Verschwieg die SBB, dass sie Hündin «Aida» überfuhr?
Hündin «Aida» wurde im Wallis von einem Zug erfasst. Zunächst gab es wilde Spekulationen über das Schicksal des Tieres – denn der Unfall wurde nicht gemeldet.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Wallis ist eine Hündin von einem Zug erfasst worden.
- Die SBB hat die Kollision nicht gemeldet – jetzt erklärt sie, wieso.
- Die Gruppe Wolf Schweiz wird derweil wegen des Umgangs mit dem Fall kritisiert.
Das Schicksal der getöteten Hündin «Aida» sorgt im Wallis weiterhin für Wirbel. Zunächst gab es Spekulationen, wonach die Hündin zufällig erschossen wurde, weil ein Jäger sie mit einem Wolf verwechselt haben könnte. Später stellte sich jedoch heraus, dass das Tier von einem Zug erfasst wurde.
Der Fall sei für sie nun abgeschlossen, sagt die Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW).
Eine Frage bleibt jedoch offen. Wie Nau.ch erfahren hat, hat die SBB die Kollision mit der Hündin offenbar am 3. Januar um 9.25 Uhr registriert.
Allerdings ist laut der Polizei keine entsprechende Meldung eingegangen. Weshalb hat die SBB den Unfall also nicht gemeldet?
SBB muss Kollisionen mit «kleinen Wildtieren» nicht melden
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt die Bahnbetreiberin, dass es sich beim Ereignis vom 3. Januar um eine «Kollision mit einem kleinen Wildtier» handelte. Und solche Fälle müssen laut der SBB nach Absprache mit den kantonalen Dienststellen bei der Polizei nicht gemeldet werden.
Es sei klar festgehalten, wann die Polizei oder der Wildhüter, beziehungsweise die Wildhüterin, mit einbezogen werden muss.
Die Gruppe Wolf Schweiz hält die offizielle Darstellung von «Aidas» Tod für plausibel. Geschäftsführer David Gerke sagt gegenüber Nau.ch, man habe der Polizei alle Informationen gegeben und diese hätten zur Aufklärung geführt. «Wir vertrauen der Arbeit der Polizei und haben keinen Grund, deren Erkenntnisse anzuzweifeln», so Gerke.
Wolfsfreunde ernten wegen Fall «Aida» Kritik
Am Vorgehen der Gruppe gab es auch Kritik. Denn: Die Wolfsfreunde spekulierten anfangs, dass «Aida» sterben musste, weil sie einem Wolf ähnelte. Der abgetrennte Hundekopf wurde im Gebiet eines Wolfsrudels entdeckt. Zudem war er nicht von einem Tier, sondern von einem scharfen Gegenstand abgetrennt worden.
Die anfängliche Vermutung der Gruppe Wolf: Ein weiterer Fehlschuss eines Jägers, der eigentlich einen Wolf hatte töten wollen. Das Jagdinspektorat bestritt dies aber auf Nau.ch-Anfrage umgehend. Man habe keine Meldung über einen erneuten Fehlabschuss bekommen.
Der Fall von «Aida» erinnert an denjenigen eines Herdenschutzhundes von vor einem Monat. Dieser wurde mit einem Wolf verwechselt und von einem Wildhüter erschossen.
Kritisiert wurden die Wolfsfreunde im «Walliser Bote». Es deute einiges darauf hin, dass «Aidas» Geschichte von den Wolfsbefürwortern instrumentalisiert worden sei. Ein Neffe des Hundehalters kritisiert die Gruppe ebenfalls – er habe erst aus den Medien von «Aidas» Tod erfahren.
Gruppe Wolf verteidigt sich
Wolfsfreund Gerke weist den Vorwurf der Instrumentalisierung zurück. Die Ermittlungen hätten gezeigt, dass der Hund nicht eines natürlichen Todes starb, sagt er zu Nau.ch: «Die Abtrennung erfolgte durch menschliches Einwirken, in diesem Fall durch die Räder eines Zuges, was den Schnitt erklärt.»
Der Geschäftsführer verteidigt sich auch gegen die Vorwürfe der Besitzerfamilie: «Aufgrund der fehlenden Vermisstenmeldung war es uns nicht möglich, den Halter ausfindig zu machen. Wir bedauern dies und hätten den Halter gerne früher informiert.»
Die holländische Schäferhündin «Aida» wurde seit dem 31. Dezember vermisst, eine Frau entdeckte am 8. Januar in der Gemeinde Turtmann-Unterems, nur fünf Kilometer von Susten VS entfernt, den Kopf des Tieres.
Der Kopf landete schliesslich bei der Gruppe Wolf Schweiz. Dies, weil er demjenigen eines Wolfs zum Verwechseln ähnlich war.