Unwetter: Lage im Tessin beruhigt sich – neuer Brennpunkt Ostschweiz
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Freitagmorgen werden der Süden und der Osten der Schweiz von Unwettern heimgesucht.
- Im Tessin und in Teilen des Kantons Graubünden fiel schon extrem viel Regen.
- Auch am Sonntag regnet es in gewissen Regionen stark, am Abend beruhigt sich das Wetter.
Seit Freitagmorgen regnet es im Tessin, der Ostschweiz und in Teilen des Kantons Graubünden ununterbrochen. Der Bund hatte deshalb am Samstagnachmittag die Gefahrenanmeldung auf die höchste der fünf Warnstufen erhöht. Sie galt bis heute Nachmittag – und zwar für das Tessin und Graubünden (Misox und Bergell).
Besonders hart vom Unwetter getroffen wurde bisher etwa die Magadino-Ebene im Tessin. Stand Sonntagmorgen fielen dort insgesamt 243 Millimeter Regen. Im Kanton Graubünden ging die grösste Regenmenge mit über 200 Millimeter bisher am Berninapass nieder.
Nach Tessin – Brennpunkt Ostschweiz
Heute Sonntag warnten Meteorologen vor starken Regenfällen, die von Italien her über das Tessin ziehen. Bis 15 Uhr sind im Mittel- und Südtessin verbreitet 180 bis 250 Millimeter Regen gefallen, meldet «Meteonews».
Während im Tessin der Regen nachlässt, fällt im Osten der Schweiz weiterhin viel Regen. So ist der Pegel der Linth bedrohlich angestiegen, wie Leserreporter aus Benken SG melden.
Nach wie vor besteht akute Überflutungs- und Erdrutschgefahr. Während sich die Situation im Tessin am Nachmittag allmählich beruhigt, überschwemmt der Starkregen zunehmend die Ostschweiz.
In Ebnat-Kappel gab es seit Mitternacht knapp 80 Millimeter Regen. Auch im Fürstenland und im Kanton Thurgau wurden stellenweise 75 Millimeter Regen verzeichnet. Im Kanton St. Gallen beschäftigten die Regenfälle die Feuerwehren. Sie wurden in rund 50 Gemeinden aufgeboten, wie die Kantonspolizei St. Gallen am Sonntag mitteilte.
Dies wegen Wassereinbrüchen in Häuser und kleinere Hangrutsche. Auch die Thur führt Hochwasser. Alertswiss gab am Sonntag für das Gebiet an der Thur eine Warnung heraus und empfahl, sich nicht an dem Fluss aufzuhalten.
Deshalb ist weiterhin grosse Vorsicht geboten.
Diese Schäden hinterliess das Unwetter im Tessin
Seit Samstagmittag häufen sich Meldungen zu Schäden wegen der Unwetter: Das Verzasca-Tal war laut TCS etwa wegen Erd- und Hangrutschen für einige Stunden von der Aussenwelt abgeschnitten. Dabei wurde laut Medienberichten auch der Friedhof von Caroppio etwa 16 Kilometer nördlich von Locarno weggeschwemmt.
Mehrere Strassen sind nicht befahrbar. So musste am Samstag die Malojapassstrasse nach Erdrutschen gesperrt werden und am Sonntagmorgen auch die Lukmanierpassstrasse.
Im Tessin kam es auch zu Störungen im Bahnverkehr. Zwischen Gambarogno und San Nazzaro fuhr ein Zug kurz nach Mittag in eine Schlammlawine. Gemäss SBB waren fünf Passagiere und ein Lokführer an Bord.
Der Zug musste abgeschleppt werden, wie SBB-Sprecher Martin Meier der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Nach dem Erdrutsch bleibe die Strecke zwischen Cadenazzo und Luino (I) bis Montag unterbrochen. Es kommen Ersatzbusse zum Einsatz.
Auch im südwestlichen Wallis gab es sehr grosse Regenmengen. Bislang gibt es in dieser Region aber keine Meldungen zu Schäden.
Erste Überschwemmungen und Erdrutsche gab es schon am Freitag im Tessin: Etwa in der Nähe von Gandria am Luganersee, nördlich von Bellinzona und in der Nähe von Madonna di Ponte.
In Bissone TI wurde laut «TIO.ch» sogar ein Haus von einer Schlammlawine erfasst. Verletzte hat es dabei aber keine gegeben. Auch kam es zu Strassensperren.
In der Nähe von Biasca TI sei der Bergbach Boggera zu einem riesigen Wasserfall angeschwollen, heisst es weiter.