Kolumne

Lüönd: So schaffte ich es vom Wurst-Käse-Salat zum Beauty-Imperium

Alexandra Lüönd
Alexandra Lüönd

Zürich,

Alexandra Lüönd berichtet in ihrer ersten Kolumne, wie sie in Zürich die Lizenz erhielt, eine Klinik mit Ärzten zu führen – als jüngste Nichtmedizinerin.

Alexandra Lüönd
CEO Alexandra Lüönd hat die Beauty2Go Klinik Group und «Brows & Brows» gegründet. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Alexandra Lüönd (36) hat 2017 die Beauty2Go Klinik Group gegründet.
  • Für Nau.ch schreibt sie eine monatliche Kolumne über Beauty-Themen.
  • Medical Beauty sollte Spass machen, findet Lüönd.

Wie errichtet man mit lediglich 2000 Franken Startkapital ein multimillionenschweres Beauty-Imperium? Wie behauptet man sich als junge Frau, die keine Ärztin ist, in einem Markt, der primär von älteren männlichen Fachärzten dominiert wird und wenig Raum für eine neue Generation von Female Millennials zulässt?

Trotz dieser Bedenken habe ich, Alexandra Lüönd, genau das geschafft.

Hier ist meine Geschichte, wie ich als Frau und als jüngste Nichtmedizinerin im Kanton Zürich die Lizenz erhielt, eine Klinik mit Ärzten zu führen. Und wie ich in weniger als sieben Jahren das Unmögliche möglich machte.

Vom Underdog zur Spitzenreiterin

Mit 29 Jahren legte ich den Grundstein für Beauty2Go, ohne auch nur zu erahnen, dass ich eines Tages vom belächelten Underdog zur Spitzenreiterin in diesem Markt aufsteigen und diesen für immer verändern würde.

Ist ein Schönheitseingriff etwas für Dich?

Wie konnte mir das gelingen? Durch eine unerschütterliche Leidenschaft für Ästhetik, das unablässige Streben danach, einen bis dato unübertrefflichen Service zu kreieren, und die Fähigkeit, aus jeder Niederlage gestärkt hervorzugehen.

«Sie sind doch attraktiv genug»

Als Studentin Anfang 20 entschied ich mich, meine Lippen mit Hyaluron unterspritzen zu lassen. Damals war das Thema der ästhetischen Medizin in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Mit meinem eher spärlichen Budget machte ich mich online auf die Suche nach Angeboten in der Schweiz.

Alexandra Lüönd mit ihrem Bruder Patrick.
Erfolgreiches Duo: Alexandra Lüönd mit ihrem Bruder Patrick. - zvg

Die Preise waren intransparent, und wenn sie doch einmal aufgelistet wurden, waren sie finanziell für mich nicht erreichbar. Darüber hinaus gab es einfache Dinge wie ein Online-Buchungssystem nicht, und wenn ich es am Ende schaffte, einen Termin in einer Klinik zu erhalten, fühlte ich mich nicht auf Augenhöhe mit den Ärzten.

Mit Aussagen wie «Was wollen Sie an sich denn machen? Sie sind doch attraktiv genug» oder Ähnlichem wurde ich ganze sechs Mal von verschiedenen Ärzten abgelehnt, weil meine Vorstellung von Schönheit nicht dem Schönheitsideal des Arztes entsprach. Das hat mich sehr wütend gemacht.

Wie die Idee des Medical Retails entstand

Ich wollte meinem eigenen Schönheitsideal entsprechen und nicht dem Bild eines fremden Mannes.

Kurz gesagt: Die ganze Reise bis zu meiner Behandlung hat keinen Spass gemacht. Das wollte ich ändern und das Angebot für eine breite Masse von selbstbestimmten Frauen zugänglich machen.

Medical Beauty sollte Spass machen. Der Patient soll wertgeschätzt und die gesamte Behandlung zu einem Erlebnis in einer Wohlfühlatmosphäre werden. Kein Versteckspiel im Hinterzimmer einer altbackenen Hausarztpraxis. Die Idee des Medical Retails war geboren.

Ein Jahr lang Wurst-Käse-Salat

Als Betriebswirtin hatte ich wenig Ahnung vom Tagesgeschäft einer Praxis oder Klinik. Deshalb bin ich auf einen bekannten Dermatologen zugegangen und habe ihn gebeten, mich unter seine Fittiche zu nehmen – was er tat.

Ich war bereit, alles zu tun, um zu lernen, wie man eine Praxis führt und aufbaut. Ich habe ein Jahr lang buchstäblich nur Wurst-Käse-Salat gegessen, denn für mehr hat es nicht gereicht.

Ich konnte kaum die Miete bezahlen. Ich bin jeden Tag um 6 Uhr aufgestanden und habe bis abends durchgearbeitet. Ich habe den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als neben diesem besagten Arzt herzulaufen. Ohne Lohn.

Das erforderte Mut und einiges an Durchhaltevermögen.

Wir wurden zu Heads of Everything

Anfang 2018 legte ich mit dem wenigen Ersparten los – in Zusammenarbeit mit einer jungen Dermatologin und meinem Bruder, der dazustiess und täglich an meiner Seite arbeitete.

Die Toiletten haben wir selbst geputzt, den Empfang selbst geschmissen, die Buchhaltung und das Marketing selbst gemacht. Wir wurden zu Allroundern, Heads of Everything.

Und wisst ihr was? Diese Zeiten gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Dass keiner an uns glaubte, war uns egal. Wir hatten zwar nichts ausser uns und den Glauben an eine Vision, den kompletten Markt zu revolutionieren.

Wir wollten eine einzigartige Erfahrung für Patienten schaffen, damit sie nicht eine solche Erfahrung wie ich durchmachen mussten, sondern ihre Behandlungsreise vollkommen geniessen konnten. Auch hier ein grosser Dank an meinen Bruder Patrick, meinen absoluten Lieblingsmensch und Partner in Crime.

Und plötzlich – der grösste Anbieter in der ganzen Schweiz

Die unermüdliche Arbeit fand Anklang und 2018 konnten wir eine zweite Klinik in Bern eröffnen. 2019 kam die Klinik in Luzern dazu. Wir liessen uns nicht entmutigen durch den Lockdown im Jahr 2020, nutzten die Zeit in Isolation zu Hause, um an der Entwicklung unserer Firma zu arbeiten, und konnten im selben Jahr die Klinik in St. Gallen eröffnen.

Und plötzlich wurden wir vom Underdog zum grössten Anbieter in der Deutschschweiz. Diesen Moment werden wir nie vergessen. Die Dankbarkeit, Menschen gefunden zu haben, die unser Angebot liebten und an uns glaubten. Im Jahr 2021 eröffneten wir eine weitere Klinik in Winterthur und wurden damit zum grössten Anbieter in der Global-Schweiz.

Rekorde und Meilensteine

2022 bezogen wir unseren eigenen Hauptsitz am Schaffhauserplatz und zogen mit unserer Zürcher Klinik an die berühmte Bahnhofstrasse. Ende 2022 knackten wir dann den Allzeitrekord für ästhetische Behandlungen in der alpinen Region (Schweiz und Österreich) – noch nie hat eine Klinik so viele Behandlungen innerhalb eines Jahres durchgeführt.

Im Jahr 2023 durchquerten wir den Röstigraben und eröffneten erfolgreich als erste Kette eine Klinik in beiden Sprachregionen der Schweiz.

Ich bin stolz auf jeden dieser Rekorde und Meilensteine, denn sie sind der Beweis dafür, dass man durch Disziplin, Mut und starkes Durchhaltevermögen Ziele erreichen kann.

Ich habe als absoluter Underdog angefangen. Die Welt hatte nicht auf mich gewartet – und schon gar nicht die Welt der ästhetischen Medizin. Mein Ansatz stiess anfangs auf Ablehnung, aber ich habe gelernt, aus Rückschlägen gestärkt hervorzugehen.

Letztes Jahr, auf dem Weltkongress für ästhetische Medizin in Paris, wurde ich vor dem Hotel von fremden Ärzten angesprochen und mir wurde bewundernd die Hand geschüttelt. Bei den Abendessen gab es Gerangel, um neben mir zu sitzen. Ich bilde mir nichts darauf ein, aber ich leugne nicht – es war ein kleiner Moment des Triumphs.

***

Zur Autorin: Alexandra Lüönd ist eine führende Unternehmerin im Beauty- und Medical Retail. Als Gründerin der «Beauty2Go»-Kliniken sowie «Brows & Brows» schuf sie die grösste Ästhetik-Ketten in der Schweiz. Mit «Brows & Brows» revolutioniert sie die PMU-Branche. Die 36-Jährige schreibt ab sofort Kolumnen für Nau.ch.

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