Wie geht es mit Bitcoin nach 100'000er-Marke weiter?
Die Kryptowährung Bitcoin ist wieder in aller Munde. Nach einem ersten Ausrufezeichen im Frühjahr sorgte die Wahl von Trump zu einer veritablen Kursexplosion.
Der Durchbruch der Marke von 100'000 Dollar war zudem für die «Krypto-Leitwährung» laut Marktbeobachtern noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Begonnen hat der Bitcoin das Jahr 2024 bei gut 42'000 Dollar. In Erwartung des vierten Halvings, bei dem die Anzahl neuer Bitcoins pro Block halbiert wird, stieg die Blockchain-Devise bis Mitte März auf gut 73'000 Dollar, womit das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2021 überboten wurde.
Die grossen Hoffnungen auf weitere Kursgewinne wurden in der Folge aber dann lange Zeit nicht erfüllt und Anfang September fiel der Kurs zeitweise sogar unter 54'000 Dollar. Ab Ende Herbst folgte dann eine beeindruckende Rekordjagd, die bis dato anhält. Stand Mittwoch beträgt das aktuelle Allzeithoch 108'364 Dollar.
Dem Bitcoin bei seinem Rekordlauf anfänglich geholfen hat sicherlich die Zulassung der Spot-ETFs in den USA. Lange erwartet, wurden die Instrumente im Frühling von der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC genehmigt und schafften damit neue regulatorische Klarheit vor allem für institutionelle Investoren.
Dies führte laut Händlern zu einem «massiven» Anstieg der institutionellen Nachfrage und stärkte die Position des Bitcoins als Anlageklasse. Gezündet hat die Zulassung der ETFs allemal: Stand Mitte Dezember flossen nach fast einem Jahr bisher knapp 37 Milliarden Dollar in die grössten ETF-Anlagevehikel von Blackrock und Co. Zum Vergleich: Ein Jahr nach der Einführung von ETFs auf Gold in den USA Ende 2004 betrugen die verwalteten Vermögen nach einem Jahr rund eine Milliarde Dollar.
Der zweite wichtige Treiber 2024 war die erneute Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA. Früher noch als Kritiker geltend, umgarnte Trump die «Krypto-affine» Wählerschaft im Wahlkampf mit grossen Verspechen zur «Krypto-Nation» USA.
Kryptogemeinde hat allen Grund zur Freude
Trump schaffte es, sich als Befürworter von Kryptowährungen zu etablieren, auch weil er sich «kryptofreundliche» Mitstreiter wie den Vizepräsidenten J.D. Vance zur Seite stellte. Anfang Dezember kündigte der designierte US-Präsident zudem an, den Risikokapitalgeber David Sacks zum Regierungsbeauftragten für Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen zu machen.
Beide Themenbereiche seien «entscheidend für die künftige Wettbewerbsfähigkeit Amerikas», teilte Trump über sein Online-Sprachrohr Truth Social mit. Sacks ist ebenfalls ein Vertrauter von Tech-Milliardär Elon Musk, der im Zusammenhang mit dem «Meme»-Token Doge bereits für Schlagzeilen sorgte.
Die Kryptogemeinde hat also momentan allen Grund zur Freude. Kritische Stimmen sind aktuell kaum zu hören oder verstummen im Lärm der herrschenden Euphorie.
Die steten Mahner verweisen indes weiterhin darauf, dass regulatorische und technische Risiken zum Alltag von Bitcoin gehören. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Bitcoin im Angesicht schlechter Nachrichten volatil reagiert. Sollte etwa technische Probleme oder Sicherheitslücken bei einer grossen Handelsbörse erneut das Vertrauen der Anleger erschüttern, sind massive Kursverluste möglich.
Vorerst bleibt der Blick ins Jahr 2025 aber von Optimismus geprägt. Viele Analysten erwarten, dass Bitcoin die psychologisch wichtige Marke von 100'000 Dollar halten wird, gestützt durch ein starkes institutionelles Engagement und das weiterhin sinkende Angebot.
So verweisen etwa die Krypto-Experten von 21Shares auf das Unternehmen MicroStrategy. Der US-Softwareentwickler unter seinem CEO Michael Saylor hat seine Bestände auch 2024 weiter erhöht. Mittlerweile sitzt das Unternehmen auf nicht realisierten Gewinnen von über 8 Milliarden Dollar. «Im Jahr 2025 könnten andere Institutionen dem Beispiel von MicroStrategy folgen», heisst es im Bericht von 21Shares.
Volatilität befindet sich im Abwärtstrend
Auch die Nutzung von Bitcoin im Zahlungsverkehr könnte zunehmen, insbesondere in Ländern mit hoher Inflation, wo Bitcoin zunehmend als Alternative zur nationalen Währung gesehen wird. So könnte etwa eine tatsächliche Ankündigung der zukünftigen US-Regierung zur Aufnahme des Bitcoin in die Staatsfinanzen eine weitere Kaufwelle auslösen.
Es ist also wieder die Zeit, in der sich diverse «Experten» mit immer höheren Prognosen überbieten. Die Möglichkeit, dass ein Bitcoin zu einem Wert von einer Million Dollar gehandelt wird, macht wieder die Runde.
«Vieles, was vor Wochen noch undenkbar war, rückt nun in den Bereich des Möglichen», sagt dazu Dominic Weibel, Head of Research bei Bitcoin Suisse. Er selbst habe es kaum für möglich gehalten, dass beispielsweise ernsthaft über eine staatliche Bitcoin-Reserve in den USA diskutiert werde.
Bei Bitcoin Suisse sind die Ansprüche nicht ganz so hoch: Das Expertenteam des Kryptovermögensverwalters geht zumindest mittelfristig davon aus, dass das neue Allzeithoch des jetzigen Aufwärtszyklus' bei rund 180'000 Dollar liegen wird.
Das Team rund um Wiebel geht zudem davon aus, dass sich der Bitcoin-Kurs weniger volatil zeigen wird. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass sich die Volatilität etwa im Vergleich zu Technologieaktien im Abwärtstrend befindet.
Dies sei eine Folge der institutionellen Akzeptanz der Kryptowährung. Gleichzeitig beschränke aber das fortschreitende Eindringen des Bitcoin in die klassische Finanzwelt sein Aufwärtspotenzial.