Gautam Adani: Betrugsvorwürfe gegen indischen Tycoon
Nach Betrugsvorwürfen gegen Gautam Adani verlor sein Unternehmen mehr als 100 Milliarden Dollar an Wert an der Börse.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 24. Januar wurden Betrugsvorwürfe gegen Gautam Adani erhoben.
- Alle Aktien des Hauptunternehmens Adani Enterprises brachen seitdem um 30 Prozent ein.
- Die Firmengruppe verlor mehr als 100 Milliarden Dollar an Wert.
Allein die Aktien des Hauptunternehmens Adani Enterprises in Besitz von Gautam Adani brachen am Donnerstag um 25 Prozent ein. Am Mittwoch waren sie bereits um 30 Prozent gefallen. Die Firmengruppe insgesamt verlor seit Bekanntwerden der Vorwürfe an der Börse mehr als 100 Milliarden Dollar an Wert.
Begonnen hatte der dramatische Absturz am 24. Januar, als das US-Unternehmen Hindenburg Research Betrugsvorwürfe gegen Gautam Adani erhob. Er habe unter Nutzung von Steuerparadiesen Geld in eigene Aktien investiert und damit deren Kurs künstlich hochgetrieben. Hindenburg Research ist eine auf Leerverkäufe spezialisierte Investmentfirma, spekuliert also auf fallende Börsenkurse.
Adani wies die Vorwürfe mit scharfen Worten zurück. Sein Konzern veröffentlichte eine 413 Seiten lange Stellungnahme. Die Anschuldigungen wurden als «nichts als Lügen» und «auf bösartige Weise irreführend» bezeichnet.
Das nützte ihm jedoch wenig. Bis zum Bekanntwerden der Vorwürfe war Adani laut dem US-Magazin «Forbes» der drittreichste Mann der Welt. Am Donnerstag lag er nur noch auf Platz 16.
Firma von Gautam Adani wollte Schulden reduzieren
Der Absturz an der Börse wurde am Mittwoch angeheizt: Adani Enterprises sagte die Ausgabe von frischen Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar ab. Das Angebot war bei gewöhnlichen Investoren auf Desinteresse gestossen.
Schliesslich erklärte Adani Enterprises, es wäre «nicht moralisch richtig», das Vorhaben weiter zu verfolgen. Alle bereits geleisteten Zahlungen würden zurückgegeben. Mit dem Aktienangebot wollte die Firma unter anderem ihre Schulden reduzieren.
Wegen der enormen Kursverluste wurde am Donnerstag der Handel mit mehreren Adani-Papieren ausgesetzt. Mehrere internationale Grossbanken, darunter Credit Suisse und Citigroup, akzeptieren laut Bloomberg News keine Adani-Aktien mehr als Sicherheit für die Krediten-Vergabe.
Der aus einer Mittelklassefamilie stammende Schulabbrecher Gautam Adani hatte seine Karriere mit einer Import-Export-Firma begonnen. Sein Durchbruch kam im Jahr 1995 mit dem Kauf eines Hafens. Heute umfasst sein Firmenimperium alle möglichen Bereiche von Kohleminen über Medien bis hin zu Lebensmitteln.
Die Aktien von Adani Enterprises gewannen in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1000 Prozent an Wert. Gleichzeitig häufte das Unternehmen durch neue Investitionen hohe Schulden an. Kritikern ist Adanis Nähe zum indischen Premierminister Narendra Modi ein Dorn im Auge. Sie vermuten, dass die Beziehung der aus dem Bundesstaat Gujarat stammenden Männer Adani geholfen hat, Regulierungsvorgaben zu umgehen.