Frauen zahlen Beauty-Eingriffe bar – damit Ehemann nichts merkt!
«So was hätte ich nicht einmal gewieften Trickbetrügern zugetraut», schreibt Beauty-Kolumnistin Alexandra Lüönd. Es geht um Barzahlungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Alexandra Lüönd (36) hat 2017 die Beauty2Go-Klinik gegründet.
- Für Nau.ch schreibt sie eine monatliche Kolumne über Beauty-Themen.
- Heute erklärt sie, weshalb Kundinnen oftmals bar bezahlen.
In der Start-up-Phase unseres Beauty-Unternehmens standen mein Bruder und ich jeweils noch persönlich am Empfang. Wir erlebten dabei Momente, die roher und echter waren als jede 3+-Realityshow.
Eine Dame, die ich auf Ende 40 schätzte, betrat eines Tages unsere Praxis. Sie weinte. In der Hand hielt sie ein Tausendernötli.
Die Frau wedelte tränenüberströmt mit dem Geld und fragte, welches denn die effektivste Beauty-Behandlung sei, die sie bei uns für dieses Geld bekäme. Der Grund: Ihr Mann fände sie nicht mehr attraktiv.
Eine solche Aussage muss extrem schmerzhaft sein. Und das von einem Mann, den sie vor Jahren voller Liebe geheiratet hatte.
«Männer sollen nichts von Beauty-Eingriff erfahren»
Dass die Dame mit Bargeld und mit einer Tausendernote bezahlen wollte, erstaunte mich aber nicht. In Zeiten von Twint und anderen bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten werden Beauty-Eingriffe nämlich sehr oft in bar bezahlt.
Das hat einen Grund. Eine sehr hohe Zahl der Patienten verheimlicht Eingriffe gegenüber der besseren Hälfte. In den allermeisten Fällen sind es Frauen.
Regelmässig fragen mich daher Damen, wo sich der nächstgelegene Bankautomat befinde. Ich entgegne dann, dass man bei uns auch bequem mit Karte bezahlen könne. Wenn ich dann nachfrage, weshalb sie das nicht möchten, erzählen mir die Kundinnen, dass ihre Männer nichts vom Beauty-Eingriff erfahren sollen.
Also wird die Spur rigoros verwischt und vorausschauend bar bezahlt. So ist kein Backtracking mehr möglich. So viel Voraussicht hätte ich nicht einmal gewieften Trickbetrügern zugetraut.
«Schuld ist patriarchalisches Konstrukt»
Klar, es steht allen frei zu entscheiden, wie sie ihre Behandlung geniessen und bezahlen wollen. Und ich appelliere keineswegs an die Geschöpfe meines Geschlechts, transparenter zu sein bezüglich ihrer Behandlungen.
Vielmehr sehe ich die Schuld bei einem patriarchalischen Konstrukt, das erstaunlicherweise verbreiteter als angenommen – und leider keineswegs vom Aussterben bedroht ist.
Es führte dazu, dass wir mit einem Augenzwinkern in unseren Kliniken den Behandlungsansatz «So, dass es mein Mann nicht bemerkt» einführten.
Dieser Code steht für Natürlichkeit und Diskretion. Es leitet den Arzt an, eine subtile, aber doch wirkungsvolle Full-Face-Behandlung in mehreren Sitzungen durchzuführen.
Ziel dabei ist es, kleine Anpassungen vorzunehmen, die Selbstvertrauen und Ausstrahlung spürbar verbessern. Und zwar ohne den Hauch eines Verdachts zu wecken.
«Geld besser in Scheidungsanwalt investieren»
Kommen wir nochmals zurück zur weinenden Dame mit dem Tausendernötli. Ich habe ihr damals den Tausender zurückgeschoben und gesagt. «Das Problem liegt nicht bei Ihnen und Ihrem Aussehen, sondern bei Ihrem Ehemann.»
Und habe dann geraten, das Geld besser in einen Scheidungsanwalt zu investieren.
Zur Autorin: Alexandra Lüönd ist eine führende Unternehmerin im Beauty- und Medical-Retail. Als Gründerin der Beauty2Go-Kliniken sowie «Brows & Brows» schuf sie die grössten Ästhetik-Ketten in der Schweiz. Mit «Brows & Brows» revolutioniert sie die PMU-Branche. Die 36-Jährige schreibt Kolumnen für Nau.ch.