Self-Checkout-Trend erreicht kleine Geschäfte
Immer mehr kleine Geschäfte wie Papeterien oder Cafés setzen auf Self-Checkout-Kassen. Das hat Vor-, aber auch Nachteile.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Migros, Coop & Co. führen auch erste kleinere Läden Self-Checkout-Kassen ein.
- Der Trend dürfte sich fortsetzen, sagen Experten.
Self-Checkout-Kassen sind in der Schweiz sehr beliebt. Deshalb sind sie schon länger in vielen Geschäften wie etwa der Migros, Coop, McDonalds oder H&M zu finden. Doch immer häufiger können Kundinnen und Kunden ihren Einkauf auch in kleineren Läden selber scannen.
So bietet etwa die Papeterie Zumstein diese Möglichkeit an. «Nach einem erfolgreichen Pilot in Zürich haben wir dies in all unseren Filialen umgesetzt», bestätigt Geschäftsführer Marcel Zumstein gegenüber Nau.ch.
Die Erfahrungen damit seien «durchwegs positiv», insbesondere weil sie als «Puffer» bei grossem Andrang an den Kassen dienen. «Aber auch, weil viele Kunden und Kundinnen ganz gerne selbst etwas werkeln», so Zumstein. Für die Angestellten sei die Selbstbedienungskasse ebenfalls eine Erleichterung, da sie sich mehr der Beratung widmen könnten.
Mehr Convenience, weniger Kundenkontakt
Auch die Adriano's Kaffeebrennerei setzt in der Filiale im Bahnhof Bern eine Selbstbedienungskasse ein. Die Einführung weiterer Kassen sei nicht ausgeschlossen.
Allerdings soll sie die Standardkassen mit Personal nicht ablösen, heisst es auf Anfrage. «Sie soll nur eine bequeme Option darstellen, damit man nicht anstehen muss, wenn nur ein Beutel Bohnenkaffee oder Pads gekauft werden möchte», sagt Evelyn Schneider, Leiterin Onlinehandel und Kommunikation, gegenüber Nau.ch.
Michael Grampp, Chefökonom bei dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte, sieht durchaus einen Trend bei Self-Checkout-Kassen in kleineren Geschäften. «Für Kunden, die nicht anstehen wollen, ist so eine Kasse natürlich angenehm», so Grampp. Doch vor allem kleinere Läden würden dadurch den wichtigen, direkten Kundenkontakt verlieren.
Dazu kommt: Nicht für alle Geschäfte lohnt sich eine Self-Checkout-Kasse. «Es kommt auf die Investitionskosten an. Wenn jeweils nur zwei, drei Kunden gleichzeitig im Laden sind, braucht es kein Self-Checkout», findet Grampp.
Dass die Self-Checkout-Kassen in der Schweiz aber dereinst die bedienten Vorgänger ganz ablösen werden, glaubt Grampp nicht. Die Nachfrage nach den bedienten Kassen sei nach wie vor da.
Mehr Stress für Angestellte
Doch es gibt auch Kritik. «Selbstbedienungskassen führen oft zu mehr Stress, weil die Angestellten für die Kontrolle zuständig sind», erklärt Tina Büchler, Dozentin an der Uni Bern. Gerade bei kleineren Geschäften müsse diese Funktion meist zusätzlich zu der Bedienung einer normalen Kasse erfüllt werden. «Die Arbeitslast wird immer grösser, das ist aber meist nicht mit einer Lohnerhöhung verbunden.»
Büchler leitete eine Studie zum Arbeitsplatz Detailhandel. Sie weiss: «Für ein Unternehmen hat das Self-Checkout natürlich Sparpotenzial. Es können mehr Kunden mit weniger Personal abgefertigt werden.»
Bei kleineren Geschäften sieht sie diese Entwicklung, die sie auch selbst im Alltag beobachtet, jedoch kritisch. «Als Kunde unterschätzt man, wie wichtig für das Kassenpersonal der persönliche Austausch ist. Es stellt sich auch die Frage, wie diese Unternehmen sich noch von anderen abheben wollen, wenn dieser wegfällt.»