WEF 2025: Nützt es der Schweiz – oder kostet es nur?
Mit der Durchführung des WEF in Davos ist ein beträchtlicher Aufwand verbunden. Doch in der Bilanz lohne sich dieser, sagt ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen des WEF fallen hohe Kosten für die Sicherheit an.
- Es gebe zwar unschöne Aspekte, doch in der Bilanz lohne sich der Aufwand, so ein Experte.
- Dies gelte sowohl für Davos wie auch für die Schweiz.
Nun ist auch das WEF 2025 Geschichte, mit all seinen Podiumsgesprächen, Ansprachen, Panels, Workshops und Treffen unter vier Augen. Es hat einmal mehr die Welt nach Davos blicken lassen, einmal mehr für Proteste gesorgt und einmal mehr viel gekostet.
Einen hohen einstelligen Millionenbetrag budgetiert die Eidgenossenschaft jeweils, um die Sicherheit der Staatsoberhäupter, Stars und Noch-Terroristen zu gewähren. Ganz zu schweigen von den exorbitanten Preisen, die für Kost und Logis verlangt werden.
WEF «spricht nicht klassischen Feriengast an»
Haben die Schweiz, die Bevölkerung und der Davoser Tourismus aber wirklich etwas davon? «Die hohen Preise während dem WEF sind unschön und verärgern die ‹normalen› Feriengäste», bestätigt Jürg Stettler. Er ist Leiter des Instituts für Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern und beschäftigt sich unter anderem mit Destinationsmarketing.
Doch die Preise würden den Anbietern allenfalls helfen, indem die wegen des WEF vorhandenen Überkapazitäten finanziert werden können. Doch werden in der WEF-Woche auch die «richtigen» Bilder für den Ferienort Davos in der Welt verbreitet? Nun, immerhin sieht man viele schöne Berge und viel Schnee, aber auch viele Rednerpulte und Geschäftsleute.
«Ja, das WEF spricht nicht den klassischen Feriengast an – muss es aber auch nicht», findet Stettler. Denn es sei im Gegenteil eben sinnvoll, zu diversifizieren. «So kann man Jahreskongresse oder andere Business-Veranstaltungen nach Davos holen, auch ausserhalb der klassischen Saison.»
Davos ohne WEF: undenkbar
Stettler kehrt den Spiess sozusagen um: Wie wäre es denn, wenn es das WEF in Davos nicht gäbe? Immerhin hat das Weltwirtschaftsforum seinen Sitz in Cologny GE, müsste also sein Jahrestreffen nicht zwingend in den Alpen abhalten.
«Davos wäre ohne WEF viel weniger gut positioniert als mit dem WEF», betont Tourismus-Experte Stettler. Denn alles andere verblasst im Vergleich: «Ein Anlass wie der Spengler Cup ist für den Schweizer Markt und vor allem für das Eishockey-interessierte Publikum sehr relevant.»
Wichtig sei – analog zum Spengler Cup – die Tradition: «Dass der Anlass seit Jahrzehnten immer wieder am gleichen Ort stattfindet. So wie das Lauberhorn-Rennen halt für Wengen steht. Das ist der Unterschied zu einmaligen Grossveranstaltungen wie etwa Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen.»
Damit erreiche man eine hohe Identifikation: Davos ist das WEF und das WEF ist Davos. Das sei deutlich zutage getreten, als das WEF begann zu überlegen, aus Davos wegzuziehen. «Da hat man gemerkt, wie wichtig das WEF für Davos ist – und welche Folgen ein Wegzug hätte.»
Kosten-Nutzen-Bilanz positiv
Wichtig – aber auch teuer. Und immerhin zahlt einen schönen Teil der Ausgaben nicht Davos, sondern die Schweiz. Doch auch diese habe etwas davon, betont Jürg Stettler.
Denn: «Berücksichtigen muss man auch den Umsatz.» Stettler verweist auf eine Studie der Universität Sankt Gallen, die dies für 2023 veranschlagt hat.
Das Ergebnis lässt sich sehen: «Insgesamt rund 100 Millionen Franken für Davos und weitere 80 Millionen Franken für die übrige Schweiz: Es profitieren Branchen von der Hotellerie bis zu Sicherheitsdienstleistungen.»
Verbesserungspotenzial sieht der Fachmann nur bedingt. «Die hohen Preise sind natürlich unschön, aber das lässt sich wohl kaum verhindern. Das ist freie Marktwirtschaft. Das sehen wir auch in Basel im Zusammenhang mit dem ESC.»
Tourismus-Experte Jürg Stettler zieht für den Nutzen des WEF deshalb folgendes Fazit: «Es verursacht hohe Kosten und unangenehme Nebenwirkungen. Aber in der Bilanz ist das ein Event, der sich für Davos, aber auch für die ganze Schweiz auszahlt.»