Aktuell soll es beim Politmagazin «Rundschau» keineswegs rund laufen. Der Chef steht unter Beschuss – nun schützt ihn das Team bei SRF.
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Co-Redaktionsleiterin Franziska Ramser und Gion-Duri Vincenz moderieren bei der «Rundschau» - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Arbeitsklima bei der «Rundschau» beim SRF soll schlecht sein.
  • Es gäbe viel Personalwechsel, Stress und gesundheitliche Probleme auf der Redaktion.
  • Nun hat SRF eine Stellungnahme veröffentlicht und distanziert sich von den Berichten.
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Die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens (SRF) durchlebt turbulente Zeiten. Im Frühling gab es heftige Kritik wegen ihres Beitrags zum Prügel-Fall in Schaffhausen. Die Schaffhauser Regierung legte sogar eine Beschwerde ein.

Nun wird der Führungsstil des Redaktionsleiters Mario Poletti von den eigenen Reihen angeprangert.

Die Redaktion soll von vielen Wechseln und Burn-out-Fällen geprägt sein, wie «CH Media» am Wochenende berichtete. In nur sechs Monaten verzeichnete sie eine Abwanderungsrate von 23,5 Prozent. Vier von 17 Reportern und Reporterinnen haben das Team bereits verlassen, teils intern bei SRF.

Aber es soll noch weiter gehen: Zwei Mitarbeiter erlitten in den letzten zwei Jahren ein Burn-out. Ein vierter Mitarbeiter musste sich nach schweren Erfrierungen an der Hand während Dreharbeiten ins Krankenhaus begeben.

Acht Mitglieder des Teams sind laut «CH Media» der Meinung, dass dringend Veränderungen notwendig sind. Im Rahmen einer Redaktionsretraite hätten sie ein internes Dokument zur Verbesserung ihres Arbeitsklimas geschaffen.

«Rundschau»: Führungsstil bei SRF unter Kritik

Darin werden schwere Vorwürfe gegen den Redaktionsleiter Mario Poletti erhoben. Ihm wird vorgeworfen, wenig Wertschätzung für seine Mitarbeiter zu zeigen. Zudem soll er ihnen sogar das Ergebnis ihrer Recherchen vorgeben – unabhängig von der Realität. Seine angeblich kalte Reaktion auf die Burn-out-Fälle und andere Probleme im Team wird ebenfalls kritisiert.

Die Mitarbeiter beklagen zudem eine unzureichende thematische Planung der Sendungen, was zu ständigen «Feuerwehreinsätzen» führt. Sie berichten laut CH-Media von langen Arbeitstagen, nach denen sie mehrere Tage «völlig gerädert im Bett» verbringen würden.

Schaust du regelmässig «Rundschau»?

Poletti wird vorgeworfen, «Thesenjournalismus» zu betreiben. Er stelle eine These auf und die Reporter müssten versuchen, diese zu bestätigen. Dabei soll es keine Rolle spielen, was in der Realität geschieht. Mit diesem Vorwurf wird auch die Glaubwürdigkeit der «Rundschau» infrage gestellt.

Trotz Gesprächen mit den Vorgesetzten sollen bisher keine dieser Probleme gelöst worden sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen sich daher angeblich, warum SRF-Direktorin Nathalie Wappler und Chefredaktor Tristan Brenn untätig bleiben.

Nun wehrt sich Redaktion

Am Sonntag veröffentlichte SRF eine Stellungnahme der «Rundschau» Redaktion. Die Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten distanzieren sich von der Berichterstattung. Unterschrieben ist das Statement von Moderator Gion-Duri Vincenz (53).

Er teilte das Schreiben der Redaktion zudem auf der Plattform X. Und stellt sich schützend vor seinen Chef Poletti. Sie schreiben: «Wir erleben Redaktionsleiter Mario Poletti als engagierten Chef, der mit Herzblut im Journalismus tätig ist.»

gion-duri vincenz
Der «Rundschau»-Moderator Gion-Duri Vincenz hat die Stellungnahme der Redaktion auf X geteilt.
gion-duri vincenz
Gion-Duri Vincenz steht hinter seinem Chef...
Mario Poltetti
... Mario Poletti, dessen Führungsstil bei «CH Media» unter Beschuss geraten ist.
Rundschau
Die Mehrheit der «Rundschau»-Redaktion distanziert sich von den Vorwürfen.

Zudem werfen sie «CH Media» vor, falsch und ohne Zusammenhang zu zitieren. Sie hätten bei der Retraite die Spannungen im Team besprochen und Lösungen gesucht.

«Die Arbeitslast in der «Rundschau» ist unbestritten hoch, dies führt zu Stress bei den Journalist:innen. Dies ist allerdings nicht der Redaktionsleitung geschuldet, sondern eine Folge des zunehmenden Drucks, den alle Medienhäuser der Schweiz erleben.» Auch der Thesenjournalismus soll bei der «Rundschau» nicht stattfinden.

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