Joe Biden könnte Schweizer Pharma ins Schwitzen bringen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Unter Präsident Joe Biden wird die USA weniger Lärm und mehr Schulden machen. Grüne Schweizer Firmen könnten profitieren, die Pharma-Branche gerät unter Druck.

Joe Biden
US-Präsident Joe Biden. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Biden will Milliarden investieren, um die Wirtschaft auf Grün umzupolen.
  • Schweizer Firmen aus dem Bereich Green Energy könnten davon profitieren.
  • Der exportorientierten Schweizer Pharma-Branche drohen in den USA Regulierungen.

Mit Joe Biden weht der Wind in den USA wieder in die andere Richtung. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten will die heimische Wirtschaft auf Grün umpolen. Bis drei Billionen Dollar will er dafür in die Hand nehmen.

Dazu kommt ein massives Corona-Hilfspaket: Biden plant eine 2000-Dollar-Zahlung an alle Arbeitnehmer, eine Verlängerung der Arbeitslosenhilfe und mehr Geld für die Impfstoff-Produktion und -Verteilung.

In den USA kommen Bidens Pläne gut an. Goldman Sachs hat vergangenen Samstag erneut die Prognosen nach oben korrigiert. Die Grossbank erwartet für dieses Jahr ein kräftiges Wirtschaftswachstum von 6,6 Prozent.

Pharma
Die Schweizer Pharma-Branche ist Exportlokomotive. - dpa-infocom GmbH

Doch was bedeutet Präsident Biden für die Schweiz? Es sei selten so, dass eine US-Regierung mit ihren Handlungen direkte Konsequenzen auf die Schweizer Wirtschaft habe, sagt Ökonom Adriel Jost von der Beratungsfirma W-Puls. «Die Schweiz konnte sich mit demokratischen und republikanischen Regierungen arrangieren.»

Regierungen setzten nicht alle Versprechen um

Jost glaubt aber, dass gerade Firmen im Bereich nachhaltiger Energie profitieren könnten. Anderswo entstehen Risiken: «Die massive Zunahme der Schweizer Pharma-Exporte in die USA in den letzten Jahren macht die Schweizer Industrie anfällig auf Massnahmen bezüglich mehr Regulierung im Pharmabereich», sagt Jost. Allerdings habe zu diesem Thema noch keine Regierung tatsächlich umgesetzt, was einst angekündigt wurde.

Dabei liegen die Probleme seit Jahren auf dem Tisch: Kein Land zahlt höhere Medikamenten-Preise wie die USA.

Auch Oliver Adler, Chefökonom Schweiz der Credit Suisse, sieht die Pharma-Branche unter Druck. Aber nicht ausschliesslich. «Zum Beispiel könnte Roche profitieren, wenn Schnelltests massiver ausgebreitet werden.»

Coronavirus
Roche könnte von der geplanten Test-Offensive in den USA profitieren. - Keystone

Adler glaubt, dass sich grundsätzlich am Verhältnis zwischen der Schweiz und den USA nichts ändern wird. Das gilt auch für die Nationalbank, welche die US-Regierung Ende 2020 als «Währungsmanipulator» einstufte. «Die SNB bleibt auch unter Joe Biden, respektive Finanzministerin Janet Yellen, tendenziell unter Druck.»

Kein Freihandelsabkommen in Sicht

Unter der Trump-Regierung wurde ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz aufgegleist. Doch eine Ratifizierung ist in weiter Ferne, auch weil sich die Schweizer Landwirtschaft quer stellte. Der CS-Chefökonom zweifelt, dass es hier bald vorwärtsgeht. «Für die USA hat dieses Abkommen weniger Stellenwert als für die Schweiz.»

Und welche Auswirkungen hat die Biden-Regierung auf die Weltwirtschaft? Adler erwartet, dass die USA wieder mehr den multilateralen Weg beschreiten werden. «Der Druck auf China wird stark bleiben, beispielsweise im Bereich der IT-Firmen und der Investitionen generell.» Die Vereinigten Staaten werden weiterhin Eigeninteressen durchsetzen versuchen, «wenn auch mit weniger Lärm».

Donald Trump
Donald Trump habe die Lüge vom Wahlsieg wissentlich genutzt, um den Mob anzustacheln. Dies will der Untersuchungsausschuss in der zweiten Sitzung zeigen. (Archivbild) - dpa

W-Puls-Ökonom Jost teilt diese Prognose. Ihn beunruhigt, dass die Biden-Regierung die Schuldenpolitik noch ausbauen will. «Die Unterstützung ist kurzfristig natürlich positiv für die Wirtschaft – respektive auch dringend notwendig, um die gesellschaftlichen und sozialen Probleme nicht noch weiter zu verschärfen.» Nachhaltig sei dies aber nicht. Bereits heute müsse die Zentralbank diese Schulden mit neu gedrucktem Geld finanzieren, um die Zinsen tief zu halten.

«Das geht lange gut, bis es – die Geschichte zeigt es – dann eben nicht mehr gut geht und ein Land vor wirklich grossen Problemen steht», sagt Jost. Und ergänzt: «Wenn die USA vor wirklich grossen Problemen steht, wird dies auch für die Weltwirtschaft eine schwierige Zeit werden.»

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