Jetzt wollen sogar Jungunternehmer Norwegen verlassen
Viele reiche Norweger verlassen wegen der Steuererhöhung das Land – am liebsten in Richtung Schweiz. Nun droht auch eine Abwanderung bei den Jungunternehmern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Steuererhöhung treibt viele Norwegerinnen und Norweger zur Auswanderung.
- Auch junge Unternehmerinnen und Unternehmer verlassen das Land.
- Die Schweiz ist das beliebteste Ziel bei den Auswandernden.
Im Interview mit Nau.ch sprach der norwegische Millionär Tord Kolstad (51) über die Gründe seiner Auswanderung. Aufgrund der Steuererhöhung in Norwegen kam er in die Schweiz. Hier spart er jährlich 1,3 Millionen Franken, laut eigenen Aussagen.
Doch nun scheinen auch Jungunternehmerinnen und -Unternehmer Norwegen den Rücken zuzukehren.
Zu diesem Ergebnis kommen zwei Masterstudenten von der Norwegian School of Economics (NHH). Auch sie wollen wegen der Steuererhöhung nicht mehr im eigenen Land bleiben.
Als Wahlheimat ist besonders beliebt: die Schweiz. Drei Viertel der ausgewanderten Norwegerinnen und Norwegern lebt in der Schweiz.
«Zunehmender Trend zur Flucht»
Die beiden Masterstudenten Balder Belsvik und Erlend Ramberg stellten für ihre Abschlussarbeit die Frage, ob Norwegen ein Auswanderungsproblem habe. Dabei standen sie mit rund 150 wohlhabenden Personen in Norwegen in Kontakt. Weiter befragten sie 20 Norwegerinnen und Norweger, die das Land bereits verlassen haben und 19 Steueranwälte und Finanzberaterinnen.
Gegenüber NRK News sagte Belsvik: «Wir sehen einen zunehmenden Trend zur Flucht von Kapital und Fachwissen aus dem Land.» Von den befragten wohlhabenden Personen denken 60 Prozent über einen Umzug ins Ausland nach. Weitere 46 Prozent hätten bereits eine Steueranwältin oder einen Steueranwalt wegen eines möglichen Umzuges zur Beratung zugezogen.
Laut Belsvik planen nicht nur ältere Menschen und deren Erben einen Umzug: «Unter jenen, die auswandern, sind zunehmend Jüngere, und sie sind weniger wohlhabend. Es sind vor allem Unternehmerinnen mit Wachstumsfirmen, die auswandern wollen. Da ihnen in der Wachstumsphase das Geld fehlt, um die Vermögenssteuer zu bezahlen.»
Steuerersparnisse in Höhe von 126 Millionen Franken
Die weggezogenen Norwegerinnen und Norweger schätzen ihre Steuerersparnisse gesamthaft auf mehr als 1,5 Milliarden Norwegische Kronen (rund 126 Millionen Franken). Gegenüber der norwegischen Wirtschaftszeitung sagte Belsvik, dass die Zahlen weitaus höher seien als bisher in Medienberichten angegeben. Es handle sich dabei um eigenen Schätzungen der befragten Personen.
Für das Jahr 2022 rechnet das norwegische Finanzinstitut mit Einnahmen aus Vermögens- und Grundsteuern über umgerechnet 3,6 Milliarden Franken. Das zeigt ein Vergleich von «Finanzavisen». Im Vorjahr, als es noch keine Steuererhöhungen gab, waren die Einnahmen bei umgerechnet 1,5 Milliarden Franken.