Nestlé-Chef senkt Jahresziele und baut um

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Vevey,

Der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe kippt die Erwartungen für 2024 und zieht einen Umbau der Geschäftsleitung vor.

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Laurent Freixe ist neuer CEO von Nestlé. (Archivbild) - keystone

Nestlé ist in den ersten neun Monaten 2024 zu wenig stark gewachsen, um die bisherigen Wachstumsziele fürs Gesamtjahr noch zu erreichen. Deshalb kappt der neue Chef Laurent Freixe nun die Erwartungen für 2024. Zudem drückt der neue Chef dem Konzern mit dem Umbau der Geschäftsleitung seinen Stempel auf.

Insgesamt setzte Nestlé in den ersten neun Monaten 67,1 Milliarden Franken um, wie der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem organischen Wachstum von 2,0 Prozent.

Der frühere Chef Mark Schneider hatte zuletzt betont, Nestlé werde im Gesamtjahr organisch um «über 3 Prozent» zulegen. Doch das scheint zu optimistisch. Laurent Freixe, der nach einer langen Karriere beim Lebensmittel-Multi im August die Geschäftsführung übernahm, erteilt den falschen Hoffnungen nun eine Absage und senkt die Erwartungen ans Gesamtjahr.

«Die Konsumentennachfrage hat in den letzten Monaten nachgelassen und wir erwarten, dass dieses Umfeld verhalten bleiben wird», wird Freixe in der Mitteilung zitiert. «In Anbetracht dessen und unserer weiteren Massnahmen zum Abbau von Lagerbeständen bei Kunden im vierten Quartal haben wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr aktualisiert», so der CEO.

Nestlé werde wohl 2024 organisch nur um «etwa 2,0 Prozent» wachsen, heisst es in der Mitteilung. Analysten hatten damit gerechnet, dass Freixe die Jahres-Guidance senken würde. Auch die operative Marge dürfte leiden. Sie wird gemäss dem Firmenchef noch bei «etwa 17 Prozent» liegen. Davor hatte Nestlé für das laufende Jahr noch eine leichte Verbesserung gegenüber der Vorjahresmarge von 17,3 Prozent vorausgesagt.

Zum organischen Wachstum von 2,0 Prozent trugen Preiserhöhungen von 1,6 Prozent und ein höheres Verkaufsvolumen (das sogenannte Real Internal Growth, RIG) von 0,5 Prozent bei. Im dritten Quartal erhöhte Nestlé die Preise noch um 0,6 Prozent, während die Verkaufsvolumen und Mixeffekte um 1,3 Prozent zunahmen. «Wenn man sich das Wachstum ansieht, bleibt Volumen und Mix sowohl im Neunmonatszeitraum als auch im dritten Quartal stabil und positiv. Allerdings ist das Umfeld weiterhin herausfordernd», sagte Freixe an einem Telefonat mit Medien.

Kunden reduzieren ihre Lagerbestände

Die Preisanpassungen würden nun weiter normalisiert, nachdem sie in den beiden Vorjahren «beispiellos» angehoben worden seien. Dass die Verkaufsvolumen nicht stärker zunahmen, begründet Nestlé unter anderem mit der nachlassenden Konsumentennachfrage. Ein anhaltendes Thema war ausserdem der Konflikt in Nahost. Konsumenten würden sich gegenüber globalen Marken «im Zusammenhang mit den geopolitischen Spannungen» zurückhalten, heisst es in der Mitteilung.

Zudem hätten Kunden ihre Lagerbestände reduziert, heisst es in der Mitteilung. Dabei sei es jedoch nicht um einzelne Kategorien gegangen, die nicht gefragt waren, erläuterte Finanzchefin Anna Manz. Vielmehr hätten Detailhandels-Kunden in manchen Regionen, insbesondere in den USA und Lateinamerika, ganz allgemein angesichts der trüben Konsumentenstimmung ihre Kosten tief gehalten und dadurch ihre Bestände abgebaut statt aufgestockt.

Bezogen auf die einzelnen Produktkategorien waren die üblichen «Stars» der Firma auch diesmal gefragt. So leistete die Kategorie Kaffee, zu der unter anderem die Kaffeemarken Nescafé, Starbucks und Nespresso gehören, mit einem organischen Wachstum im mittleren einstelligen Bereich den grössten Beitrag zum Gesamtwachstum.

Das Tierfutter mit der Marke Purina erzielte laut Mitteilung ein niedriges einstelliges Wachstum. Süsswaren mit Marken wie Kitkat zogen im mittleren einstelligen Bereich an.

Das zuletzt schwächelnde Geschäft mit Gesundheitsprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln, Nestlé Health Science, legte nun wieder im tiefen einstelligen Bereich zu. Es hatte mit IT-Integrationsproblemen zu kämpfen. Im dritten Quartal sei der Umsatz organisch nun sogar im zweistelligen Bereich gewachsen. «Die Wiederherstellung ist auf Kurs», heisst es dazu.

Einen organischen Rückgang der Umsätze verzeichnete Nestlé hingegen bei Milchprodukten und im Kulinarikgeschäft, wobei dort vor allem Kaffeeweisser und Tiefkühlprodukte gemieden wurden.

Nestlé baut Konzernleitung um

Mit einem Umbau der Konzernleitung will Freixe nun Nestlé wieder zum Erfolg führen. Die 2022 vorgenommene Zonen-Reorganisation wird rückgängig gemacht: Die Zonen Lateinamerika und Nordamerika werden wieder zusammengelegt und Greater China in die Asien-Zone integriert. Zudem kommt es zu einigen Wechseln in der Konzernleitung – neu sind darin mit Nespresso-Chef Philipp Navratil und der neuen Personalchefin Anna Lenz zwei Schweizer vertreten.

Die Leiteung der Zone Asien, Ozeanien und Afrika (AOA) übernimmt Remy Ejel. David Zhang tritt aus der Konzernleitung aus und bleibt Präsident und CEO der Region China, wie es weiter hiess. Keine Änderungen gibt es in der Zone Europa (EUR), die weiterhin von Guillaume Le Cunff geleitet wird.

Die Zonen Nordamerika und Greater China waren erst 2022 unter Freixes Vorgänger Mark Schneider geschaffen worden.

Allerdings müssen Investoren nun nicht darum bangen, künftig weniger Informationen zu deren Entwicklung zu bekommen: Zwar wird die finanzielle Berichterstattung nur noch die fünf Bereiche Zone AMS, Zone AOA, Zone EUR, Nestlé Health Science und Nespresso umfassen. Das Unternehmen werde aber jedes Quartal freiwillig den Umsatz für Nordamerika und für Lateinamerika sowie für Greater China ausweisen.

Nestlé-Chef Freixe begründete die Änderungen in der Mitteilung mit einer einfacheren Zusammenarbeit: «Die verkleinerte Konzernleitung und eine enge Zusammenarbeit unserer Führungskräfte am Hauptsitz werden unsere Arbeit vereinfachen, die Entscheidungsprozesse beschleunigen und unseren globalen Initiativen eine grössere Dynamik verleihen.»

In der neuen Geschäftsleitung werden auch zwei Schweizer tragende Rollen übernehmen: Nespresso-Chef Philipp Navratil tritt der Konzernleitung bei und berichtet neu direkt an den CEO. Anna Lenz, zurzeit Landeschefin von Nestlé Portugal, wird Leiterin Human Resources. Sie folgt in dieser Funktion auf Béatrice Guillaume-Grabisch, die Nestlé verlassen wird.

Ein Teil der Aufgaben von Guillaume-Grabisch wird aber noch auf weitere Köpfe aufgeteilt, hatte sie doch bislang auch den Bereich Business Services unter sich. Der bisherige Leiter Business Services, Hans-Ulrich Mayer, wird künftig direkt an Finanzchefin Anna Manz berichten.

Investment in Marken und Innovation wieder hochfahren

Der für die Informationstechnologie zuständige Chris Wright rapportiert dagegen neu direkt an den CEO, allerdings ohne Sitz in der Konzernleitung, ebenso die Abteilungsleiterin für Nachhaltigkeit, Antonia Wanner.

Freixe machte in der Mitteilung klar, dass diese Bereiche für ihn zentral sind: Mit der Neuaufstellung würden alle Schlüsseleinheiten, die die Finanzergebnisse und den unternehmerischen Wandel beförderten, nun direkt an ihn berichten.

Er wolle das Investment in die Marken und Innovation wieder hochfahren, um Marktanteile zu gewinnen und das Wachstum zu beschleunigen. Einen grösseren Schwerpunkt soll auf die digitale Transformation von Nestlé gelegt werden. Das Unternehmen solle von Daten und KI getrieben werden.

Weiter verlässt Bernard Meunier die Konzernleitung Ende März und übernimmt dafür die Leitung strategischer Projekte für die Gruppe. David Rennie, zurzeit Leiter Nestlé Coffee Brands, übernimmt von Bernard Meunier die Rolle als Leiter Strategische Geschäftseinheiten, Marketing und Verkauf.

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