Haben kinderfreie Paare besseren Sex?
«Kinder haben einen negativen Einfluss auf Beziehungen», schreibt Autorin Verena Brunschweiger in der Kolumne. Was ist ihre Meinung dazu?
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Autorin Verena Brunschweiger ist «kinderfrei».
- Auf Nau.ch schreibt Brunschweiger regelmässig Kolumnen.
Es ist ein Mythos, dass Paare glücklicher sind, wenn sie Eltern sind. Wissenschaftliche Forschung und persönliche Erfahrungen legen das Gegenteil nahe.
«Beim Vergleich von Paaren mit und ohne Kinder stellten Forscher fest, dass der Rückgang der Beziehungszufriedenheit bei Paaren mit Kindern fast doppelt so stark ausfällt wie bei kinderlosen Paaren.» Das schreibt Matthew D. Johnson, Professor für Psychologie und Leiter des Labors für Ehe- und Familienstudien an der Binghamton University, für die englische Zeitung «Guardian» in seinem Artikel «Willst du deine Ehe retten? Bekomme keine Kinder».
Der «Glaube, dass Kinder die Ehe verbessern, ist ein hartnäckiger Mythos unter jungen und verliebten Menschen», fährt Johnson fort. Es gibt viele Studien, die Johnsons Ergebnisse bestätigen.
Kinderlose Frauen seien die glücklichste Untergruppe
Zum Beispiel die Arbeit von Jennifer Glass (University of Texas) und Robin Simon (Wake Forest University). Die beiden Wissenschaftler verglichen viele Paare und stellten fest, dass das Wohlbefinden bei Nicht-Eltern höher ist als bei Paaren mit Kindern.
Im Jahr 2019 veröffentlichte Paul Dolan, Professor für Verhaltenswissenschaften an der London School of Economics, das Buch «Happy Ever After». Er behauptet, dass die glücklichste – und gesündeste – Untergruppe unserer Gesellschaft unverheiratete, kinderlose Frauen seien.
Über dieses Phänomen schreibt die Journalistin Sian Cain: «Frauen sind glücklicher ohne Kinder oder einen Ehepartner.»
Sie ergänzt, dass einige Leute die Ergebnisse von Dolans Studie bereits vermutet hätten, die Mehrheit jedoch immer noch an altmodische Ideen glaube. Paul Dolan sagt, dass traditionelle Erfolgsmerkmale nicht mehr gelten. Richtig. Es ist eine Tradition, die unglaublich schwer zu brechen ist. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert …
Viele Frauen erzählten mir persönlich ihre herzzerreissenden Geschichten von gescheiterten Ehen – nicht trotz der Tatsache, dass sie Mütter sind, sondern gerade deswegen!
Ich war entsetzt, als ich von all diesen Tragödien hörte, und doch kommt Leslie Ashburn-Nardo, die seit vierzig Jahren auf diesem Gebiet forscht, erneut zu den gleichen Schlussfolgerungen.
2015 veröffentlichte sie in der Zeitschrift «Demography» ein schockierendes Ergebnis: Die Auswirkungen eines Neugeborenen auf ein Paar sind härter als Scheidung, Arbeitslosigkeit oder sogar der Tod des Partners!
«Es gibt Eltern, die es hin und wieder schaffen ...»
Die Wissenschaftlerin hat viele Studien zu diesem Thema durchgeführt und sie alle bestätigen: Kinder haben einen negativen Einfluss auf Beziehungen.
Schlicht und einfach. Das macht natürlich Sinn: In kinderfreien Beziehungen geht es um Sie und Ihren Partner, man fühlt sich wertgeschätzt. Während das Leben der Eltern vor allem endloses Organisieren, Projekte von/mit/für die Kinder, Erziehungsstreitigkeiten, schlaflose Nächte usw. beinhaltet.
Es gibt Eltern, die es hin und wieder schaffen, einen romantischen Abend zu verbringen. Aber die Frage bleibt, ob das wirklich all die Nächte wettmacht, in denen man nach fünf Minuten grausam von einem heulenden Baby getrennt wurde?
Eine Antwort auf die Frage «Haben kinderlose Menschen besseren Sex?» ist definitiv, dass sie zumindest normalerweise noch Sex haben!
Wie ein englisches Sprichwort sagt: Das Kinderzimmer zu öffnen, bedeutet eben zumeist, das Schlafzimmer zu schliessen, selbst wenn kein «Familienbett» angeschafft wird.
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Zur Person: Dr. Verena E. Brunschweiger, Autorin, Aktivistin und Feministin, studierte Deutsch, Englisch und Philosophie/Ethik an der Universität Regensburg. 2019 schlug ihr Manifest «Kinderfrei statt kinderlos» ein und errang internationale Beachtung.