Wieder trauriger Flüchtlingsrekord: 68,5 Millionen
Jedes Jahr sind mehr Menschen vor Krieg und Elend auf der Flucht. Europäer fühlen sich besonders schwer betroffen. Dies ist aber nur scheinbar richtig.
Das Wichtigste in Kürze
- 68,5 Millionen, die Hälfte davon minderjährig, waren 2017 auf der Flucht.
- Die Türkei beherbergt die meisten Flüchtlinge: 3,5 Millionen, überwiegend aus Syrien.
- UNHCR-Chef hofft auf die neue weltweite Vereinbarung über den Umgang mit Flüchtlingen.
Nie sind in der Welt durch Krisen und Konflikte so viele Menschen auf der Flucht gewesen wie 2017. Insgesamt waren es Ende des Jahres 68,5 Millionen, 4,6 Prozent mehr als Ende 2016, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Dienstag berichtete. Es ist der fünfte Rekordwert in Folge.
Neu oder zum wiederholten Mal vertrieben wurden 16,2 Millionen. Andere sind seit Jahren vor Kriegen, Konflikten, Gewalt und Verfolgung auf der Flucht. Über die Hälfte der Flüchtlinge seien minderjährig.
5 years of record numbers! A tragedy for every one of 68.5 million individuals. https://t.co/n3wPxGmY1W via @refugees
— Kitty McKinsey (@KittyMcKinsey) June 19, 2018
Arme Länder tragen Hauptlast
Die grösste Bürde tragen ärmere Länder, wie UNHCR-Chef Filippo Grandi betont: «Manche Leute glauben, die Flüchtlingskrise sei eine Krise in den reichen Ländern. Das ist nicht der Fall.» 85 Prozent der Flüchtlinge lebten in teils bitterarmen Ländern oder solchen mit niedrigen oder mittleren Einkommen. Er appellierte an die humanitäre Verantwortung reicher Staaten. «Niemand wird freiwillig zum Flüchtling. Aber wir anderen können helfen.» Kein Land beherbergte 2017 so viele Flüchtlinge wie die Türkei: 3,5 Millionen, überwiegend aus Syrien.
UNHCR's 2017 Global Trends Report released today - 85% of the world's #refugees under UNHCR's mandate are in developing countries. Perspective is needed on these international challenges. Responsibility-sharing + solidarity are critical. #WithRefugeeshttps://t.co/BkBukdXTd5 pic.twitter.com/ieVOiSCt59
— Catherine Stubberfield (@CatherineUNHCR) June 19, 2018
Keine Lösung, aber ein wenig Hoffnung
In keinem Konfliktgebiet sei eine Lösung in Sicht, kritisierte Grandi. Fast 70 Prozent der Flüchtlinge stammen nach Angaben des UNHCR aus fünf Ländern: Syrien, Afghanistan, den Südsudan, Myanmar und Somalia. «Wenn es Lösungen für diese Länder gäbe, könnten die Zahlen deutlich sinken», sagte er.
Grandi legt grosse Hoffnungen in eine neue weltweite Vereinbarung über den Umgang mit Flüchtlingen und Vertriebenen, die im Herbst bei den Vereinten Nationen in New York verabschiedet werden soll. Dabei geht es unter anderem um mehr Geld für die Bekämpfung der Fluchtursachen.
Tens of millions have been forced to flee their homes. This is where they come from.
— UNHCR, the UN Refugee Agency (@Refugees) June 19, 2018
Read our report: https://t.co/alidwwXFYt pic.twitter.com/7kWCXFnRJU