Ehe für alle: Wieso wir für gleiche Rechte Spalier stehen
Ein Ja zur Ehe für alle ist ein Bekenntnis zu unseren demokratischen Werten: Grundrechte, Selbstbestimmung und individuelle Freiheit. Dafür stehen wir Spalier.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 26. September kommt die Ehe für alle vor die Urne.
- Ruedi Schneider von der Operation Libero erklärt im Gastbeitrag Gründe für ein Ja.
Spalier stehen ist etwas Wunderschönes. Man darf ein Liebespaar feiern, welches einen Bund fürs Leben geschlossen hat.
Für die einen ist die Hochzeit der wichtigste Tag des Lebens, für die anderen ist sie eine Formalität, die das gemeinsame Zusammenleben erleichtert. Nicht wenige interessieren sich gar nicht für die Ehe. Alle diese Ansichten sind legitim.
Wichtig ist: Der Beschluss, heiraten zu wollen oder nicht, soll in unserer liberalen Gesellschaft frei und einvernehmlich von den zwei betroffenen erwachsenen Menschen gefällt werden. Am 26. September stehen wir gemeinsam Spalier, damit bald auch in der Schweiz gilt: Gleiche Liebe, gleiche Rechte. Hier führen wir drei Gründe auf, warum du Ja zur Ehe für alle stimmen sollst.
1. Weil die Verfassung gleiche Rechte gewährt
Die Bundesverfassung ebnet den Weg zur Ehe für alle mit dem Grundsatz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und kein Mensch aufgrund seiner Lebensform diskriminiert werden darf (Art. 8).
Ebenso gewährleistet sie uns das Recht auf Ehe und Familie (Art. 14). Diese Grundrechte gelten für alle.
In der Bundesverfassung wird nicht definiert, dass die Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann. Trotzdem wird gleichgeschlechtlichen Paaren heute das Grundrecht auf Ehe verwehrt. Dass ein Grundrecht für alle in der Tat nur als Privileg für eine gewisse Lebensform gewährt wird, geht in einer Demokratie alle etwas an. Auch Menschen, die von dieser Ungleichbehandlung (eigentlich) nicht betroffen sind, sollten deshalb für die Ehe für alle Spalier stehen.
2. Weil die individuelle Freiheit so gewahrt wird
Bei näherer Betrachtung der Bundesverfassung spricht auch ein zweiter Grundsatz für die Ehe für alle. Der Staat garantiert das Recht auf persönliche Freiheit (Art. 10).
Die Freiheit eines Individuums kann jedoch die eines anderen Individuums einschränken. Wo die Freiheit einer Person beginnt und endet, ist immer knifflig.
Die Ehe für alle ist glücklicherweise weniger kompliziert: Sie verringert niemandes Freiheit! Zwei Frauen oder zwei Männer, die heiraten, verhindern keine andere Heirat. Wenn wir gleichgeschlechtliche Paare rechtlich gleich behandeln, wird niemandem etwas weggenommen. In diesem Sinne gilt: Niemand verliert, wenn die Liebe gewinnt.
Die momentane Ungleichbehandlung von gewissen Paaren durch den Staat ist mit den liberalen Grundsätzen der individuellen Freiheit und Selbstbestimmung unvereinbar. Ein liberaler Staat gewährt der gelebten Vielfalt Raum, sich zu entwickeln und respektiert private Entscheidungen. Es ist nicht Aufgabe des Staates, gewisse Paare gegenüber anderen zu privilegieren.
3. Weil gleichgeschlechtliche Paare eine gesellschaftliche Realität sind
Sein Onkel, deine Schwester, eure Nachbarin, mein Arbeitskollege, unser bester Freund... Viele von uns kennen, lieben und schätzen Personen in unserem Umfeld, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. Sie gehören zur gesellschaftlichen Realität.
Es geht darum, die politischen und rechtlichen Gegebenheiten den gesellschaftlichen Realitäten anzupassen. Mit der Annahme der Ehe für alle können wir sowohl die Ungleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare beseitigen als auch die Rechtslage vieler Familien, Paare und Kinder verbessern.
Die Vorlage ist ganz klar im Sinne des Kindeswohles. Weil so zukünftig sogenannte Regenbogenfamilien und insbesondere die Kinder rechtlich besser abgesichert werden.
Stehen wir gemeinsam Spalier für die Ehe für alle
Es besteht ein breiter gesellschaftlicher Konsens, dass die Ehe für alle Paare geöffnet werden muss. Wichtig ist jetzt, dass wir alle JA stimmen und unser Umfeld mobilisieren. Denn mit Umfragen alleine gewinnen wir keine Abstimmung.
Seien wir also weiterhin aktiv und sorgen dafür, dass möglichst viele Menschen bis am 26. September Spalier stehen für die Ehe für alle. Denn ein Ja zur Ehe für alle ist ein Bekenntnis zu unseren demokratiepolitischen Werten: Grundrechte, Rechtsgleichheit, Menschenwürde, Selbstbestimmung und individuelle Freiheit.
Zum Autor: Ruedi Schneider ist Co-Kampagnenleiter für die Ehe für alle bei Operation Libero und ist neben diesem langjährigen Ehrenamt auch lokal in seiner Heimat Zürich politisch engagiert. Er ist gelernter Kaufmann, Politologe und arbeitet als Programmleiter in einer Non-Profit-Organisation.