Nestlé-Produkte werden teurer - doch Käufer greifen trotzdem zu

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Vevey,

Kaffeetrinken, Frühstücksflocken essen oder den Hund füttern wird künftig teurer: Der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestlé, Hersteller von Marken wie Nespresso, Cini Minis oder Purina-Hundefutter, erhöht die Preise für seine Produkte. Damit reagiert der Konzern auf die steigende Kosteninflation. Doch die Käufer greifen weiter kräftig zu - besonders im Premium-Segment.

Nestlé
Das Logo des Nahrungsmittelriesen Nestlé. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • «Inzwischen gibt es fast keinen Ort im Unternehmen, der von der Inflation ausgenommen ist», sagte Schneider am Donnerstag im Rahmen der Präsentation von Nestlés Geschäftszahlen.

Begonnen habe es beim Transport und bei der Verpackung. «Die Preise in der Containerschifffahrt sind geradezu in den Himmel geschossen.» Und für diese Preissteigerungen könne man sich nicht absichern.

Anders als etwa bei den Rohstoffen, deren Preise ebenfalls stark anzogen. Dort konnte Nestlé zumindest teilweise die Preise absichern, wie Schneider erklärte. Aber auch gestiegene Kosten für Energie oder Personal wirkten sich auf Nestlés Geschäft im vergangenen Jahr aus. Und Schneider rechnet damit, dass es in diesem Jahr so weitergeht: «Die Input-Kosten werden dieses Jahr noch höher sein als letztes Jahr», sagte er.

Für Nestlé ist klar: Man muss diese zusätzlichen Kosten über Preiserhöhungen abfedern. Das Unternehmen hat die Preise im vergangenen Jahr darum über den gesamten Konzern um 2 Prozent angehoben - am stärksten im vierten Quartal, als die Preissteigerungen erstmals seit mehr als sechs Jahren über 3 Prozent betrugen. Und für dieses Jahr stellt Schneider weitere Erhöhungen in Aussicht. Damit ist das Unternehmen allerdings in guter Gesellschaft. Denn auch die grossen Nestlé-Konkurrenten, die britische Unilever und die französische Danone, kündigten in der letzten Zeit Preiserhöhungen an.

Für die Konsumenten im Laden heisst das: Sie bezahlen mehr für ihre Flocken, ihr Hundefutter oder ihre Tasse Kaffee. Deshalb stellt sich die Frage, ob Nestlé durch die Preiserhöhungen Kunden verliert. Aktuell wiesen Daten nicht in diese Richtung, erklärte Schneider. Im Gegenteil, man sehe weiterhin ein «starkes Konsumentenumfeld».

Unterstrichen wird seine Aussage durch das enorm hohe Mengenwachstum. Nestlé verkaufte nämlich mengenmässig 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr, das ist laut Analysten das beste Wachstum seit mehr als dreissig Jahren. Die Kunden haben also trotz höherer Preise munter weitergekauft.

Doch der Nestlé-Chef weiss auch, dass er den Preishammer nicht zu hart ansetzen darf. Vor allem gegenüber einkommensschwachen Konsumenten sei es wichtig, die Preise «verantwortungsvoll anzupassen», meinte er. Denn das mittlere Preissegment ist laut dem CEO das Sensibelste. Heisst: Dort verzichten die Käufer schneller auf einen Kauf, wenn ihnen ein Produkt zu teuer ist.

Anders als die Wohlhabenderen. Kunden, die die Produkte aus dem Premium-Segment von Nestlé kaufen, sind eher bereit, für ihre Lieblingsmarken etwas mehr zu bezahlen.

Vermehrt solche Kunden abzuholen, ist genau die Strategie von Nestlé: Das Unternehmen fokussiert sich seit längerem vermehrt auf sogenannte Premium-Marken. Dazu gehört beispielsweise das Purina-Hundefutter, welches zweistellig wuchs, oder Starbucks, von dem Nestlé in Europa die Verkaufsrechte hält.

Kaffee und Tierfutter waren denn auch die Kassenschlager im letzten Jahr. Inzwischen macht die Kategorie der Premium-Produkte bereits 35 Prozent des Umsatzes aus. Im Vorjahr hatte der Anteil noch bei 30 Prozent gelegen, vor zehn Jahren sogar erst bei 11 Prozent.

Zuletzt hat Nestlé auch im Wassergeschäft denselben Weg eingeschlagen - sich von weniger funkelnden Marken getrennt und dafür das Geschäft mit Premium- und Funktionswasser ausgebaut. Das hat sich nun bezahlt gemacht: Der zuvor schwächelnde Bereich legte 2021 nun wieder zu und zwar um 6,8 Prozent.

Insgesamt wuchs der Umsatz von Nestlé vergangenes Jahr um 3,3 Prozent auf 87,1 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Donnerstag berichtete. Allerdings verdiente Nestlé etwas weniger am Umsatz. Wie erwartet drückten die Kostensteigerungen bei Verpackung, Logistik und Rohstoffen auf die Profitabilität.

Unter dem Strich resultierte allerdings ein deutlich höherer Gewinn von 16,9 Milliarden Franken. Das entspricht einer Steigerung um 38,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei hat der Gewinn aus dem Verkauf eines Teils der Anteile an L'Oréal die höheren Wertbeeinträchtigungen von Sachanlagen und sonstigen Sonderposten mehr als wett gemacht, wie die Verantwortlichen erklärten.

Nebst den Finanzzahlen kommunizierte Nestlé am Donnerstag auch zwei Nominationen neuer Verwaltungsräte. Und dabei ist dem Unternehmen ein Coup gelungen. So stellt sich nämlich unter anderem der Finanzchef von Apple, Luca Maestri, für das Gremium zur Verfügung.

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