Ukraine Krieg: Gastfamilie hat Flüchtlings-Aufnahme «unterschätzt»

Wegen dem Ukraine-Krieg müssen unzählige Menschen ihre Heimat verlassen. Tina ist mit ihren Zwillingen nach Frutigen BE geflüchtet. Die Gastfamilie berichtet.

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Milena Salzmann (38) sagt, sie habe den emotionalen Teil bei der Aufnahme von Geflüchteten unterschätzt. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die 37-jährige Tina musste mit ihren zweijährigen Zwillingen aus der Ukraine flüchten.
  • Die Familie Salzmann aus Frutigen BE hat die drei Geflüchteten bei sich aufgenommen.
  • Im Video-Interview berichtet Milena Salzmann (38) über die gemachten Erfahrungen.

Über drei Millionen Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflüchtet. Oft sind es Mütter, die mit ihren Kindern in Richtung Westen fliehen, um dort vor möglichen Bombenanschlägen geschützt zu sein.

Eine von ihnen ist die 37-jährige Tina, die seit zehn Tagen in Frutigen BE zuhause ist. Zusammen mit ihren zweijährigen Zwillingen hatte sich die Lehrerin kurz nach Ausbruch des Krieges auf den Weg gemacht.

Ukraine-Krieg: Von Kiew ins Berner Oberland

Als sie ihre Heimatstadt Kiew verlassen musste, wusste Tina nicht, wo sie von nun an leben wird. Über Umwege gelangte sie zunächst nach München (D), wo sie für ein paar Tage bei einer Bekannten bleiben konnte.

Dort erfuhr Tina von einer Freundin, dass es womöglich einen freien Platz bei einer Gastfamilie in der Schweiz gibt. Einige Tage zuvor wurde ihre Freundin bereits bei einer Familie in Frutigen BE untergebracht. Das Frutiger Hilfswerk «Helpnet» hilft, die verfügbaren Unterkünfte zu koordinieren und unterstützt die Gastfamilien sowie die Geflüchteten.

Ukraine-Krieg
Wegen dem Ukraine-Krieg ist die 37-jährige Tina mit ihren zweijährigen Zwillingen in die Schweiz geflüchtet. - zvg

Tina fand schliesslich bei der sechsköpfigen Familie Salzmann Unterschlupf. Nau.ch hat die Familie in Frutigen getroffen, um mehr über ihre Erfahrungen als Gastfamilie von Geflüchteten zu erfahren.

Emotionale Herausforderung für die Gastfamilie

Für die vierfache Mutter und Lehrerin Milena Salzmann (38) war von Beginn weg klar, dass sie Unterstützung bieten will: «Als Eltern fühlten mein Mann und ich uns sehr vom Ukraine-Krieg betroffen. Deshalb haben wir auch schnell zugesagt, als es darum ging, eine Mutter mit Zwillingen bei uns aufzunehmen.»

Nehmen Sie Flüchtlinge bei sich auf?

Auch ein gebrochener Arm ist für Salzmann kein Hindernis, den geflüchteten Ukrainern Unterstützung zu bieten. Die grösste Herausforderung sei schliesslich auch nicht die zusätzliche Arbeit: «Ich habe weniger zu tun als gedacht. Dafür habe ich aber den emotionalen Aspekt unterschätzt», gibt die 38-Jährige zu.

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Milena Salzmann (38) spricht über ihre Erfahrungen seit der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. - Nau.ch

Damit meint Salzmann insbesondere die ähnlichen familiären Umstände: «Ich habe selber Kinder und bin fast gleich alt wie Tina. Die ersten Tage haben mich schon enorm betroffen gemacht.»

Trotzdem zieht sie bisher ein positives Fazit: «Wir sprechen mit Tina häufig über ganz andere Dinge als den Krieg in der Ukraine. Deshalb gibt es oft auch schöne und unbeschwerte Momente, die eine Bereicherung für uns alle sind.»

Die grosse Hilflosigkeit in der Schweiz

Seit ihrer Flucht aus dem Ukraine-Krieg ist Tina auf sich alleine gestellt. Ihr Mann durfte das Land nicht verlassen und befindet sich derzeit in Lwiw im Westen der Ukraine.

Als die Stadt letzte Woche von den Russen bombardiert wurde, sei es Tina gar nicht gut gegangen, erzählt Salzmann: «Es war und ist eine grosse Hilflosigkeit da bei ihr. Auch wenn sie oft mit ihrem Mann telefoniert, ist es eine traurige Situation, die im Moment niemand ändern kann.»

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Milena Salzmann (38) spricht über die schwierige Situation der geflüchteten Tina. - Nau.ch

Deshalb seien aufstellende Momente für Tina auch unglaublich wichtig. «Es wäre traurig, dauernd zu fragen, wie es ihrem Mann geht. Was soll sie schon sagen, das bringt nichts», so Salzmann.

Wie es in den kommenden Wochen und Monaten für Tina und ihre zwei Kinder weitergeht, sei noch unklar. Sie will so bald als möglich den Schutzstatus beim Bund beantragen, um eine gewisse Sicherheit zu erhalten.

Sobald sich die Lage in der Ukraine verbessert, möchte Tina aber schnellstmöglich zurück in ihre Heimat.

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