Zürcherinnen lassen Wangen machen – Bernerinnen die Augenringe
Kolumnistin Alexandra Lüönd ist Unternehmerin im Beauty-Bereich. Sie kennt die unterschiedlichen Schönheitsbedürfnisse in Zürich, Bern, Luzern und St. Gallen.
Das Wichtigste in Kürze
- Alexandra Lüönd ist Inhaberin der grössten Beauty-Klinik-Kette in der Schweiz.
- Ihre Kliniken gibt es in Zürich, Winti, Bern, St. Gallen, Luzern, Basel und in Lausanne.
- Heute schreibt Nau.ch-Kolumnstin Lüönd über die kantonalen Unterschiede bezüglich Botox.
Habt Ihr gewusst, dass es den «Kantönli-Geist» auch in der Beauty-Branche gibt? Ja, den gibt es. Und zwar, sobald meine KundInnen die Beauty-Kliniken betreten.
Ich schreibe deshalb heute eine Kolumne über die subtilen, aber dennoch markanten Unterschiede im ästhetischen Verhalten, die sich je nach Schweizer Region zeigen. Seid Ihr bereit? Dann legen wir los.
Aber aufgepasst: Wichtig ist, dass mein Text mit einer Prise Humor gelesen und verstanden wird.
Beim Beauty-Doc Bern: Ein zögerlicher Annäherungsversuch an die Schönheit
Beginnen wir mit den Beauty-KundInnen in Bern. Die charmanten BewohnerInnen unserer Bundesstadt benötigen oftmals gleich mehrere Anläufe, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden. Ein Beratungsgespräch reicht selten aus. In der Regel braucht es mindestens zwei oder drei Gespräche, bis BernerInnen den Mut für den nächsten Schritt aufbringen. Diskrete Behandlungen, Nasenkorrekturen oder die Reduzierung von Augenringen sind in Bern besonders begehrt. Vermutlich, um in der Menge unauffällig zu bleiben. Die Kundschaft ist treu: Sobald man das Vertrauen dieser geselligen Menschen gewinnt, zeigen sie sich als loyale KundInnen!
Die ZürcherInnen – direkt und ohne Umschweife
Im Gegensatz dazu wissen die ZürcherInnen bei ihrem ersten Beauty-Besuch bereits exakt, was sie möchten. Es eilt, sie erwarten sofortige Umsetzung. Nicht ungewöhnlich auch, wenn KundInnen mit einem Bild ihres Lieblingspromis auftauchen. Getreu dem Motto: «Wenn schon, denn schon.» Besonders beliebt in Zürich sind vollere Lippen, eine markante Kinnlinie und definierte Wangenknochen.
Grosse Gesprächsrunden bei uns an der Klinikrezeption liegen ihnen nicht. Eine Mitarbeiterin aus St. Gallen, die gelegentlich in Zürich aushilft, musste dies schmerzhaft erfahren, als sie versuchte, ein Gespräch mit einer Kundin anzufangen – nur um auf verdutzte Blicke zu stossen. In Zürich, da zählt Schnelligkeit!
Luzern: Behandlungen als Teil des Lebensstils
Die LuzernerInnen lassen sich gerne Zeit, ziehen umfangreichere Behandlungen wie beispielsweise das «Full Face»-Paket vor. Besonders auffällig ist die Präsenz von Müttern mit Kinderwagen, die bereit sind, viel Zeit zu investieren. Das Ergebnis muss ihren hohen Ansprüchen genügen. Schliesslich gilt das Erscheinungsbild in der Innerschweiz als Statussymbol.
Zwischen den Terminen nehmen sie sich Zeit für einen Cappuccino und nutzen die Gelegenheit, um mit ihren «Gspändli» zu tratschen. Funfact: An keinem Standort wird der Freundinnen-Rabatt so oft beansprucht wie in Luzern.
St. Gallen: Gesprächig und stets für Spass zu haben
Die Ostschweizer sind für ihre Offenheit und Geselligkeit bekannt. Vom zurückhaltenden Zeitgenossen bis zu wagemutigen Studentinnen und Fussballfans findet man hier eine breite Palette. Die Kundinnen sind etwas skeptisch und vorsichtig. Nur mimisch bedingte Falten dürfen zu Beginn behandelt werden. Doch sobald das Vertrauen gewonnen ist, steht oftmals eine komplette Gesichtsharmonisierung auf dem Programm. Allerdings ohne zu viel Schnickschnack und ganz nach dem Prinzip der Olma-Bratwurst: am besten pur!
Lausanne: Her mit dem Pariser Chic!
Werfen wir noch einen Blick in die Romandie. In Lausanne wechselt nicht nur die Sprache von Deutsch zu Französisch, sondern auch die Beauty-Vorlieben. «Emily in Paris» wird hier grossgeschrieben: Die Eingriffe sollen elegant, mondän und doch diskret sein. Interessanterweise suchen die Romandes doppelt so häufig die Klinik auf wie ihre Zürcher MitbürgerInnen. Wobei das «Vampir-Lifting» hier den Stellenwert geniesst, den anderswo die Zahnhygiene hat.
Mein Fazit: Am Schluss zeigt sich trotz «Kantönli -Geist», dass üs Schwiizer die Freude an einer Botox-Spritze eint. Ein kleiner Stich für die Schönheit, aber ein grosser Sprung für die nationale Einheit!
Zur Autorin: Alexandra Lüönd ist eine führende Unternehmerin im Beauty- und Medical-Retail. Als Gründerin der Beauty2Go-Kliniken sowie «Brows & Brows» schuf sie die grösste Ästhetik-Ketten in der Schweiz. Mit «Brows & Brows» revolutioniert sie die PMU-Branche. Die 36-Jährige schreibt Kolumnen für Nau.ch.