Ukraine Krieg: Flüchtende Vitaly und Alexandra wollen anpacken

Anissa Perumbuli
Anissa Perumbuli

Biel/Bienne,

Vitaly und Alexandra flüchteten vor drei Wochen vor dem Ukraine-Krieg. Bei ihrer Gastfamilie im Berner Seeland fühlen sie sich wohl. Jetzt möchten sie arbeiten!

Ukraine krieg
Vitaly und Alexandra sind aus dem Ukraine-Krieg geflohen und wohnen jetzt bei Familie Hofstetter im Seeland. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Vitaly und Alexandra wohnen mit ihren Töchtern bei Familie Hofstetter im Seeland.
  • Dort leben sie seit drei Wochen.
  • Der Russe und die Ukrainerin lernen viele Geflüchtete kennen und wollen helfen.
  • Sie kommen alle aus verschiedenen Städten, haben aber eines gemeinsam: Sie suchen Arbeit.

Seit drei Wochen leben Vitaly (48) und Alexandra (46) im Seeland. Der Russe und die Ukrainerin flüchteten aus ihrer Heimat Kiew, nur 12 Stunden, nachdem der Ukraine-Krieg begonnen hatte.

Bei der Familie von Patrick (40) und Seraina (40) Hofstetter sind die beiden mit ihren Töchtern untergekommen. Die Gastgeber haben den unteren Stock des Hauses für die aus dem Ukraine-Krieg geflüchtete Familie freigeräumt.

Gemeinsame Essen und Schweizer Kinder im Reduit

«Die eigenen Kinder haben wir im Reduit einquartiert», erklärt Patrick Hofstetter gegenüber Nau.ch. Sie fänden das auch noch witzig. Seine Tochter sei hellauf begeistert von den «Schwestern», die sie jetzt haben. Und vom kleinen Hund ganz zu schweigen.

Die Erwachsenen und die Kinder lernen sich kennen. «Wir haben oft lange Gespräche am Esstisch», erzählt Vitaly in gutem Englisch. Genau dort bemerkt Patrick Hofstetter aber auch kulturelle Unterschiede: «Zusammen hinsitzen und essen – das hat für uns eine grössere Bedeutung.»

«Der Haushalt hat sich verdoppelt», so der Gastgeber. Es falle viel Arbeit an. Seraina Hofstetter begleite die Gäste im Alltag, vom Amt bis zum Einkauf. Sie hilft zudem, Velos und Kleider zu organisieren. Aber auch Alexandra und Vitaly bleiben nicht untätig – sie sind voll motiviert und packen mit an.

Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg suchen Arbeit

«Sie sind nicht die Hilflosen, die rumsitzen. Sie sind selber engagiert und aktiv – Menschen, die voll im Leben stehen», betont Patrick Hofstetter.

Alexandra unterstützt freiwillig das Kirchenkaffee in der Nähe: zweimal pro Woche bereitet sie Sandwiches zu. Auch Vitaly wolle etwas tun, «für die Ukraine, aber auch für die Leute hier in Biel».

Haben Sie bereits Geflüchtete aus der Ukraine kennengelernt?

Der Russe hat im Seeland mit rund 20 Geflüchteten aus der ganzen Ukraine Kontakt, mehrheitlich sind es Frauen. Wie Vitaly wollen sie alle arbeiten. «Wir warten darauf, dass die Kantone unseren Status finalisieren und wir uns bewerben können», erklärt der Russe.

Zuhören und Hoffnung schenken, darin sieht er derzeit seine Aufgabe. Aber er hilft ihnen auch bei praktischen Dingen, wie finanzielle Unterstützung beim Roten Kreuz zu beantragen. Viele seien mitten im Ukraine-Krieg von ihrem Erspartem oder von der Gastfamilie komplett abhängig.

Vitaly und Alexandra sehnen sich nach ihrem Daheim

Vitaly und Alexandra, die zusätzlich zu seinem ukrainischen Lohn auch vom Roten Kreuz unterstützt werden, haben Glück: «Bisher brauchen wir nicht mehr. Unsere Gastgeber kümmern sich um vieles.»

Ukraine Krieg
Bei Hofstetters fühlen sich Vitaly, Alexandra und die beiden Töchter sehr wohl. Sie können auch andere aus dem Ukraine-Krieg Geflüchtete zu einem Kaffee einladen. - Nau.ch

Für Patrick Hofstetter ist klar, dass sie ihre Türen wieder öffnen würden: «Natürlich – sofort. Aber man darf es nicht auf die einfache Schulter nehmen.»

Trotzdem will Vitalys Familie heim, sobald es geht – zumindest falls er dort noch willkommen ist.

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