Die Ferien stehen vor der Tür. Aber in Europa wütet der Ukraine-Krieg. Müssen wir beim Ferienmachen ein schlechtes Gewissen haben? Ein Philosoph ordnet ein.
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Müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir während des Ukraine-Kriegs in die Ferien gehen? Laut Philosoph Markus Stepanians gibt es keinen Grund dazu. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Während in der Ukraine Krieg herrscht, planen viele ihre Ferien.
  • Doch müssen wir uns ein schlechtes Gewissen deswegen machen?
  • Nein, entwarnt Philosoph Markus Stepanians der Universität Bern und ordnet ein.
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Sommerzeit ist Ferienzeit. Nach dem Ansturm an Ostern sind Reisebüros und Flughäfen für die kommende Saison optimistisch. Ferienautos sind schon knapp, wie Nau.ch berichtete, und einige Reiseveranstalter registrieren sogar mehr Buchungen als vor der Pandemie.

Es wird ein regelrechter Ferienboom erwartet. Und trotzdem: Sich Ferien gönnen, während fast vor der eigenen Haustür ein grausamer Krieg herrscht, mag bei vielen Menschen Unbehagen auslösen. Manche beherbergen vielleicht sogar Familien, die aus dem Ukraine-Krieg flohen. Sie lassen diese daheim, während sie selber in die Ferien fliegen.

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Einige Reisebüros erwarten gar mehr Buchungen als vor Corona.
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Schweizer reisten 2021 weniger ins Ausland, dafür mehr in der Schweiz.
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Die Corona-Pandemie dämpfte den weltweiten Tourismus. Gerade Reisen in fremde Städte kamen beinahe zum Erliegen.
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Sollen wir überhaupt in die Ferien fliegen – und wenn ja, wohin? Der Krieg in der Ukraine überschattet die Reiseplanungen vieler Menschen für den Sommer.
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Während des Ukraine-Kriegs gehen viele in die Ferien. Laut dem Experten können sie dies ohne schlechtes Gewissen tun.

Doch muss man sich während des Ukraine-Kriegs ein schlechtes Gewissen machen? «Nein», sagt Philosoph Markus Stepanians, «ich sehe grundsätzlich keinen moralisch relevanten Zusammenhang zwischen Ferien und Krieg

Trotz Ukraine-Kriegs: Ferien sind «kein guter Grund für Gewissensbisse»

Stepanians ist Philosoph und Mitdirektor am Institut für Philosophie der Universität Bern, er ordnet für Nau.ch ein. «Zumindest gilt dies für Urlauber, die nicht in irgendeiner Weise – direkt oder indirekt – am Krieg beteiligt oder von ihm betroffen sind.»

Die Gewissensfrage könne sich aber sehr wohl für russische Oligarchen stellen, die Putins Regime am Leben erhalten.

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Markus Stepanians ist Mitdirektor am Institut für Philosophie der Universität Bern. - Zvg

Der Philosoph erklärt weiter: «Aber ohne eine spezielle und unmittelbare Beziehung zum Krieg gibt es meines Erachtens keinen guten Grund für Gewissensbisse.»

Haben Sie Ihre Sommerferien schon gebucht?

Zu den Gründen, wieso sich Menschen ein schlechtes Gewissen machen, gibt es nebst psychologischen Ansätzen auch ethische Theorien. Dazu gehört laut Stepanians auch der nutzenmaximierende Utilitarismus.

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Es ist moralisch vertretbar, trotz Ukraine Kriegs in die Ferien zu fahren. - Keystone

Dabei müssten wir uns ständig fragen, ob wir unsere Kräfte und Ressourcen nicht zu einem besseren Zweck einsetzen könnten, als in Italien in der Sonne zu liegen, so der Experte.

«Aber aus utilitaristischer Sicht dürften wir wohl nie in die Ferien fahren, weil es immer irgendwo eine Krise gibt, für die wir unser Feriengeld spenden sollten.»

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