Jill Nussbaumer (FDP Zug) über den Feministischen Streik
Feminismus hat viele Seiten und kann ganz verschieden ausgelebt werden. Jill Nussbaumer ist Feministin und geht heute nicht auf die Strasse. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Dieser Gastbeitrag zeigt, dass es verschiedenste Arten gibt, wie man Feministin sein kann.
- Der Feministische Streik sollte daher alle feministischen Strömungen berücksichtigen.
- Jill Nussbaumer kämpft für Gleichstellung, aber nicht für das Programm von Gewerkschaften.
Als Feministin ist mir die Abschaffung der Heiratsstrafe ein Herzensanliegen. Denn wenn in einer Ehe beide arbeiten wollen, soll sich dies lohnen. Genauso soll aber auch die Entscheidung frei sein, zugunsten der Kinder zu Hause zu bleiben.
Deshalb unterstütze ich beispielsweise im Zuger Kantonsrat die Gesetzesrevision, mit welcher die Eigenbetreuung von den Steuern abziehbar ist. Dadurch haben alle Familien die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie sie Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung miteinander vereinbaren möchten.
Ich betrachte die Entscheidungsfreiheit nicht nur in Bezug auf Familienpolitik als zentrales feministisches Anliegen, sondern auch in den Bereichen Vorsorge, Schwangerschaftsabbruch und Chancengleichheit.
Es ist bekannt, dass feministische Forderungen unterschiedlich ausfallen können. Um einen feministischen Streik für alle Frauen relevant zu machen, müssen diese Variationen berücksichtigt werden.
Es gibt Unterschiede zwischen verschiedenen feministischen Strömungen, wie dem queer-feministischen Aktivismus von Kim de l'Horizon, den misandristischen Vorstellungen von Alice Schwarzer und dem avantgardistischen Denken von Iris von Roten. Persönlich fühle ich mich am meisten mit der Denkweise von Iris von Roten verbunden, welche sich zu ihrer Zeit nicht dem Programm der Linken anschliessen wollte.
Der Feministische Streik scheint jedoch exklusiv für linke Anliegen auf die Strasse zu gehen. Ich lese ihre Forderungen von einer 30-35 Stunden Arbeitswoche, der Verstaatlichung der Kinderbetreuung und dem Mindestlohn.
Da werde ich direkt unsicher, ob es wirklich um eine breite, feministische Bewegung geht oder nur um den Abklatsch der Forderungen von Juso und Gewerkschaften. Eine Spende an den Feministischen Streik landet übrigens direkt beim Gewerkschaftsbund – das beantwortet meine Frage bereits.
Ich bin eine Feministin, die nicht für das Programm der Gewerkschaften und Juso auf die Strasse geht. Das hält mich aber nicht davon ab, weiterhin für Gleichstellung und Entscheidungsfreiheit zu kämpfen – auch an den anderen Tagen des Jahres.