Heinz Hermann Thiele ist skeptisch wegen Lufthansa-Rettung
Der Lufthansa-Grossaktionär Heinz Hermann Thiele steht dem staatlichen Lufthansa-Rettungspaket skeptisch gegenüber. Er will mit dem Bundesfinanzminister reden.

Das Wichtigste in Kürze
- Heinz Hermann Thiele ist kein Befürworter der staatlichen Hilfe für die Lufthansa.
- Der Grossaktionär stört sich an dessen Beteiligung von 20 Prozent.
- Er will deshalb mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz sprechen.
Die Luftfahrtgewerkschaften Ufo und Vereinigung Cockpit haben an die Lufthansa-Aktionäre appelliert: das staatliche Rettungspaket für die Airline auf der ausserordentlichen Hauptversammlung kommende Woche anzunehmen.
Die Gewerkschaften riefen am Freitag dazu auf, sich bis Samstagabend anzumelden, um die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht zu gefährden. Der Lufthansa-Grossaktionär Heinz Hermann Thiele will laut «Handelsblatt» mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) über die Lufthansa-Rettung sprechen.
Auch kleinster Kleinaktionär soll abstimmen
Es sei «extrem wichtig, dass auch der kleinste Kleinaktionär sein Stimmrecht ausübt und dem Rettungspaket zustimmt», betonte Ufo-Geschäftsführer Nicoley Baublies. Cockpit-Präsident Markus Wahl erklärte das intensiv verhandelte Paket beinhalte «schwierige Auflagen und Einschnitte» für die Lufthansa. «Und daher verstehen wir jeden Aktionär, der Zweifel wegen dieser Bedingungen hat». Dennoch sei die durch die Corona-Krise stark angeschlagene Airline nur auf diese Weise zu retten.

«Ein Schutzschirmverfahren wäre hingegen unkalkulierbar. Und würde die Risiken für Unternehmen, Mitarbeiter und Aktionäre im gleichen Masse in die Höhe treiben», warnte Wahl. Mit Blick auf die Bedenken des Münchner Unternehmers Heinz Hermann Thiele forderte er: die Bundesregierung müsse «mit den Aktionären in offenen Gesprächen nach einer Lösung suchen».
Wie das «Handelsblatt» unter Berufung auf informierte Kreise berichtete: wollen Thiele als grösster Einzelaktionär der Lufthansa und Finanzminister Scholz über die Vorbehalte bei der Lufthansa-Rettung sprechen. Derzeit werde ein Termin gesucht.
Heinz Hermann Thiele stört die staatliche Beteiligung
Thiele hatte seinen Anteil an der Lufthansa jüngst von zehn auf 15,52 Prozent aufgestockt. Und den geplanten Staatseinstieg in Frage gestellt. Er stösst sich vor allem an der vorgesehenen Beteiligung des Bundes von 20 Prozent und will den Plan nachverhandeln.

Die zwischen der Bundesregierung und der Lufthansa erzielte Einigung sieht auch vor: dass der Bund ein Mitspracherecht bei der Besetzung von zwei der 20 Posten im Aufsichtsrat bekommt. Ein Sprecher des Finanzministeriums bekräftigte am Freitag die Aussage des Ministers Scholz: der Bund habe ein «gutes Angebot auf den Tisch gelegt».
Der wirtschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Klaus Ernst, äusserte sich skeptisch zu Nachverhandlungen: «Die vorliegende Vereinbarung zwischen Rettungsfonds und Konzern kommt der Lufthansa-Geschäftsführung bereits sehr entgegen.» Ernst warf Thiele vor, Profit aus der Krise schlagen zu wollen. Und damit «tausende Existenzen und den Fortbestand einer deutschen Fluggesellschaft» zu gefährden.