Yannick Buttet: Expertin kritisiert Posten nach Belästigung
Der Ex-CVPler Yannick Buttet kriegt einen Posten, bei dem er seinem Belästigungs-Opfer begegnet. Eine Expertin findet die Causa «höchst problematisch».
Das Wichtigste in Kürze
- Der Ex-CVPler Yannick Buttet wird im Wallis Chef seines Belästigungs-Opfers.
- Eine Petition fordert die Absetzung des belasteten Präsidenten der Tourismuskammer.
- Eine Expertin kritisiert nun die Wahl von Yannick Buttet trotz Belästigungsvorwürfen.
Die Wahl von Yannick Buttet zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer schlägt hohe Wellen. Denn der ehemalige CVP-Politiker ist wegen Nötigung und Belästigung vorbestraft. Und in seiner neuen Rolle ist er indirekt Chef eines der Opfer der Belästigung.
Der Aufschrei darüber ist gross. Eine Petition zur Absetzung von Buttet wurde bereits von fast 10'000 Personen unterzeichnet.
Gegenüber «CH Media» äussert nun auch eine Expertin für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ihre Bedenken. «Generell lässt sich sagen, dass eine solche Konstellation in der Tat verschiedene Fragen aufwirft», sagt Rechtsanwältin Monika Hirzel.
Denn: «Das Gesetz verpflichtet den Arbeitgeber, Mitarbeitende vor sexueller Belästigung zu schützen. In diesem Fall liegt ein rechtskräftiges Urteil wegen sexueller Belästigung vor», verweist sie. «Hier steht der Arbeitgeber der betroffenen Frau in einer besonderen Verantwortung.»
Expertin: Arbeitgeber muss weiteren Vorfall verhindern
Sie fügt hinzu: «Er muss zunächst einmal alles dafür tun, dass es nicht erneut zu einem solchen Vorfall kommen kann.» Deshalb müsse der Arbeitgeber «sorgfältig abwägen, ob und bis zu welchem Ausmass» eine solche Zusammenarbeit zumutbar sei.
Die Tourismuskammer will der betroffenen Frau ermöglichen, Anlässen mit Yannick Buttet fernbleiben zu können. Das erachtet die Rechtsanwältin als «höchst problematisch». Hier werde es dem Opfer überlassen, ob sie sich selbst schützen will. Und die Frau müsse so möglicherweise karriererelevanten Anlässen fernbleiben.
Hirzel betont: «Das mag eine gut gemeinte Massnahme sein, isoliert aber das Opfer. Wenn schon, müsste der Täter auf die Teilnahme verzichten.»
Kritik an fehlender Diskussion um Yannick Buttet
Trotz Buttets bekannter Vorgeschichte gab es bei seiner Wahl keine Diskussion oder Gegenstimmen. Weder im Vorstand noch in der Generalversammlung. Dies bestätigte Vizepräsident Luc Fellay gegenüber Radio RTS.
Monika Hirzel, die über 20 Jahre im Bereich sexuelle Belästigung arbeitet, äussert ihre Überraschung über diese fehlende Diskussion.
In den letzten Jahre habe die Sensibilität für das Thema deutlich zugenommen. Gegenüber «CH Media» sagt sie: «Vor diesem Hintergrund erstaunt eine Wahl ohne eingehende Diskussion über die oben genannten Problemfelder, die damit verbunden sind.»
Die nächste Sitzung des Vorstands der Walliser Tourismuskammer findet im August statt. Es ist wahrscheinlich, dass der Fall von Yannick Buttet auf der Tagesordnung stehen wird.