Wieder trauriger Flüchtlingsrekord: 68,5 Millionen

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Genève,

Jedes Jahr sind mehr Menschen vor Krieg und Elend auf der Flucht. Europäer fühlen sich besonders schwer betroffen. Dies ist aber nur scheinbar richtig.

Eine UNHCR-Mitarbeiterin kümmert sich um wartende Flüchtlinge in der Provinz Ituri im Kongo.
Eine UNHCR-Mitarbeiterin kümmert sich um wartende Flüchtlinge in der Provinz Ituri im Kongo. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • 68,5 Millionen, die Hälfte davon minderjährig, waren 2017 auf der Flucht.
  • Die Türkei beherbergt die meisten Flüchtlinge: 3,5 Millionen, überwiegend aus Syrien.
  • UNHCR-Chef hofft auf die neue weltweite Vereinbarung über den Umgang mit Flüchtlingen.

Nie sind in der Welt durch Krisen und Konflikte so viele Menschen auf der Flucht gewesen wie 2017. Insgesamt waren es Ende des Jahres 68,5 Millionen, 4,6 Prozent mehr als Ende 2016, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Dienstag berichtete. Es ist der fünfte Rekordwert in Folge.

Neu oder zum wiederholten Mal vertrieben wurden 16,2 Millionen. Andere sind seit Jahren vor Kriegen, Konflikten, Gewalt und Verfolgung auf der Flucht. Über die Hälfte der Flüchtlinge seien minderjährig.

Arme Länder tragen Hauptlast

Die grösste Bürde tragen ärmere Länder, wie UNHCR-Chef Filippo Grandi betont: «Manche Leute glauben, die Flüchtlingskrise sei eine Krise in den reichen Ländern. Das ist nicht der Fall.» 85 Prozent der Flüchtlinge lebten in teils bitterarmen Ländern oder solchen mit niedrigen oder mittleren Einkommen. Er appellierte an die humanitäre Verantwortung reicher Staaten. «Niemand wird freiwillig zum Flüchtling. Aber wir anderen können helfen.» Kein Land beherbergte 2017 so viele Flüchtlinge wie die Türkei: 3,5 Millionen, überwiegend aus Syrien.

Keine Lösung, aber ein wenig Hoffnung

In keinem Konfliktgebiet sei eine Lösung in Sicht, kritisierte Grandi. Fast 70 Prozent der Flüchtlinge stammen nach Angaben des UNHCR aus fünf Ländern: Syrien, Afghanistan, den Südsudan, Myanmar und Somalia. «Wenn es Lösungen für diese Länder gäbe, könnten die Zahlen deutlich sinken», sagte er.

Grandi legt grosse Hoffnungen in eine neue weltweite Vereinbarung über den Umgang mit Flüchtlingen und Vertriebenen, die im Herbst bei den Vereinten Nationen in New York verabschiedet werden soll. Dabei geht es unter anderem um mehr Geld für die Bekämpfung der Fluchtursachen.

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