Bahnstrecke nach Zermatt VS bleibt noch geschlossen
Heftiger Regenfall hat die Rhone stark ansteigen lassen, eine Zugstrecke wurde eingestellt. Zermatt ist immer noch von der Aussenwelt abgeschnitten.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach heftigem Regen ist Zermatt von der Aussenwelt abgeschnitten.
- Die Rhone führt sehr viel Wasser, die Gefahrenstufe ist hoch.
- Viele Helfer haben in Zermatt die ganze Nacht durch gearbeitet.
Viel Regen trifft aktuell im Wallis auf übersättigte Böden, hinzu kommt die Schneeschmelze. Die Folgen sind Überschwemmungen und Erdrutsche. Die Rhone und Seitenflüsse führen viel Wasser, es herrscht die zweithöchste Gefahrenstufe.
Die Pegelstände der Rhone und ihrer Seitenflüsse sind in den Kantonen Wallis und Waadt im Verlauf des Samstagmorgens langsam gesunken. Im gesamten Kanton herrscht aber weiterhin höchste Alarmstufe und die besondere Lage, wie der Kanton Wallis mitteilt.
Die Wassermengen seien immer noch sehr hoch. Dies auch, weil im weiteren Verlauf des Tages weitere Gewitter erwartet würden, teilte die Walliser Kantonspolizei am Samstagmittag mit. Es gelte daher weiterhin, erhöhte Wachsamkeit walten zu lassen. Vor allem in den Seitenflüssen der Rhone verlaufe der Rückgang der Wassermassen relativ langsam, hiess es weiter.
Den Höchststand sollte die Rhone von Freitag auf Samstag um Mitternacht erreichen. Zum Beispiel wurde um 2 Uhr in Branson ein Abfluss von 819 m3 erreicht.
Auch im Waadtländer Chablais war der kritischste Punkt im Zusammenhang mit dem Rhone-Hochwasser in der Nacht von Freitag auf Samstag überschritten. Dort überwachten die Feuerwehr und die Kantonspolizei die Umgebung der Rhone während der ganzen Nacht. Am Samstagmorgen entschärfte sich die Lage etwas. Sach- oder Personenschäden wurden laut der Polizei keine gemeldet.
Die Lage im Kanton Wallis verschärfte sich in der Nacht auf Sonntag nicht, wie ein Sprecher der Walliser Kantonspolizei auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Nach einer Sitzung des Krisenstabs am frühen Vormittag werde die Lage neu beurteilt.
Am Abend teilte Antoine Jacquod, stellvertretender Chef der Dienststelle für zivile Sicherheit, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, die Lage an der Rhone habe sich beruhigt. «Sehr, sehr grosse Sorgen» bereiteten aber die Seitentäler, die Seitenflüsse gingen nur sehr langsam zurück. Deshalb würden Erdrutsche erwartet. Die Alarmstufe sowie die besondere Lage werden aufrechterhalten.
Gemeindepräsidentin von Zermatt: «Unsere Helfer sind müde»
Besonders stark betroffen ist Zermatt VS: Der beliebte Touristenort wurde von der Vispa überschwemmt. Zudem musste die Matterhorn Gotthard Bahn den Betrieb einstellen, das Dorf ist von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Bewohner wurden angeordnet, in geschlossenen Räumen zu bleiben. Am Abend kam es in der Region ausserdem noch zu einem leichten Erdbeben.
Massive #floods due to rainfall in Zermatt of Visp, #Switzerland 🇨🇭 (21.06.2024)#Extremeweather #Climate #Nature #breakingnews pic.twitter.com/vigKzwKA2H
— Genesis Watchman Report (@ReportWatchman) June 21, 2024
«Unser Helfer sind müde», erklärt die Zermatter Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser am Samstagmorgen dem «Walliser Boten». «Viele von ihnen waren die ganze Nacht unterwegs und brauchen Erholung.» Im Dorf habe man einen Aufruf gestartet, um weitere Helferinnen und Helfer zu finden. Damit die Aufräumarbeiten weitergehen könnten.
Um 6.30 Uhr sei ein erster Lagebericht erstellt worden: Die Vispa und der Triftbach hätten noch immer einen hohen Wassergang. Aber es sei wieder klares Wasser und nicht mehr alarmierend. «Es ist beeindruckend, wenn man sieht, wie die Natur sich von einem Moment zum anderen verändern kann.»
Die Bahnstrecke sowie die Strasse von und nach Zermatt VS sind am Samstagmittag weiterhin geschlossen geblieben. Die Betreiberin der Bahnstrecke schätzte, dass am späteren Samstagnachmittag Zermatt wieder über den Landweg erreichbar sein werde.
Das teilte Matterhorn-Gotthard-Bahn am Samstagmittag mit. Die durchgehende Strecke zwischen Visp und Täsch unterhalb von Zermatt müsse bis mindestens Ende kommender Woche eingestellt bleiben. Das Hochwasser in der Vispa habe die Strecke an mehreren Stellen «massiv» in Mitleidenschaft gezogen, so dass grössere Instandsetzungsarbeiten erforderlich seien.
230 Menschen im Wallis evakuiert
Wegen des Unwetters mussten im Wallis 230 Personen evakuiert werden, rund 30 mussten in einer Turnhalle übernachten. Die Ufer der Rhone und der Seitenflüsse dürfen nicht betreten werden. Mehrere Strassen mussten gesperrt werden.
Die meistern Evakuierten konnte im Verlauf des Samstags wieder nach Hause. Laut Jacquod mussten am Samstagabend noch 59 ihr Zuhause verlassen.
Am Samstagmorgen teilte die SBB mit, dass der Bahnverkehr zwischen Riddes und Ardon im Wallis wieder aufgenommen werde. Der Wasserstand der Rhone sei gesunken.
In der Nacht wurde die Bahnstrecke von Lausanne nach Brig zwischen Riddes und Ardon vorsorglich eingestellt. Unterhalb der Bahnbrücke bei Riddes erreichte die Rhone eine kritische Höhe.
Nicht nur im Wallis, auch im Kanton Graubünden sorgt der Regen für Chaos: Für das Misox gibt es eine Hochwasserwarnung, es ist bereits zu Überschwemmungen und Erdrutschen gekommen.