verfolgt, entspreche dem Prinzip, das Grundrecht auf Nahrung zu gewährleisten, betonte der Konzern. Laut Angaben im Geschäftsbericht hat das Unternehmen 2021 in Russland 1,7 Milliarden Franken umgesetzt. Das sind knapp 2 Prozent des Gruppenumsatzes.
Der Konzern erwarte nicht, in der näheren Zukunft in Russland Gewinne zu erzielen oder damit verbundene Steuern zu zahlen. Alle allfälligen Gewinne würden aber Organisationen für humanitäre Hilfe gespendet.
Der Grossteil der Nestlé-Produkte, rund 90 Prozent, wird allerdings lokal produziert, wie ein Sprecher gegenüber AWP sagte. Die Produktion der grossen Mehrheit der Produkte und des Umsatzes in Russland würden unterbrochen, erklärte ein Nestlé-Sprecher. Dies betreffe neben Süsswaren auch Heimtierprodukte und Kaffee.
7000 Mitarbeitende in Russland
Derzeit sei man zudem dabei, Lösungen für die Angestellten und Werke in Russland zu finden, sagte ein Sprecher. Nestlé werde seine Mitarbeitenden weiterhin bezahlen. Der Konzern beschäftigt laut eigenen Angaben 7000 Mitarbeitende in Russland und hat dort sechs Fabriken. Konzerne, die sich aus Russland zurückziehen, dürften dabei auch das Risiko der Enteignung fürchten.
«Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine und unseren 5'800 Mitarbeitenden dort», erklärte Nestlé weiter. Man wolle die Bemühungen zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine und der Flüchtlinge in den benachbarten Ländern fortsetzen.
Nestlé ist laut eigenen Angaben eines der wenigen Unternehmen, das die Regale für die ukrainische Bevölkerung weiterhin fülle. Derzeit könne Nestlé 60 Prozent des Vorkriegs-Volumens liefern, sagte der Sprecher. Der Konzern liefert dabei auch Nahrungsmittel an Hilfsorganisationen.
Kritik an Nestlé von Wolodymyr Selenskyj
Bereits vor fast zwei Wochen hatte Nestlé erklärt, den Import und Export aller nicht lebenswichtigen Nahrungsmittel in Russland zu stoppen. Es würden ausserdem keine Investitionen mehr getätigt und die Produkte nicht mehr beworben.
Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj reichte dies jedoch nicht aus. Er kritisierte den weltgrössten Nahrungsmittelkonzern dafür, Russland nicht zu verlassen. Konzerne, die in Russland blieben, finanzierten den Krieg mit, argumentierte er.