Trinkwasserinitiative: «Pestizidfrei kostet weniger»
Die Pestizidbelastung unserer Gewässer kommt uns teuer zu stehen. Ein Gastbeitrag von Franziska Herren, Initiantin der Trinkwasserinitiative.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Trinkwasserinitiative wurde im Januar 2018 von Franziska Herren eingereicht.
- Die Vorlage fordert eine ökologischere Landwirtschaft ohne Pestizide und Antibiotika.
- Die Initiative hat viel Unterstützung, wird aber vom Bund zur Ablehnung empfohlen.
Das ETH-Wasserforschungsinstitut Eawag hat neue, beunruhigende Erkenntnisse zu Pestizidbelastungen in Bächen publiziert. Immer wenn es regnet, wird ein toxischer Schwall von Pestiziden von den Äckern in die Gewässer gespült.
Mit einer neuen Methode wurden dabei kurzzeitig extrem hohe Pestizidkonzentrationen gemessen – bis zu 170-fach höher als mit der alten Methode. Die Bäche sind also weit stärker durch Pestizide gefährdet als bisher bekannt.
Der gemessene Giftschwall ist für die Kleinlebewesen in den Bächen tödlich. Dies erklärt die stark reduzierte Biodiversität in vielen Gewässern. Und Fische und Vögel verlieren ihre Nahrungsgrundlage und gehen zugrunde.
Erst das Wasserleben, dann die Menschen
Pestizid-Cocktails in den Gewässern treffen zuerst die Wasserlebewesen, dann uns Menschen. Denn Pestizide gelangen bis in unser Trinkwasser. Eine Million Menschen in der Schweiz, auch Kinder und Babys, konsumieren heute Trinkwasser mit Pestizidrückständen über dem gesetzlichen Grenzwert!
Gesundheits- und Umweltkosten tragen die Steuerzahler
Als Schweizer Bevölkerung subventionieren wir unsere Lebensmittelproduktion mit rund 3,5 Milliarden Franken Steuergeld pro Jahr – noch bevor wir die Lebensmittel im Laden kaufen. Der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft verursacht hohe Gesundheits- und Umweltschäden, die Kosten dafür werden zusätzlich auf die Bevölkerung abgewälzt.
Doch Pestizide braucht es nicht. Eine pestizidfreie Landwirtschaft ist nicht nur machbar, sondern auch schon seit Jahrzehnten verlässlich und ertragreich. Das beweisen Tausende Bäuerinnen und Bauern weltweit. Sie produzieren pestizidfrei und setzen auf innovative Anbaukonzepte wie robuste Obst- und Rebsorten, angepasste Ackerbautechniken und bessere Bodenpflege.
Mit mehr Forschung in pestizidfreie Anbaumethoden könnten Erträge und Qualität noch weiter verbessert werden. Doch heute wird ein Grossteil der staatlichen Forschungs- und Beratungsgelder dafür verwendet, Schäden zu untersuchen, welche durch in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide und übermässigen Dünger- und Antibiotikaeinsatz entstehen.
Darum will die Trinkwasserinitiative nebst den Subventionen auch die Gelder für Forschung, Ausbildung und Investitionshilfen vollständig in eine pestizidfreie Lebensmittelproduktion investieren.
Wir haben es in der Hand
Mit der Trinkwasserinitiative können wir bestimmen, welche Lebensmittelproduktion mit unseren Steuermilliarden in Zukunft finanziert wird. Zur Wahl stehen: Der weitere Einsatz von Tausenden Tonnen synthetischer, hochgiftiger Pestizide aus dem Hause Syngenta und Bayer mit den bekannten Folgen für Umwelt und Trinkwasser – oder der konsequente Einstieg in eine gesunde, pestizidfreie Lebensmittelproduktion ohne Folgekosten.
Mit einem JA zur Trinkwasserinitiative schützen Sie das Leben in den Gewässern und unsere Gesundheit.
Und Sie sorgen dafür, dass wir im Wasserschloss Europas in Zukunft wieder überall Hahnenwasser trinken können, das dem Gesetz entspricht.