Schweizer Ausstellung zur Digitalisierung im humanitären Bereich
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und Bundespräsident Alain Berset haben am Montagabend bei der UN in New York eine Ausstellung eröffnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz hat bei den Vereinten Nationen in New York eine Ausstellung eröffnet.
- Sie soll die Gefahren der Digitalisierung für die humanitäre Hilfe aufzeigen.
«Die neuen Technologien können die Belastung der Zivilbevölkerung verringern», sagte Berset vor seinem Amtskollegen aus Mosambik Filipe Jacinto Nyusi und zahlreichen Botschaftern, «aber sie bringen auch neue Bedrohungen mit sich, wie Desinformation oder illegale Überwachung».
Künstliche Intelligenz (KI) könne bei böswilliger Nutzung sogar zu mehr Gewalt führen. Ein weiteres Problem sei, dass der Austausch von Daten von Zivilisten diese «verwundbarer» machen könne, betonte der Bundespräsident. Die Schweiz und das IKRK haben 2020 zusammen mit den Vereinten Nationen (Uno) eine Initiative zu diesem Thema gestartet.
Desinformation und Hassreden in einem Krieg
Die IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric bekräftigte ihrerseits, dass die Anwendung des humanitären Völkerrechts (HVR) auf neue Technologien in Konflikten nicht in Frage gestellt werden könne. Zivilisten dürften nicht ins Visier genommen werden, ebenso wenig wie medizinische Infrastrukturen.
Desinformation und Hassreden «können die Sicherheit» von Menschen, die von einem Krieg betroffen sind, gefährden, fügte Spoljaric hinzu. Sie rief alle Akteure, einschliesslich des Privatsektors, dazu auf, sich für ein sichereres digitales Ökosystem einzusetzen.
Die Ausstellung konfrontiert die Besucherinnen und Besucher mit den «digitalen Dilemmas», denen Zivilisten in konfliktbelasteten Gebieten gegenüberstehen. Sie zeigt zudem, dass die zunehmende Beteiligung von Zivilisten an digitalen Kriegen langfristige Auswirkungen auf «ganze Bevölkerungen» haben kann.
«Ein bedeutender Beitrag», sagte die stellvertretende Uno-Generalsekretärin Amina Mohammed. Sie dankte Berset, der am Dienstag eine hochrangige Debatte des Uno-Sicherheitsrats über den Schutz von Zivilisten leiten soll, dafür, dass er humanitäre Herausforderungen auf die Tagesordnung dieser Diskussion gesetzt hat. Sie erinnerte daran, dass bis 2024 ein digitales globales Abkommen erwartet wird.
Man müsse «besser verständlich machen, was es bedeutet, gehackt, überwacht oder Opfer eines digitalen Krieges zu sein», sagte der Verantwortliche für die Ausstellung beim IKRK, Philippe Stoll, zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Bis Juni werde eine Webseite allen die Möglichkeit bieten, diese Erfahrung zu machen. Eine frühere ähnliche Ausstellung der Organisation habe innerhalb von zwei Jahren 100'000 Menschen online angezogen.
IKRK mit digitalen Angriffen konfrontiert
In den letzten Jahren war das IKRK selbst mit digitalen Angriffen konfrontiert, vor allem vor einem Jahr, als die Angaben von 515'000 Empfängern seiner Hilfe kompromittiert wurden. Es hat mehrere Initiativen gestartet, darunter ein Büro für Datenschutz oder eine «Cyber-Delegation».
Es erhält auch Unterstützung von den Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Lausanne (EPFL) und Zürich (ETHZ) im Rahmen einer Allianz, um unter anderem die Dichte einer zu unterstützenden Bevölkerung mithilfe von KI genau zu bewerten. Dieser Cyberangriff hat auch die Bemühungen im internationalen Genf verstärkt. Das CyberPeace Institute hat vor drei Monaten ein Zentrum für humanitäre Cybersicherheit eingerichtet.