Shopping am Black Friday stösst auch auf Kritik
Die Rabattschlacht am heutigen Black Friday ist gestartet. Doch während sich die einen auf Schnäppchen stürzen, kritisieren andere den Konsumwahn. Bei günstigen Angeboten siege häufig der Impuls über den Verstand.
Das Wichtigste in Kürze
- Spendenaktionen, Tauschbörsen oder Gegenplakate: Nicht alle Schweizer Detail- und Onlinehändler machen beim Black Friday mit.
«Wer sich das ganze Jahr für faire Preise und nachhaltige Produktion einsetzt, kann diese Marketingmasche nicht befürworten», schreibt etwa der Verein Fashion Revolution, der sich für eine faire und ökologische Modeindustrie einsetzt, auf seiner Webseite.
Stattdessen hat er den «Colorful Friday» ins Leben gerufen, bei dem die teilnehmenden Shops freiwillig 10 Prozent ihres Tagesumsatzes für ein sinnvolles Projekt spenden können. Für die Kunden bleiben die Preise hingegen gleich.
Auch am sogenannten «Fair Friday» geben rund 160 Geschäfte, darunter beispielsweise der Buchhändler Orell Füssli, ihren Kunden die Möglichkeit, auf einen Rabatt zu verzichten und stattdessen einen Betrag zugunsten von Caritas zu spenden.
«In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Menschen, darunter 100'000 Kinder, in Armut», heisst es auf der Webseite der Aktion, die vom Westschweizer Buchhändler Payot ins Leben gerufen wurde.
Tauschen statt kaufen ist bei der Taschenmarke Freitag angesagt: Sie geht gegen übermässigen Konsum vor mit einer Plattform, auf der die Kunden untereinander ihre Taschen tauschen können. Der Onlineshop wird am Black Friday hingegen gar komplett heruntergefahren.
Kritik am Konsumtag kommt aber nicht nur aus dem Detailhandel selbst, sondern auch von Umweltorganisationen wie etwa Greenpeace oder der Klimastreikbewegung, die immer wieder darauf hinweisen, dass durch den übermässigen Konsum grosse Schäden an der Umwelt entstünden.
Aber auch die Situation der Arbeitnehmer sorgt für Kritik. «Leidtragende dieses von Unternehmen geförderten Konsumrausches sind die Arbeitnehmenden, die die bestellten Produkte unter riesigem Zeitdruck verpacken, transportieren und ausliefern müssen», schreibt etwa die Gewerkschaft Unia in einer Mitteilung zur Situation in der Logistik.
Diese Konzentration auf einen Tag und die damit verbundene Überlastung der Infrastruktur hält auch E-Commerce-Experte Ralf Wölfle von der Fachhochschule Nordwestschweiz für problematisch. Viele Anbieter würden zwar versuchen, den einen Tag auf eine Zeitspanne von bis zu drei Tagen auszudehnen. «Das wirkt aber nicht so richtig, weil die Kunden glauben, nur an diesem einen Tag die besten Angebote erhalten zu können», so Wölfle.
Doch auch die Kunden selbst sind häufig gar keine Fans der Rabattschlacht. Laut einer Umfrage des Portals Blackfridaydeals.ch wollen knapp die Hälfte der Schweizer den Marketing-Event, der vor fünf Jahren aus den USA importiert wurde, abschaffen.
esellschaftlich wichtige Themen wie Klimaerwärmung und Überkonsumation würden den Tag in den Hintergrund rücken, heisst es als Begründung. Dem entgegen steht allerdings, dass in den letzten Jahren am Black Friday so viel eingekauft worden ist, wie an keinem anderen Tag im Jahr.
Dafür gibt es jedoch eine wissenschaftliche Erklärung: Den Intention-Behaviour-Gap. «Die Leute wollen zwar nachhaltig einkaufen, wenn es dann aber um das eigene Portemonnaie geht, entscheiden sie sich trotzdem für das günstigere Angebot», sagt Marc Linzmajer, Wissenschaftler an der Universität St. Gallen (HSG), zur Nachrichtenagentur AWP.