Walliser Bergbeiz bietet kein Hahnenwasser an
Restaurants verkaufen Wasser im Offenausschank unter unterschiedlichsten Namen. Das sorgt bei Gästen für Verwirrung – aber auch in der Branche.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Berg-Restaurants bewerben ihre Wasser-Sorten mit regionalen Namen.
- Bei Wintersportlern, Wanderern und Ferien-Gästen kann das für Verwirrung sorgen.
- Ob Quellwasser, Gletscherwasser oder Berg-Wasser – Beizen dürfen Geld verlangen.
Quellwasser, Hahnenwasser, Gletscherwasser. Die Berg-Restaurants bieten ihren Gästen unterschiedlichste Wasser in ihren Betrieben an.
Doch: Warum muss man für manche Sorten bezahlen? Und was sind überhaupt die Unterschiede? Bei einigen Gästen sorgt das für reichlich Verwirrung.
«Ich wollte mir Hahnenwasser bestellen. Die Bedienung sagte mir aber, dass es hier kein Hahnenwasser gibt, sondern nur Saaser Quellwasser. Für sechs Franken der Liter – wie bitte?»
Was genau das «Saaser Quellwasser» ist, ist unbekannt. Die Walliser Beiz war auf mehrere Anfragen von Nau.ch nicht erreichbar.
«Gastrosuisse» sagt aber: «Hahnenwasser muss auf der Karte deutlich von Quell- oder Mineralwasser unterschieden werden können.»
Dass Wasser etwas kostet, sei hingegen nicht ungewöhnlich: «Auch der Service von Hahnenwasser ist eine gastgewerbliche Leistung, für die Kosten entstehen.»
Kein Leitungswasser im Angebot? «Gäste sollten wählen können»
David Arnold vom Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten sagt aber: «Gäste sollen zwischen natürlichem Mineralwasser und Leitungswasser wählen können.»
Wenn Gäste also ein «Mineral» bestellen, sollen sie erwarten dürfen, dass ihnen natürliches Mineralwasser serviert wird. «Kohlensäure verwandelt Leitungswasser nicht in Mineralwasser», so Arnold.
Für ihn ist klar: «Leitungswasser in der Getränkekarte als Mineralwasser oder als Quellwasser zu bezeichnen, ist nicht zulässig.»
Nur Kohlensäure darf hinzugefügt werden
Doch was ist Quellwasser und was ist Mineralwasser?
Das sorgt offenbar auch in der Branche für Unklarheiten. Am Telefon sagt eine Medien-Beauftragte von «GastroSuisse» zu Nau.ch: «Ich weiss nicht, was Quellwasser ist...»
Soft-Drink-Profi Arnold schafft Klarheit: «Mineralwasser muss von Natur aus einwandfrei trinkbar sein. Damit seine ursprünglichen Eigenschaften erhalten bleiben, muss es unbehandelt abgefüllt werden.» Einzig Kohlensäure dürfe hinzugefügt werden.
Mineralwasser komme aus einer unterirdischen Erdschicht. Es zeichnet sich durch eine besondere geologische Herkunft sowie die mineralischen Bestandteile aus.
Quellwasser habe ebenfalls eine unterirdische Herkunft. Aber: «Wer Quellwasser verkauft, muss den Quellort und den Quellnamen angeben.»
Alles klar? Achtung, dann könnte nun die Definition von Leitungswasser wieder etwas für Verwirrung sorgen.
Auch Hahnenwasser kann Quell- und Mineralwasser beinhalten
Hahnenwasser kann nämlich ebenfalls aus Quellen kommen, so Doris Schneeberger vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. «Leitungswasser kann also auch Quellwasser enthalten.»
Leitungswasser kommt aus Grundwasser, Seen und Flüssen. Im Unterschied zum Mineralwasser muss es aber aufbereitet werden, «bevor es den lebensmittelrechtlichen Vorgaben entspricht».
«Rinderbergwasser» wird erklärt
Während die Walliser Bergbeiz des Nau.ch-Lesers für eine Erklärung nicht bereit stand, äussert sich das Gstaader Bergrestaurant «Hüttenzauber».
Dennis Kohler von der Kappeler Gastro AG erklärt: Das angebotene «Rinderbergwasser» sei gefiltertes Leitungswasser. Es werde nach Wunsch mit Kohlensäure versetzt.
Der Preis für dieses aufbereitete Wasser setzt sich aus Personal- und Betriebskosten zusammen.