Ukraine-Krieg: TV-Köchin sollte in Schweiz Teller waschen
Viele Frauen, die vor dem Ukraine-Krieg geflüchtet sind, sind qualifizierte Fachkräfte. Die Jobsuche in der Schweiz gestaltet sich für sie dennoch schwer.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Ukrainerinnen, die in die Schweiz kommen, sind gut ausgebildet.
- Eine von ihnen ist Svetlana: Sie arbeitete in der Ukraine als Chefköchin.
- In der Schweiz wurde ihr jedoch zunächst nur ein Job als Tellerwäscherin angeboten.
Schon über 45'000 vor dem Ukraine-Krieg Geflüchtete sind in der Schweiz registriert worden. Viele von ihnen verfügen über eine hohe Ausbildung – und wollen arbeiten. Somit könnten sie in einigen Branchen die Lösung für den herrschenden Personalmangel sein.
Gastrosuisse und Gastro Bern hoffen deshalb, dass Restaurants ukrainische Flüchtlinge anstellen. Doch in der Realität scheitert dies oft an der Sprachbarriere. Denn eine Anforderung für Gastro-Jobs in der Deutschschweiz sind oft gute Deutschkenntnisse.
Die zweifache Mutter Anna Palytsia erfährt am eigenen Leib, wie schwer es für Ukrainerinnen ist, einen Job zu finden. Vor dem Ukraine-Krieg war sie in der Finanzbranche tätig.
Seit ihrer Flucht lebt sie mit ihren beiden Kindern in Genf und sucht verzweifelt nach einem Job. «Ich möchte nicht darauf warten, dass die Schweizer Regierung mir Geld gibt», erklärt sie gegenüber der SRF-«Rundschau». «Das ist nicht meine Absicht.»
Vor Ukraine-Krieg Geflüchtete: «Manchmal ist es hart»
Diese Herausforderungen bei der Jobsuche bekommt auch die Ukrainerin Svetlana Berk zu spüren: Die vor dem Ukraine-Krieg Geflüchtete ist ausgebildete Chefköchin und verfügt über eine Menge Arbeitserfahrung in der Ukraine. In der Schweiz findet sie jetzt aber keinen Job, wie die «Rundschau» berichtet.
Svetlana ist in ihrer Heimat keine Unbekannte. Sie war Teil der Kochsendung «Masterchef» und stellte im Fernsehen oft ihr Können unter Beweis. In der Schweiz nützt ihr das allerdings nicht viel.
«Die meisten Restaurants haben mir angeboten, Fast Food zu kochen», erklärt die Köchin. «Ein anderes wollte mich nur als Tellerwäscherin. Sie interessierten sich nicht für mich, meine Ausbildung und all die Kurse, die ich besucht habe. Manchmal ist es hart.»
Nach diesen Erfahrungen freut Svetlana sich, als sie in einem Restaurant in Payerne VD Probekochen darf. Dort überzeugt sie den Chef mit einem Lachs-Tatar, welches sie mit essbaren Blumen verziert.
Ukraine-Flüchtlinge als «ausserordentliche Chance für die Schweiz»
Der Restaurantmanager ist begeistert von ihrem Talent – der Ukrainerin wird ein Vertrag auf Zeit angeboten: «Ich sehe eine ausserordentliche Chance für die Schweiz, den Arbeitsmarkt auszugleichen», sagt Stéphane Rapin. «Die Menschen sind gut ausgebildet und kultiviert. Persönlich bin ich absolut überzeugt, dass die Schweiz damit gewinnt.»
Für Svetlana – und andere Frauen in ihrer Lage – ändert sich jetzt einiges. «Das ist ein neuer Ort für uns. Man muss eine neue Kultur akzeptieren, neue Traditionen. Für mich als Köchin: eine neue Küche.»
Sie hält fest: «Es sind für uns neue Wege, die wir beschreiten.»
Insgesamt haben jedoch erst knapp 300 Ukrainerinnen in der Schweiz eine Anstellung gefunden.