Coronavirus: Tiefer Ölpreis gefährdet in den USA Tausende Jobs
Massnahmen der US-Regierung bringen wenig. Das Coronavirus schickt den Ölpreis auf Talfahrt. Tausende Jobs sind in Gefahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Preis für texanisches Leichtöl war gestern zeitweise im Minus.
- Die US-Regierung und andere Öl-Nationen haben die Förderung reduziert, aber zu wenig.
So hat es sich Donald Trump gewiss nicht vorgestellt: Vor rund einer Woche hat er einen «grossen Öl-Deal» mit dem Opec-Kartell verkündet. Gemeinsam mit anderen Öl-Nationen wurde ein Förderstopp beschlossen, um die Abwärtsspirale an den Rohölmärkten aufzuhalten.
Gebracht hat es wenig: Gestern verbuchte der US-Ölmarkt einen historischen Preiszerfall. Der Mai-Terminkontrakt von texanischem Leichtöl (WTI), welcher heute ausläuft, war am Montag zeitweise auf Minus 40 Dollar gefallen. Mittlerweile liegt der Preis wieder im Plus.
The big Oil Deal with OPEC Plus is done. This will save hundreds of thousands of energy jobs in the United States. I would like to thank and congratulate President Putin of Russia and King Salman of Saudi Arabia. I just spoke to them from the Oval Office. Great deal for all!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 12, 2020
Das Coronavirus hat die Weltwirtschaft fest im Griff. Der Lockdown, welcher in vielen Ländern gilt, bremst den Wirtschaftsmotor massiv ab. Die Konsequenz: Der Ölverbrauch wird im April um 29 Millionen Fass pro Tag niedriger sein als im Vorjahresmonat, rechnet die Internationale Energieagentur.
Der Deal der USA mit den Opec-Ländern und Russland geht zu wenig weit: Die Produktion soll nur um zehn Millionen Fass täglich gedrosselt werden.
Zu viel Öl wegen Coronavirus
Unter dem Strich bleibt eine Öl-Schwemme. In der Branche geht darum die Angst um, dass die Lager für den Rohstoff bald nicht mehr ausreichen werden. In Cushing, Oklahoma, zentraler Handelsplatz für WTI, dürften bereits Anfang Mai alle Tanks voll sein.
US-Produzenten sind gezwungen, ihre Produktion runterzufahren. Mit happigen Konsequenzen: Alleine im West-Texas dürften 40'000 Jobs verloren gehen, rechnet Kirch Edwards, Chef des Ölproduzenten Latigo Petroleum.
Aktuell kostet ein Fass WTI 12 Dollar (Stand Dienstagvormittag). Mit diesem Preis kann die US-Industrie nicht überleben. Selbst wenn die Nachfrage etwas ansteigen würde, die USA sind gegenüber anderen Ölförderländern im Nachteil: Wegen höheren Löhnen brauchen sie bessere Preise, um profitabel wirtschaften zu können. Bei Fracking-Anlagen sind dies rund 80 Dollar pro Fass.
Mittelfristig dürfte der Ölpreis wieder anziehen, glauben Ökonomen. Wenn Länder ihre Lockdown-Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus lockern, wird die Öl-Nachfrage spätestens im zweiten Halbjahr wieder steigen.