Travailsuisse fordert sechs Wochen Ferien
Der Schweizer Gewerkschaftsverband will den Gesetzgeber in die Pflicht nehmen. Travailsuisse fordert zur Bekämpfung von Stress am Arbeitsplatz etwa mehr Ferien.
Das Wichtigste in Kürze
- Der arbeitsbedingte Stress nimmt nach Angaben von Travailsuisse immer mehr zu.
- Der Gewerkschaftsverband fordert deshalb Gesetze, um der Belastung entgegenzuwirken.
- So etwa sechs Wochen Ferien oder griffigere Regeln zu Überstunden.
Der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse fordert gesetzgeberische Massnahmen gegen Stress und Erschöpfung am Arbeitsplatz. Unter anderem will er der psychischen Belastung von Arbeitnehmenden mit griffigeren Regeln zu Überstunden und mehr Ferien entgegenwirken.
Stress und Erschöpfung stellten die grösste Belastung für Beschäftigte dar, sagte Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich am Donnerstag in Bern: «Mittlerweile kennen alle jemanden, der mit einem Burnout längere Zeit ausgefallen ist.» Der Fachkräftemangel bedeute für die Arbeitnehmenden eine höhere Belastung.
Rund 40 Prozent der Arbeitnehmenden gäben in Umfragen an, sie fühlten sich erschöpft, Gründe dafür seien immer längere Arbeitstage, und dass immer mehr Flexibilität gefordert werde. Zudem verschwänden die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zusehends.
Travailsuisse stellte an einer Medienkonferenz in Bern eine Analyse zum Thema vor. Unter anderem sollen alle Arbeitnehmenden Anspruch auf mindestens sechs Wochen bezahlte Ferien im Jahr erhalten.
Zudem fordert der Verband, die Dauer der maximal zulässigen Überzeit pro Tag auf eine Stunde zu beschränken. Auch sollen Arbeitgeber Dienstpläne früher bekannt geben müssen. Arbeit auf Abruf soll verboten werden.
Der frühere Berner SP-Nationalrat Wüthrich warf der Arbeitgeberseite vor, das unternehmerische Risiko auf die Arbeitnehmenden abwälzen zu wollen. Forderungen von bürgerlicher Seite nach einer Lockerung der Regelungen zur Arbeitszeit erteilte er eine Absage. Denn eine solche Politik verschliesse die Augen vor den gesundheitlichen Risiken, die damit einhergingen: «Die Arbeitgeberseite fordert, dass wir alle noch länger arbeiten sollen – das ist zynisch.»
Mehr Flexibilität vom Arbeitgeber gefordert
Der Motor des Arbeitsmarktes laufe auf Hochtouren, sagte Wüthrich. Die Arbeitnehmenden würden auf Effizienz, Effektivität und maximale Flexibilität getrimmt.
Handlungsbedarf sieht Travailsuisse auch in weiteren Bereichen. So müssten Beschäftigte etwa das Recht haben, ihr Pensum zu reduzieren, und mehr Einfluss auf die Festlegung ihrer Arbeitszeit erhalten.
Denn heute sei es für viele kaum möglich, Kinder oder Angehörige zu betreuen, sich ehrenamtlich zu engagieren oder eine Weiterbildung zu absolvieren. Nötig seien zudem Regelungen, die das Recht auf Erholung und Nicht-Erreichbarkeit in der Freizeit sicherstellten.