Volle Züge sorgen für Skifahrer-Frust: «Eine Stunde stehen»
Der Kluge reist im Zuge! Das nahmen sich an Traum-Tagen zuletzt (zu) viele zu Herzen. Stehen war angesagt. Die BLS erklärt, warum die Planung schwierig bleibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Skifahrern, die mit dem ÖV anreisten, kam es zuletzt zu Frust.
- Bei Reisen ins Berner Oberland und ins Wallis musste man die ganze Strecke stehen.
- Die BLS gibt zu, dass man die Anzahl an Fahrgästen unterschätzt habe.
- Die Planung sei aber schwierig. Auch weil auf der Strecke nicht alle Züge zugelassen sind.
Es wird laut geseufzt, als die Zug-Türen bei der ersten Haltestelle aufgehen. Dutzende Schneesportler, bepackt mit Skis und Snowboard, sehen sich um. Einen Sitzplatz findet kaum noch jemand – die Stimmung ist angespannt.
«Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das Auto genommen» – «Super, jetzt eine Stunde lang stehen!» – «Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich mich vor der Piste noch ein wenig ausruhen kann ...», ist im Gang zu hören.
Der RE1-Zug der BLS fährt in Bern los. Bei Skifahrern ist er sehr beliebt, der Zug hält auch an kleineren Orten. Und befördert die Winter-Fans sowohl ins Berner Oberland als auch in etwas mehr als einer Stunde ins Wallis.
Doch an Traum-Tagen sind die 275 Sitzplätze, die der einstöckige Zug bietet, deutlich zu wenig.
Das Bild oben entstand am 3. Januar. Die Herausforderung bleibt aber für die restliche Ski-Saison die Gleiche.
BLS: «Wir verstehen den Ärger, wir haben die Anzahl Fahrgäste unterschätzt»
«Wir verstehen den Ärger der Fahrgäste, die an einem schönen Wintertag in einem vollen Zug reisen. Und keine Sitzplätze mehr zur Verfügung haben. Wir haben die Anzahl der Fahrgäste auf dem RE1 am 3. Januar unterschätzt», sagt BLS-Sprecherin Helene Soltermann.
Weiter: «Seit der Corona-Pandemie hat sich das Reiseverhalten verändert. Tendenziell sind auf unseren Zügen mehr Freizeitreisende wie etwa eben Skifahrer unterwegs, die mit dem Zug ins Skigebiet fahren. Diesen Freizeitverkehr vorausschauend zu planen, ist schwierig.»
Einerseits spiele das Wetter eine grosse Rolle für die Planung. «Ist es in den Bergen schön, wollen alle, die im Nebel sitzen, in die Berge fahren.»
Wenn es in den Bergen nicht schön sei, dann würden sich die Leute kurzfristig Ausflugsziele in anderen Richtungen suchen.
Nicht alle Züge dürfen auf den «Skifahrer-Schienen» fahren
Andererseits seien bei der Infrastruktur Grenzen gesetzt. «Wir können die Züge nicht beliebig verlängern, weil die Perrons an den Bahnhöfen in der Länge beschränkt sind.»
Man könne auch nicht einfach auf einen Doppelstöcker wechseln. Die BLS hat ein solches Flottenmodell, das bis zu 546 Sitzplätze hätte.
Aber: «Er ist auf der Strecke von Bern bis Brig/Domodossola respektive Zweisimmen nicht zugelassen.»
Geduld brauchen auch Autofahrer
Die BLS rät Fahrgästen an beliebten Skitagen, genügend Zeit einzuplanen und alternative Fahrzeiten und Verbindungen zu prüfen.
«Ansonsten hoffen wir auf das gegenseitige Verständnis und die Rücksichtnahme. Damit möglichst alle Fahrgäste komfortabel reisen können.»
SBB setzt auf Reservierungen und Extra-Züge
Viel los während der Wintersport-Saison ist auch auf den Zügen der SBB. Sprecherin Sabrina Schellenberg empfiehlt – wenn möglich – Sitzplätze zu reservieren. Und ausserhalb der Hauptverkehrszeiten zu reisen, um Überlastungen zu vermeiden.
In diesem Winter ist das gemäss Schellenberg gelungen. «Wir konnten auf den Linien, die touristisch bei Wintersportlern beliebt sind, bisher genügend Kapazität bereitstellen.»
Das klappe unter anderem auch dank saisonalen Extra-Zügen wie dem «Verbier Express» sowie dem «VosAlpes Express». Auch ab Bern/Basel/Zürich nach Brig oder ab Genf/Basel/Zürich nach Chur und zurück setze man auf Extra-Züge.
Auf den Strassen braucht es Geduld
Übrigens: Viel Verkehr gibt es an Traum-Tagen nicht nur auf den Schienen. Zuletzt berichteten Skifahrer von Stau in Adelboden. Schon um halb neun Uhr musste man anstehen, um ins Dorf und auf den Parkplatz zu kommen.