Gesundheitspersonal protestiert – Streik (noch) kein Thema
Das Gesundheitspersonal ächzt unter der Corona-Last. Die ganze Woche wird deshalb für eine Corona-Prämie und bessere Arbeitsbedingungen protestiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit heute Montag findet in der Schweiz eine Protestwoche des Gesundheitspersonals statt.
- Unter dem Motto «Jetzt erst recht» fordert es mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.
- Start zur Protestwoche bildeten Aktionen in Neuenburg und Luzern
Klatschen reicht nicht. Unter dem Motto «Jetzt erst recht» haben die Gewerkschaften Syna und Vpod, sowie der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK eine Protestwoche lanciert.
Diese nahm am Montagmorgen in Luzern seinen Anfang. Dort standen am Morgen vorwiegend Frauen in weissen Kitteln den Kantonsparlamentariern Spalier. Transparente wie «Applaus war gestern, heute ist Zahltag!» begleiteten die Politiker zum Sessionsort auf der Allmend.
Auch in Neuenburg vor dem Spital Pourtalès protestierten am späteren Morgen Vertreter der Gewerkschaften und Teile der Belegschaft.
Ausgelaugtes Personal
Die 62-jährige Claudette Francoeur arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Pflegefachfrau im Neuenburger Spital. So eine zugespitzte Lage, wie sie sich aktuell präsentiert, habe sie noch nie erlebt. «Ich spüre eine gewisse Müdigkeit.» Man sei stets auf Abruf, müsse überwachen, sehe Patienten kommen und gehen und wisse nicht, ob sie positiv oder negativ seien.
Berufsverbände und Gewerkschaften fordern nicht nur kurzfristig eine markante Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen. Konkret: Eine Corona-Prämie von einem Monatslohn oder einem Monat Ferien und Schluss mit Pflege «à la minute».
Mit der Protestwoche und schweizweiten Aktionen soll den Forderungen mehr Druck verliehen werden. «Wir haben als Corona-Prämie einen Monatslohn vorgeschlagen, um die Debatte zu lancieren», sagt VPOD-Zentralsekretärin Elvira Wiegers.
«Das Gesundheitspersonal hat während der ersten Welle sein Leben für die Bevölkerung riskiert. Nun in der zweiten Welle sind die Angestellten teilweise erschöpft und ausgepumpt. Für diese ausserordentlichen Leistungen braucht es eine Anerkennung.»
«Entwicklung zeigt hässliches Gesicht»
Der Personalmangel in gewissen Bereichen des Gesundheitswesens hatte sich bereits in den letzten Jahren akzentuiert. Aufgrund der Pandemie zeige diese vor sich hin gärende Entwicklung nun ihr hässliches Gesicht, so Wiegers weiter.
Am Samstag soll in Bern auf dem Bundesplatz die Abschlussaktion der Protestwoche stattfinden. Vorher finden in diversen Städten quer im ganzen Land Veranstaltungen statt.
Ein Streik des Gesundheitspersonals, wie es in anderen Ländern bereits vorkam, ist aktuell keine Option. «Wie das zukünftig aussieht, wissen wir nicht, aber im Moment steht ein Streik nicht im Raum», sagt Wiegers.