Preiskampf in Skigebieten geht nicht auf
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Skigebiete versuchen mit günstigen Abos Besucher anzulocken.
- Dieser Preiskampf dürfte weitergehen – trotz der bisher durchzogenen Bilanz.
- Der Experte stellt zudem eine Verhaltensänderung bei den Schneesportlern fest.
Unter den Walliser Skigebieten tobt der Kampf um die Skitickets wie unter den stolzen Eringerkühen. Neuster Aufreger: Das Nobel-Skigebiet Crans-Montana droht aus dem Tarifverbund «Magic Pass» auszusteigen. Der Pass bietet im Vorverkauf für 549 Franken die ganze Saison Zugang zu 30 Westschweizer Skigebieten.
Crans-Montana forderte, dass künftig ein Premium-Angebot eingeführt werden solle. Magic-Pass-Kunden sollten demnach während der Hochsaison einen Aufpreis bezahlen. Die 29 Skigebiete – darunter Glacier 3000, Grimentz oder Leysin – halten nichts von der Idee. Und drohen Crans-Montana nun im Gegenzug, sie aus dem Verbund auszuschliessen.
Neu im Magic Pass ist auch Saas-Fee. Der Wintersportort zeigte 2016 deutlich, wo der Hammer hängt. Für 222 Franken gab sie die Saisonkarten her. Mit dem Slogan «Das haut dich um!» versuchte das Skigebiet mehr Besucher anzuziehen. Die Aktion wurde jedoch zum Boomerang.
Saas-Fee stellt Billig-Abo wieder ein
Denn bereits im zweiten Jahr verpuffte der Effekt, der Saisonkarten-Verkauf brach ein, die Millionenausgaben für zusätzliche Werbung blieben, ebenso wie die Betriebskosten. «Eine Fehlentscheidung», bilanziert der Geschäftsbericht 2017/2018. Saas-Fee stellte das Billig-Angebot ein.
Dennoch: Die Dumping-Karte Saas-Fees machte andere Schweizer Wintersportdestinationen nervös. Einige zogen mit oder schlossen sich zu Tarifverbünden zusammen.
Preiskampf geht weiter
Dass Saas-Fee sein Angebot nun zurückzieht, habe auf andere Gebiete wenig Einfluss, schätzt Jürg Stettler. Er ist Chef des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern. Denn: «Saas-Fee ist nur ein einzelnes Skigebiet mit einem hohen Anteil an Übernachtungsgästen.»
Das heisse aber nicht, dass nach dem Aus des Saas-Fee-Angebots der Preiskampf entschärft sei. Stettler verweist auf die unterschiedlichen Preismodelle, wie vergünstigte Saisonkarten oder dynamische Preismodelle, die inzwischen existieren.
«Diese Entwicklung dürfte weitergehen und der Preiskampf aufgrund der Überkapazitäten und der rückläufigen Nachfrage sowie den zunehmenden Kosten für etwa die Beschneiung weiter zunehmen.»
Dynamische Preise kurbeln Umsatz an
Ob die Verbund-Skipässe das Wundermittel sind, um das serbelnde Wintersportgeschäft zu retten, kann Stettler indes nicht sagen. Ein Fragezeichen setzt der Tourismusexperte auch hinter die dynamischen Preise.
«Sie sind ein Versuch, die Nachfrage zu stimulieren und im Idealfall die durchschnittlichen Preise zu erhöhen», so Stettler. «Aufgrund der letzten zwei Winter und der Berichterstattung der Bahnen mit den neuen Preismodellen scheint das bis jetzt zu funktionieren.»
Allerdings sei unklar, ob die guten Ergebnisse eine Folge der neuen dynamischen Preismodelle oder der guten Schnee- und Wetterbedingungen sowie der guten Wirtschaftslage waren. «Eine Beurteilung kann man erst längerfristig machen», so Stettler.
Kunden werden zu Schnäppchenjägern
Der HSLU-Dozent befürchtet, dass die Kunden durch dynamische Preise zu Schnäppchenjäger umerzogen werden. «In der Hotellerie oder auch bei den Flugpreisen war das so. Zumindest bei dem Teil der Gäste, die sehr preissensibel sind.»
Mit Frühbucher-Rabatten der dynamischen Preismodelle werde jedoch versucht, dem Trend, dass immer später gebucht wird, entgegenzuwirken. «Das scheint gemäss den ersten Erfahrungen zu funktionieren. Wie sich das auf die Hotels in den Ski-Regionen auswirken wird, ist abhängig vom Erfolg der Preismodelle.»
Wer im Preiskampf der Skigebiete die Nase vorn hat, wird sich damit frühestens nach dem nächsten Winter zeigen.