Tessiner Fische haben zu viele Krebs-Chemikalien – kein Fangverbot!
Fische im Luganersee haben im Durchschnitt bis zu zehnmal viele PFAS-Chemikalien. Es gibt kein Fang- oder Verkaufsverbot – der Bund beschwichtigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Fische im Luganersee enthalten alarmierende Mengen an PFAS-Chemikalien.
- Trotz zehnfacher Grenzwertüberschreitung gibt es kein Fang- oder Verkaufsverbot.
- Der Bund beschwichtigt, es bestehe keine akute Gesundheitsgefahr.
Diese Ergebnisse aus dem Kanton Tessin lassen aufhorchen: Bei Fischen im Luganersee wurden alarmierende Mengen an PFAS-Chemikalien in den dort lebenden Fischen entdeckt. Die gemessenen Werte überschreiten die zulässigen Grenzwerte durchschnittlich um das Zehnfache!
PFAS-Chemikalien bezeichnen eine Gruppe von schwer abbaubaren Industrie-Chemikalien. Sie wurden während Jahrzehnten etwa bei der Produktion Teflon-beschichteter Bratpfannen, Löschschaum oder wasserabweisenden Regenjacken eingesetzt.
Diese Ewigkeitschemikalien können sich im menschlichen Körper ansammeln und potenziell Krebs verursachen.
«Keine akute Gesundheitsgefahr»
Durchgeführt wurde die aktuelle Studie von italienischen und schweizerischen Forschern im Auftrag des Kantons. Bereits vor einem Jahrzehnt wurden Untersuchungen zur PFAS-Belastung der Fische durchgeführt. Doch die aktuelle Studie zeigt, dass sich die Situation seitdem nicht verbessert hat.
Der Leiter des kantonalen Amts für Luft, Wasser und Bodenschutz bezeichnet diese Tatsache gegenüber RSI als «ernüchternd».
Trotz der hohen Chemikalienwerte gibt es weder ein Fang- noch ein Verkaufsverbot für die betroffenen Fische aus dem Luganersee. Dies liegt daran, dass die Lebensmittelgesetzgebung keine Grundlage für solche Verbote bietet. Eine entsprechende Entscheidung müsste der Kanton fällen.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) beschwichtigt jedoch gegenüber SRF: «Es besteht keine akute Gesundheitsgefahr.» Sie fügt hinzu, dass mehr wissenschaftliche Daten benötigt werden, um die Auswirkungen von PFAS in Lebensmitteln vollständig zu verstehen.
Fische halten Diskussion für «existenzbedrohend»
Das BLV plant im kommenden Jahr verstärkte Analysen an tierischen und pflanzlichen Produkten durchzuführen. Auf Basis dieser Ergebnisse wird der Bund über weitere Massnahmen entscheiden – möglicherweise auch strengere Höchstwerte für PFAS-Chemikalien einführen.
Reto Leuch, Präsident des Schweizerischen Berufsfischerverbandes, hält die Diskussion über schadstoffbelastete Fische für schädlich für seine Branche: «Heute kann man Dinge nachweisen, die man vor 20 Jahren nicht konnte», sagt er zu SRF. Er betont, dass PFAS-Chemikalien überall zu finden sind.
«Die Leute sind verängstigt», sagt Leuch. Er warnt vor «existenzbedrohenden» Folgen für die Fischerei.