Mit X verklagt Elon Musk eine Organisation, die Hassrede aufdeckt. Sie sollen mutmasslich Informationen von der Plattform unrechtmässig erhalten haben.
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Elon Musk verklagt mit dem Twitter-Nachfolger X Hassforscher, die angeblich X-Daten ohne Berechtigung genutzt hatten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Elon Musk verklagt via X eine Organisation, die sich gegen Hassrede einsetzt.
  • X argumentiert, dass sich die Forschenden die Daten unrechtmässig angeeignet habe.
  • Die Organisation hält dagegen, dass Musk Kritiker mundtot machen will.
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Das von Elon Musk in X umbenannte Twitter zieht vor Gericht gegen Online-Forscher, die Hassrede und Falschinformationen im Netz aufdecken. Die X Corp. wirft der Organisation CCDH in der Klage vor, sie habe widerrechtlich auf Daten des Kurznachrichtendienstes zugegriffen.

X sei durch die Berichte der Forscher Schaden entstanden, weil Werbekunden abgesprungen seien. Für die eingereichte Klage suchte sich die X Corp. frühere Berichte des CCDH (Center for Countering Digital Hate) heraus. In diesen ging es unter anderem um Falschinformationen zum Coronavirus und Klimawandel.

CCDH soll sich unbefugten Zugang verschafft haben

Dem CCDH wird zum einen vorgeworfen, die Organisation habe dafür in Verletzung der Nutzungsregeln grössere Mengen von Tweets abgerufen. Zum anderen habe sie unrechtmässig auf Daten zugegriffen, die der Analysefirma Brandwatch zur Verfügung gestellt worden seien.

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Elon Musk behauptet, dass die Hassrede-Organisation auf die X-Daten unrechtmässig zugegriffen habe. - keystone

Mit Hilfe von Brandwatch können Unternehmen Online-Beiträge rund um ihre Marken nachverfolgen. X behauptet, das CCDH habe einen Kunden von Brandwatch dazu verleitet, der Organisation Zugangsdaten zu geben. Die Forscher hätten dies dann zur Recherche für ihre Berichte verwendet. Wer dieser Kunde gewesen sein soll, wisse X noch nicht.

Anwältin kritisiert Einschüchterung

Die Klageschrift wurde in der Nacht zum Dienstag eingereicht. Sie habe einen ganz anderen Fokus als eine vorherige Klagedrohung von Elon Musks Anwalt Alex Spiro an CCDH. In dem am Montag bekanntgewordenen Schreiben ging es um einen Bericht der Gruppe von Juni.

Der Anwalt kritisierte das Fazit, dass Twitter bei 99 Prozent der Hassrede nichts unternehme, wenn sie von zahlenden Abo-Kunden komme. Er verwies darauf, dass die Basis dafür lediglich 100 an den Dienst gemeldete Tweets gewesen seien.

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Twitter bzw. X soll mutmasslich nichts gegen Hassrede von zahlenden Kunden unternommen haben. - keystone

Die Anwältin des Zentrums nannte den Brief «lächerlich» und warf der Firma vor, Kritiker einschüchtern zu wollen. Sie verwies darauf, dass einige der angeprangerten Tweets eindeutig rassistisch, antisemitisch und homophob gewesen seien. Damit hatten gegen die Regeln von Twitter verstossen.

In den gemeldeten Posts hiess es unter anderem, die «schwarze Kultur» habe mehr Schaden als der rassistische Geheimbund Ku-Klux-Klan angerichtet. Oder dass «die jüdische Mafia» alle ersetzen wolle. Vier Tage später seien die Tweets weiterhin verfügbar gewesen, betonte das CCDH.

Werbeeinnahmen seit Elon Musk eingebrochen

Elon Musk hatte Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Der Tech-Milliardär warf der vorherigen Twitter-Führung vor, rechte politische Ansichten unterdrückt zu haben, und versprach «absolute Redefreiheit». Das schreckte einige grosse Werbekunden ab, die ein negatives Umfeld für ihre Marken befürchteten.

Elon Musk räumte jüngst ein, dass die Werbeeinnahmen nur halb so hoch seien wie früher. Das ist ein sehr reales Problem für die Plattform, da die Anzeigenerlöse traditionell ihre zentrale Geldquelle sind. Auf dem Dienst lasten zudem Kredite in Höhe von rund zwölf Milliarden Dollar, die Musk für den Kauf aufnahm.

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Seit der Twitter-Übernahme von Elon Musk gingen die Werbeeinnahmen stark zurück. - keystone

Auch bei der Umbenennung läuft es nicht rund: Die Firma musste am Montag ein leuchtendes X-Logo auf dem Dach der Zentrale wieder abmontieren. Es war ohne die nötigen Genehmigungen aufgestellt worden war.

Zugang gekappt

Musk und die von ihn berufene Twitter-Chefin Linda Yaccarino behaupten, die Verbreitung von Hassrede bei dem Dienst sei stark gesunken. Sie verweisen darauf, dass «99,99 Prozent» der Nutzern angezeigten Beiträge «gesund» seien.

Musk erklärte die Vorgehensweise: Alles, was legal ist, darf behauptet werden – aber die Verbreitung einiger Aussagen kann eingeschränkt werden. Zugleich kappte Elon Musk den früher existierenden Zugang unabhängiger Forscher zu Twitter-Daten, sodass seine Behauptungen nicht mehr überprüft werden können.

Hat Elon Musk selbst starke Meinungen?

In der Klage behauptete X nun, das CCDH wolle nicht Hassrede bekämpfen. Stattdessen sei ihr Ziel, aus Online-Medien Ansichten zu verbannen, mit denen es nicht einverstanden sei. Dabei gehe es um Themen wie unter anderem Klimawandel und Corona-Impfstoffe.

Elon Musk selbst hatte Corona-Risiken heruntergespielt und Impfskeptikern eine Plattform gegeben. Er stellte in den vergangenen Monaten auch wiederholt rechte politische Ansichten zur Schau. Ausserdem warf er etwa US-Medien vor, «rassistisch» gegenüber Weissen zu sein.

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