Ukraine Krieg: Ist SRF-Porträt über Selenskyj einseitig?
Ein Experte kritisiert SRF für ein Porträt über den ukrainischen Präsidenten. Dieses sei «einseitig». SRF verweist im Ukraine-Krieg auf seine Leitlinien.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland und die Ukraine kämpfen um Meinungshoheit im Netz und in den Medien.
- Propagandistische Narrative finden sich damit auch in den Medien.
- Auch SRF steht wegen eines Porträts in der Kritik.
Der Krieg in der Ukraine wird nicht nur an der Front, sondern auch im Netz ausgetragen. In den sozialen Netzwerken tobt ein Informations- und Desinformations-Krieg rund um den Ukraine-Krieg.
So warnte etwa Bundesrätin Viola Amherd vor russischer Propaganda und Falschinformationen in Kommentarspalten von Schweizer Online-Medien.
Doch auch die ukrainische Seite verbreitet Propaganda, wie Marko Kovic in einem Artikel für die «Medienwoche» konstatiert. Zunächst über soziale Netzwerke verbreitetet, fänden sich die Narrative auch in ausländischen Medien nieder.
Kovic mahnt: «Propaganda-Erzählungen dürfen nicht in die journalistische Arbeit einfliessen.» Und: «Das gilt auch dann, wenn es sich um Propaganda jener handelt, die moralisch auf der ‹richtigen› Seite der Geschichte stehen.»
Der in der Corona-Krise bekanntgewordene Sozialwissenschaftler kritisiert dabei auch das SRF. Konkret geht es um ein «10vor10»-Porträt über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vom Montag, welches auch verschriftlicht publiziert wurde.
Die Journalistin bezeichnet darin Selenskyj als «gejagten Helden», der es vom Komiker zu einer «authentischen Führungsfigur» geschafft habe.
Ukraine-Krieg: SRF-Porträt mit Lob für Selenskyj
Kovic kritisiert das «überschwängliche Lob» für den Präsidenten. Konkret stören ihn Formulierungen wie die folgende: «Während sich Putin im Kreml einigelt, schwört Selenski sein Volk auf offener Strasse auf den Widerstand ein.»
Oder auch: «Doch einknicken? Das kommt für den ukrainischen Präsidenten nicht infrage.»
Auf Twitter spitzt Kovic mit seiner Kritik zu. Das Porträt sei «hagiografisch» – also eine Beschreibung eines Heiligen – und «einseitig».
Ukraine-Krieg: Das sagt SRF zu Kovics Kritik
Wie kommen diese Vorwürfe am Leutschenbach an? Auf Anfrage von Nau.ch verweist Sprecher Stefan Wyss auf die publizistischen Leitlinien von SRF.
Darin steht unter anderem: «Bei kriegerischen Ereignissen stammt der Grossteil der Meldungen aus Quellen, die mit der Veröffentlichung ein strategisches Ziel verfolgen.»
Deshalb müsse der Inhalt auf Plausibilität geprüft werden und die Herkunft der Informationen deklariert werde. Ebenfalls müsse die unsichere Quellenlage explizit transparent gemacht werden.
Wyss erklärt: «SRF orientiert sich bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine an diesen Richtlinien.»