Hass

Nicole Ruggle (FDP) über «politisch korrekten Hass»

Nicole Ruggle
Nicole Ruggle

Zürich,

Nicole Ruggle (FDP) empört sich darüber, wie Camille Lothe (SVP) in der «Mohrenkopf»-Debatte angegriffen wurde. Sie kritisiert den Sexismus aus der linken Ecke.

Nicole Ruggle
FDP-Frau Nicole Ruggle argumentiert für die freie Meinungsbildung. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der «Mohrenkopf» der Firma Dubler hat für hitzige Rassismus-Debatten gesorgt.
  • SVP-Politikerin Camille Lothe stellte sich hinter das heftig kritisierte Produkt.
  • Nicole Ruggle (FDP) empört sich über die Reaktionen von links.

Die Zürcher SVP-Jungpolitikerin Camille Lothe postete vor wenigen Tagen auf Social Media ein Selfie, auf dem sie mit einem Schokoladenprodukt der Firma Dubler zu sehen ist. Über das Bild ist ein kurzer Text eingeblendet: Dubler Mohrenköpfe seien ein Schweizer Traditionsprodukt – und mehr nicht.

Ein politisches Statement – so weit, so legitim.

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten; sie wurde als «Hoe» (englischer Slang für «Hure»), «konservatives Stück Dreck», «Nazi», «Rassistin» und Schlimmeres betitelt. Sie solle «sich selbst umbringen» («kill yourself bitch»), man wünscht ihr Corona an den Hals – ein anderer User rief gar dazu auf «diese Schlampe alle zu machen» («cancel this cunt!») (sic!).

Warum? Sie wagte es, bezüglich der Rassismus-Debatte eine kontroverse Meinung zu vertreten, die nicht der des politisch korrekten Mainstreams entspricht.

Camille Lothe SVP
SVP-Politikerin Camille Lothe. - Keystone

Bezeichnend ist, dass diese entwürdigenden und sexistischen Invektiven praktisch allesamt aus der politisch linken Ecke stammen. Schlimmer noch: fast ausschliesslich von Frauen.

Debatte hat sich von ursprünglichen Anliegen entfernt

Solche Äusserungen lassen tief blicken: Diese Debatte hat sich weit von der Ursprünglichen, bei der es um Rassismus und BLM ging, entfernt. So legitim die Diskussion um Rassismus tatsächlich ist, wurde sie dennoch in Windeseile von selbsternannten Wächtern der politischen Korrektheit gekapert, die nun – ironischerweise – Frauenhass par excellence verbreiten.

Solche Leute pervertieren die aktuelle Debatte um Menschenwürde und schaden ihr. Sie missbrauchen und zweckentfremden ganz gezielt ein legitimes Anliegen (BLM) um ihrem persönlich angestautem Frust Luft zu machen.

Schade und bedauerlich für alle jene, die sich anständig und sachlich für dieses wichtige Anliegen einsetzen.

Absolutes Armutszeugnis für unsere Gesellschaft

Dass sich einige nicht einmal mehr zu schade sind, PolitikerInnen im Internet gezielt herabzuwürdigen, Andersdenkende aus einer (vermeintlichen) Anonymität heraus zu bedrohen und ganze Stadtviertel in Schutt und Asche zu legen (ganz zu schweigen von den zahlreichen gewaltsamen Übergriffen auf Staatsdiener und Zivilisten) – ist ein absolutes Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.

Und was macht der Staat? Er kuscht. Lässt sich vom Gift und Galle speienden Mob einschüchtern. Polizisten kapitulieren, Staatsunternehmen lassen ohne Rücksprache Geschäftspartner unter den Tisch fallen; jedes privatwirtschaftliche KMU wäre nach so einem Entscheid seine Glaubwürdigkeit los.

Mehr als ein paar erboste Tweets aus der geifernden und schäumenden Menge braucht es nicht. Kurz: Er knickt ein. Dem Blutdurst des wütenden Mobs muss Rechnung getragen werden – in vorauseilendem Gehorsam und möglichst ohne Widerspruch.

Wo leben wir eigentlich?

Diskurs in der Politik muss zurückerobert werden

Als Demonstrant und Befürworter der BLM-Bewegung würde ich mich veräppelt und hintergangen fühlen. Hintergangen von einer in blinder Wut um sich schlagenden Menge, die gewaltsam versucht, den Diskurs um den aktuellen Wertekonsens unserer Gesellschaft an sich zu reissen und zu delegitimieren. Und dies in einer zutiefst primitiven, menschenverachtenden Artikulation.

Rassismus
Menschen bei einer Demonstration gegen Rassismus in Zürich. - Keystone

Wir müssen den Diskurs in der Politik zurückerobern. Zurückerobern von all jenen, die die Meinungsdiversität im Keim ersticken, alles und jeden niederschreien und niederprügeln, der oder die die eigene Meinung nicht teilt - und sich nur noch durch Gewalt politisch Gehör zu verschaffen mögen.

Zurück von jenen, deren infantiles und feiges Denunziantentum lediglich der Erhöhung des eigenen Egos dienen soll – und die den öffentlichen Diskurs durch ihren Dauerempörialismus in moralische Geiselhaft zu drängen versuchen.

Und ganz grundsätzlich: Vielleicht wäre es für alle politisch Partizipierenden einmal an der Zeit, fünf Gänge runterzuschalten und wieder einmal tief Luft zu holen – bevor man die nächste verbale Entgleisung in pawlowscher Manier ins Internet brüllt.

Camille Lothe hat sich letztendlich– wie sie auf Facebook verkünden liess - entschieden, rechtliche Schritte gegen die Hassschreibenden einzuleiten. Man wünscht sich, dass der Rechtsstaat nun Rückgrat beweist.

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