Credit Suisse: Angst vor SNB-Hilfe beschleunigte Niedergang
Die Furcht vor dem Stigma der Liquiditätshilfe der Schweizerischen Nationalbank beschleunigte den Niedergang der Credit Suisse. So zeigt es ein PUK-Bericht.
Die Furcht vor dem Stigma der Liquiditätshilfe der Schweizerischen Nationalbank trug zum Fall der Credit Suisse bei. Das geht aus einem neuen PUK-Bericht hervor.
Liquiditätshilfe als zweischneidiges Schwert
Die Credit Suisse (CS) verzichtete mehrfach auf dringend benötigte Liquiditätshilfe der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Laut dem Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) geschah dies zwischen Oktober und Dezember 2022 dreimal.
Die Bank fürchtete die «stigmatisierende Wirkung» solcher Nothilfe. Eine öffentliche Deklaration hätte möglicherweise zu verstärkten Kapitalabflüssen geführt, wie es die «NZZ» berichtet.
Dieses Dilemma ist aber nicht neu. Die britische Bank Northern Rock erlebte 2007 Ähnliches, wo nach Bekanntwerden der Liquiditätshilfe Kunden die Bank stürmten.
Forderungen nach Verbesserung
Die PUK kritisiert die aktuelle Ausgestaltung der ausserordentlichen Liquiditätshilfe (ELA). Sie fordert den Bundesrat auf, Massnahmen zur Verringerung der Stigmatisierung zu ergreifen.
Die SNB suchte bereits nach Möglichkeiten, Liquidität ohne die Begriffe «ELA» oder «ausserordentliche Liquiditätshilfe» zu gewähren. Dies scheiterte jedoch an Offenlegungspflichten.
Der Bundesrat zeigt sich offen für Änderungen. In seinem Bericht zur Bankenstabilität vom April 2024 regte er ebenfalls Massnahmen zur Entschärfung an.
Welche Lösungsansätze gibt es?
Eine Option wäre die Anpassung der Offenlegungsvorschriften. Der frühere britische Notenbanker Paul Tucker schlägt vor, den ELA-Bezug erst später zu veröffentlichen.
Eine Alternative wäre, Liquiditätshilfe zu etwas Alltäglichem zu machen. Die Expertengruppe Bankenstabilität empfiehlt eine Verschmelzung mit dem normalen geldpolitischen Instrumentarium.
Internationale Erfahrungen mit sogenannten Discount-Windows sind jedoch ernüchternd. Sie werden kaum genutzt, da sie ebenfalls als Krisenmassnahmen wahrgenommen werden.
Ist die Thematik ein unlösbares Dilemma?
Eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigt, dass das ELA-Stigma auch positive Seiten hat. Es verhindert etwa risikoreiches Geschäftsgebaren der Banken.
Die Herausforderung besteht eher darin, die richtige Balance zu finden. Die Abschreckung darf nämlich nicht zu stark sein, damit Banken in Notlagen die Hilfe noch in Anspruch nehmen.
Eine perfekte Lösung für dieses Dilemma, das sich beim Niedergang der CS deutlich zeigte, scheint jedoch schwer zu finden. Auch der Bundesrat steht vor einer komplexen Aufgabe.