Unterschiedliche Ellen: Ein Gastbeitrag von Andreas Glarner

Andreas Glarner
Andreas Glarner

Bern,

Die Besetzung des Bundesplatzes durch Klima-Aktivisten ist vorbei. SVP-Nationalrat Andreas Glarner macht sich in einem Gastbeitrag nochmals Gedanken dazu.

Andreas Glarner Klimastreik
SVP-Nationalrat Andreas Glarner vor dem besetzten Bundesplatz. In diesem Gastbeitrag regt der Aargauer ein Gedankenspiel an. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Drei Tage lang besetzten Klima-Aktivisten den Bundesplatz in Bern.
  • Die illegale Aktion sorgte für heftige Auseinandersetzungen im Bundeshaus.
  • Andreas Glarner (AG/SVP) schildert in einem Gastbeitrag seine Meinung dazu.

Stellen Sie sich bitte folgende Szene vor: Auf dem Bundesplatz beginnt eine rechtsbürgerliche Gruppierung, WC-Häuschen, grosse Bogenbauten und Zelte aufzustellen, den Platz widerrechtlich zu besetzen und irgendwelche Parolen zu skandieren. Natürlich liefert die Stadt gratis Strom und Wasser und stellt fürsorglich den Springbrunnen ab, damit auch ja keiner der illegalen Demonstranten nass wird und die ganze Fläche des Platzes genutzt werden kann.

klimastreik
Blick auf den Klimastreik am Bundesplatz. - Keystone

SVP-Politiker solidarisieren sich öffentlich mit den rechtsbürgerlichen Kundgebungsteilnehmern und sichern ihnen jede Unterstützung zu. Die Medien nennen sie liebevoll «Aktivisten» und zeigen vornehmlich kleine Kinder und hübsche, junge Teenies. Man zeigt Wohlwollen und äussert Wohlgefallen. Natürlich hinterfragt niemand das Vorgehen der Stadt und deren SVP-Präsidenten – zumindest nicht, bis ein paar Linke aufmucken und fragen, wie das eigentlich alles möglich ist und warum niemand eingreift.

«Können Sie vergessen»

Eine solche Vorstellung können Sie schlicht vergessen: Noch während des Aufstellens des ersten WC-Häuschens würde der Sicherheitsdirektor die Polizei aufbieten, welche in Mannschaftsstärke anrücken und dem üblen Treiben ein blitzartiges Ende bereiten würde…

Andreas Glarner SVP
SVP-Asylchef Andreas Glarner plädiert für eine Lockerung bei den Vorgaben für die private Unterbringung von Flüchtlingen. - Keystone

Die Medien würden sich in Berichten überschlagen. Gott sei Dank gibt es inzwischen Fotosatz – die Zeitung mit den grossen Buchstaben müsste sonst Neue kaufen – denn für die Schlagzeilen, die man machen würde, hätte man wohl keine genügend grosse Lettern…

MARKT, KLIMASTREIK
Der Gemeinderat von Bern Reto Nause, links, und Alec von Graffenried, Stadtpräsident von Bern, rechts, sprechen während der Aktionswoche «Rise up for Change» auf dem Bundesplatz. - Keystone

Selbstverständlich würde der SVP-Stadtpräsident umgehend zum Rücktritt aufgefordert, man würde darüber berichten, dass auch seine Kinder der rechten Szene angehören und sich regelmässig in der rechtsfreien Szene tummeln. Sämtliche Teilnehmer würden fotografiert, durchleuchtet und natürlich an den Pranger gestellt. Man würde sich fragen, wo diese Leute arbeiten und natürlich sofort den Arbeitgeber informieren – auf dass dieser den Teilnehmer sofort entlasse.

Falls dies nicht umgehend geschehen würde, erginge umgehend ein Boykottaufruf gegen die Firma. Jede Äusserung jedes Teilnehmers würde auf die Goldwaage gelegt und wenn eine solche der vereinigten Medienschar nicht genehm wäre, würde diese in grossen Schlagzeilen kommentiert. Parlamentarier der SVP, welche sich mit den Kundgebungsteilnehmern solidarisiert haben, würden umgehend zum Rücktritt aufgefordert.

Chiesa SVP
Der Tessiner Ständerat Marco Chiesa ist neuer Präsident der SVP Schweiz. - sda - KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Der frisch gewählte Präsident müsste den Hut nehmen und wohl sein Ständeratsmandat abgeben. Die vereinigte Medienmeute würden jeden Politiker, der nicht umgehend den Hut nimmt, gnadenlos tagelang vor sich hertreiben.

«Linksgrüne Rechtsbrecher und Systemveränderer»

Zum Glück war es aber keine rechtsbürgerliche Gruppierung. Es handelte sich nebst einigen ernsthaft um unsere Umwelt besorgten Teilnehmern mehrheitlich nur um linksgrüne Klimachaoten, welche unsere Rechtsordnung mit Füssen treten und am liebsten Sozialismus und Anarchie einführen möchten. Denn unsere demokratischen Prozesse sind ihnen zu langsam und wohl auch zuwider…

Es handelte sich also um linksgrüne Rechtsbrecher und Systemveränderer. Das ist natürlich ganz etwas Anderes, wie wenn zum Beispiel die Gruppierung «Marsch fürs Läbä» eine angekündigte Kundgebung gegen Abtreibungen machen oder die SVP eine Kundgebung für die Begrenzungsinitiative durchführen will…

Bundesplatz
Personen wischen Stroh zusammen, nach dem der Klimastreik Rise up for Change auf dem Bundesplatz aufgelöst wurde. - Keystone

Solche Anlässe sind in der Stadt Bern nicht mehr möglich – denn die Stadt verweigert schlicht die Bewilligung. Und würde diese auch erteilt – der von der linksgrünen Stadtregierung gehätschelte Mob der Reitschule würde jede Kundgebung im Keim ersticken und gewaltsam zerschlagen. Alles mit gütiger Duldung der linksgrünen Stadtbehörden und dem gnädigen Wegsehen und Verschweigen der Medien…

Unterschiedliche Ellen, in der Tat!

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